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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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frühen Stunde noch gut besucht. Licht fiel aus den Fenstern; man hörte Gebrüll und Gesang und das Klirren der Tonkrüge. Eine der Türen schwang auf, und ein hünenhafter Mann flog der Länge nach aufs Pflaster. Jemand brüllte hinter ihm her: »Geh nach Hause, Rootaug!«
    »Kannste vergessen, Scheißkerl! Ich muss erst meine Weiber abkassieren!«, brüllte der Hüne zurück. Seine roten Haare leuchteten, als er sich am Fensterrahmen hochzog. Er rülpste laut, schwankte einen Moment auf der Stelle und torkelte singend los, bis er zwischen den Kneipen verschwand.
    Grao'sil'aana bemerkte, dass am Pier etliche dunkle Gestalten umherhuschten. Der Daa'mure verschmolz mit den Schatten, knüpfte mentalen Kontakt und überprüfte sie.
    Die Meisten waren Schmuggler und Diebe. Es waren auch Seeleute unterwegs, die ziemlich betrunken nach ihrem Schiff suchten. Grao'sil'aanas Blick wanderte die Kaimauer entlang.
    Hoch über ihr ragte ein Gewirr aus Rahen und Masten ins Morgenrot. Es musste mehr als ein Dutzend Segler sein, das dort vor Anker lag, und fast alle fuhren unter schwarzer Flagge! Der Daa'mure verzog das Gesicht: Kara'ki war ein Piratennest!
    Fast hätte Grao'sil'aana den Jungen übersehen, der plötzlich zwischen den Kneipen hervor kam. Er sprach ein paar Männer an, schien nach einem Schiff zu fragen – und erhielt als Antwort einen Faustschlag, der ihn niederstreckte.
    Grao'sil'aana beobachtete, wie die Männer ihn an Bord eines der Segler verschleppten. Es war ein Sklavenschiff, eine zweimastige Brigantine, leicht zwischen den anderen Schiffen zu erkennen an ihrem eitel verzierten Spiegelheck.
    Grao'sil'aana nickte zufrieden. Zoras'ter war gefunden.
    Jetzt brauchte er nur noch auf Daa'tan zu warten.
    ***
    »Lapa'loma oheee!«, grölte jemand hinter der nächsten Ecke.
    Daa'tan grinste: Wer immer da unterwegs war, musste ziemlich betrunken sein!
    Gut gelaunt ging der Junge die Gasse hinunter. Er war kurz nach seinem Eintreffen in Kara'ki einer Telepathin begegnet, die ihn für einen Einheimischen hielt und nach einer Schiffspassage befragte. Daa'tan war mit ihr ins Gespräch gekommen. Zoras'ter hatte sich derweil auf den Weg zum Hafen gemacht. Es war geplant, dass sie sich am Pier treffen würden. Daa'tan fühlte sich leicht und beschwingt. Er wusste jetzt, wo sich der brennende Felsen befand. Zumindest glaubte er das.
    »Na, mein Kleiner? So allein unterwegs?«, scholl es rauchig aus der Dunkelheit eines Torbogens. Am Boden dort lag eine halbe Wagenladung verstreut: Fässer, Hölzer und ein paar enorm große Fische. Sie stanken. Etwas bewegte sich zwischen ihnen.
    »Suchst du Gesellschaft?«, fragte die Stimme weiter. Sie war dunkel und kratzig, gehörte aber eindeutig einer Frau.
    Daa'tan wich zurück, als sie in die Gasse trat. Die Frau hatte ihre Augenlider blau bemalt und sich Brabeelensaft auf die Lippen geschmiert. Irgendwie war es ihr gelungen, den fetten Leib in schwarzes Leder zu zwängen. Allerdings nicht ganz.
    Oben und unten quollen Speckringe heraus.
    »So ein Süßer!«, schnurrte sie, packte den Jungen am Gürtel und zog ihn mit einem Ruck zu sich heran. Sie war ein ganzes Stück größer als er – und entschieden stärker. Daa'tan flog nur so nach vorn, sein Gesicht landete klatschend zwischen monströsen Brüsten. Er bog den Kopf zurück und japste nach Luft.
    »Das gefällt dir, was?«, zwitscherte die Nachtschwalbe. Sie hatte Daa'tan fest am Schopf gepackt und schwenkte ihre dicken dunklen Brustwarzen über seine Wangen und seinen Mund.
    »Weg! Lass mich los!«, keuchte der Junge. Er stieß mit den Fäusten nach ihr. »Ich will das nicht! Es ist eklig! Geh weg! Geh weg!«
    »Klar willst du das!« Die Frau lachte gurrend. »Na komm, Kleiner, zeig es mir!« Ihre Hand löste sich von seinem Gürtel und glitt über Daa'tans Unterleib. »Braver Junge! So ist es gut!«
    Daa'tan konnte kaum atmen, so unerträglich war das Gemisch aus Widerwillen, Demütigung und Scham. Andere Gefühle brachte die Hand dieser Frau nicht hervor. Er war nur ein kleiner Junge, gefangen im Körper eines Zwölfjährigen, und er fühlte sich vergewaltigt – obwohl er noch gar nicht wusste, was das war.
    Daa'tan starrte auf die Frau, die sich an ihm zu schaffen machte, und konzentrierte sich. Lass mich los!, befahl er hasserfüllt. Als sie gehorchte, brach seine ganze Wut hervor.
    Dreh dich um und schlag deinen Kopf an die Wand!
    »Lapa'loooma«, grölte jemand. Daa'tan ignorierte es. Noch mal! Fester! Noch mal!
    Das
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