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Objekt Lambda

Objekt Lambda

Titel: Objekt Lambda
Autoren: Frederik Pohl & Jack Williamson
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BUCH I
 
DAS TODESSCHIFF
     
1.
     
    Sonne I nannte man den Ort hier. Er war ursprünglich ein Asteroid um einen jungen blauweißen Riesen im Orionnebel gewesen. Über Jahrhunderte hinweg hatte man ihn vergrößert, ihm neue Decks gegeben und mit einem Tunnelsystem versehen. Jetzt war er das geworden, was wohl einem zentralen Hauptquartier für die lose Union intelligenter Rassen in der Galaxis noch am nächsten stand.
    In einem seiner inneren Decks trafen sich zwei Angehörige einer sehr jungen Rasse. Sie kamen von der Erde. Sie liebten sich und beabsichtigten zu heiraten. All das machte sie zu Kuriositäten für andere Rassen, die so etwas wie Neugier kannten. Sie wurden beobachtet, gehört und gespürt, als sie aufeinander zu eilten. Aber das störte die beiden nicht. Ben Charles Pertin sah das Mädchen und hob sich in einem Dreiprozentschwerkraftsprung über die Köpfe eines drachenähnlichen Wesens hinweg, dann über eines, das zum größten Teil aus einem großen blauen Auge zu bestehen schien, und über ein paar eilige Kollektivintelligenzen von einem der Sterne im Kern der Galaxis. »Verzeihung«, rief er zu ihnen hinunter, dann griff er nach der Hand des lachenden Mädchens und setzte sich neben ihr auf.
    »Geht’s das nächstemal nicht ein bißchen weniger stürmisch?« fragte sie lächelnd.
    Er küßte sie und legte seinen Arm um sie. »Es gehört zu unserem Image.« Er grinste. »Du weißt doch, was der Delegationschef gesagt hat. Wir sollen ihnen zeigen, daß wir hier sind. Die Erde mag zwar der jüngste Planet der Union sein, aber sie soll nicht der unwichtigste bleiben. Es ist unsere Pflicht der Erde gegenüber, uns überall in der Galaxis bekannt zu machen, und unsere Pflicht der Galaxis gegenüber, unsere Kraft und unser Können für sie einzusetzen.«
    »Wenn du damit wieder anfängst«, murmelte das Mädchen, »ist es wohl das beste, du spendierst mir einen Drink.«
    Auf diesem Deck von Sonne I war die Krümmung der sphärischen Oberfläche ziemlich spürbar. Hier war es einfacher zu springen, als gemächlich zu spazieren. Pertin, immer noch mit einem Arm um das Mädchen, griff mit der freien Hand nach dem Haltenetz und stieß sich mit einem Ruck davon ab. Sie schossen an dem drachenähnlichen Geschöpf vorbei, verfehlten ganz knapp einen Stahlträger und landeten neben etwas, das wie ein weichfleischiger Käfer mit drei Dutzend Beinen aussah, und schon waren sie in Sichtweite der kleinen Erfrischungsplattform, die sie bevorzugten.
    »Hallo!« grüßte Pertin ein vorbeiflatterndes Wesen, das ein wenig an eine grüne Fledermaus erinnerte. Es pfiff etwas Schrilles, das Pertins Übersetzer direkt in sein Ohr mit »ich erkenne deine Identität, Ben Charles Pertin, wiedergab.« Auch das Mädchen nickte freundlich, obgleich dieser T’Worlie für sie wie alle anderen seiner Rasse auch aussah und diese Geschöpfe Nicken selbst nicht als Gruß verwendeten, da sie keine Hälse hatten.
    Unterwegs zur Plattform fragte das Mädchen: »Wie ist die Besprechung ausgegangen?«
    »Wie üblich. In der Sonde herrscht Chaos.«
    Besorgt blickte sie ihn an. »Du verheimlichst mir etwas.«
    »Ich erzähle es dir später, bei einem Drink.«
    »Nein, jetzt sofort.«
    Er sah sie nur wortlos an. Da wußte sie Bescheid. »Nein, Ben! Nicht schon wieder!«
    Fast trotzig sagte er: »Ich muß, Zara. Der andere stirbt. Es ist niemand von der Erde in der Sonde, der uns vertreten kann. Also erklärte ich mich einverstanden!« Als er den Kopf hob, bemerkte er die Tränen in den Augen des Mädchens.
    »O Zara«, murmelte er halb gerührt, halb verärgert. »Mach doch keine große Sache daraus. Es ist doch nicht das erstemal.«
    »Ich weiß.« Sie blinzelte verzweifelt, um die Tränen zu vertreiben. »Es ist nur … Ich weiß, es ist dumm von mir, aber es gefällt mir nicht, daß du dort draußen stirbst, während wir in unseren Flitterwochen sind.«
    Die kleine Imbißstube war fast leer. Das war einer der Gründe, weshalb sie sie gern besuchten. Und sie besaß richtige Bedienung, Gekaufte. Sie hatten zwar so gut wie keine Persönlichkeit, aber sie waren echte Menschen, genetisch gesprochen. Pertin brauchte keinen Pmalübersetzer, als er auf Italienisch die Drinks bestellte. Während sie darauf warteten, sahen sie sich ein wenig um. Pertin war jetzt bereits zwei Jahre auf Sonne I, und das Mädchen mehrere Monate. Trotzdem war ihr Interesse an diesem Ort hier keineswegs abgestumpft, genausowenig wie das an ihrer Arbeit. Das
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