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166 - Sohn dreier Welten

166 - Sohn dreier Welten

Titel: 166 - Sohn dreier Welten
Autoren: Stephanie Seidel und Ronald M. Hahn
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Klinge.
    Hydriten verhielten sich anders. Sie waren schon kultiviert gewesen, als die Menschen noch auf Bäumen gehockt und sich gelaust hatten.
    »Beim einzig wahren Gott und seinem eingeborenen Sohn Kristian«, hörte Quart'ol das Plattfischgesicht keuchen. »Was, um alles in der Welt, ist das?« Der Mann klang erschreckt – in etwa so, als hätte seine Gattin ihm ein Kind mit drei Augen geboren.
    Nun wusste Quart'ol, dass ihre Tarnung aufgeflogen war.
    »Diese kleinen Wichte sind Mutanten«, sagte eine wichtigtuerische Stimme aus dem Hintergrund.
    Quart'ol kniff die Augen zusammen und sah sechs oder sieben Kriegern mit schwarzen Schlapphüten. Sie waren bärtig.
    Ihre Kleider standen vor Schmutz, und sie stanken nach Schweiß und Alkohol.
    »Mein Vetter fährt zur See. Er ist weit rumgekommen und hat mir von solchen Dingern erzählt.« Der Krieger räusperte sich. »Man nennt sie Fishmanta'kan, und sie reißen ganze Schiffe ins nasse Grab hinab und fressen dann die Matrosen!«
    Das war zwar hoffnungslos übertrieben, aber die Hydriten hatten dieses Gerücht tatsächlich vor Urzeiten selbst in Umlauf gebracht, um vor den Nachstellungen neugieriger Menschen sicher zu sein. Nun erwies es sich als Bumerang.
    Plattfisch, der neben Quart'ol auf dem Boden hockte, verzog das Gesicht und wich vorsichtig zurück. Seine Haut war sonnenbraun, aber nicht so dunkel wie die der Afraner. Die Aussprache der Umstehenden deutete an, dass sie Nachfahren der vielen hunderttausend Soldaten aus Amerika und England waren, die sich schon vor der Kometenkatastrophe im Land befunden hatten.
    Plattfisch war wohl der Anführer. An seinen Hals hing eine Kette, an deren Ende ein Holzmännchen an einem Kreuz baumelte.
    Kristianische Soldaten. Auch das noch! Quart'ol seufzte innerlich. Vermutlich würde man sie als »Dämonen der Hölle« verurteilen und auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Das war Jahrhunderte aus der Mode gekommen, erfreute sich aber seit der Kometenkatastrophe wieder wachsender Beliebtheit.
    »Ein Mutant?« Plattfisch zupfte sich die buschigen Augenbrauen. »Da bin ich mir nicht so sicher…« Er deutete auf Buki'pa, der aufgeregt atmend neben Quart'ol vor dem Autowrack auf dem Boden lag und sich nicht zu rühren wagte, da drei spitze Schwerter auf ihn gerichtet waren. »Es würde mich nicht wundern, wenn die Zwerge mit den Maomiden unter einer Decke stecken.«
    Oder man hängt uns an, Spione des Religionsgegners zu sein, ergänzte Quart'ol seine Überlegungen. Beides läuft aufs selbe raus…
    Plattfischs Rechte packte ihn am Kragen seiner Kutte und riss ihn auf die Beine. »Spuck's aus, du Missgeburt, oder ich vergess mich!«, fauchte er. »Für wen schnüffelt ihr hier rum? Für den ungläubigen Heuchler Bursali, den dreckigen Immi Morgenstern oder den Halsabschneider Rootaug?« Er kniff die Augen zusammen und schüttelte sein Opfer. »Oder steht ihr gar im Sold des feisten Drecksacks, der unseren frommen Sultan Tscharlee von seinem Thron stoßen will?«
    Es fiel Quart'ol nicht leicht, die unwürdige Behandlung über sich ergehen zu lassen, doch er empfand Dankbarkeit dafür, dass das übel riechende Subjekt sich an ihm vergriff und nicht an Buki'pa: Sein Gefährte hätte der Behandlung keine drei Atemzüge standgehalten.
    »Der ehrenwerte Buki'pa und ich sind für den Heiler Qasim tätig, edler Herr.« Quart'ol räusperte sich auf menschliche Weise. »Wir beliefern ihn mit Medizin, die auch gewiss deinen Kriegern zugute kommt…«
    »Es kann sprechen!« Plattfisch ließ Quart'ol los wie ein ekliges Insekt. Seine vernarbte Miene spiegelte Erstaunen wider. Auch seine Männer wichen zurück und machten große Augen.
    »Was sagt er?«, fragte Buki'pa. Quart'ol ignorierte ihn.
    »Natürlich kann ich sprechen«, sagte er gespielt unterwürfig. »Mein Gefährte leider nicht – eine geheimnisvolle Krankheit hat ihn seiner Artikulationsfähigkeit beraubt…«
    »Arti… was?«
    »Er ist stumm und kann nur noch schnalzen.« Womit er gleich auch die klackenden Geräusche erklärt hätte, die Buki'pa von sich gab.
    Plattfisch gab seinen Männern ein Zeichen. Sie wichen noch weiter zurück, hoben ihre Waffen und funkelten die Hydriten feindselig an.
    »Es ist zwar ansteckend«, fuhr Quart'ol fort, »aber nicht tödlich.« Er imitierte ein verlegenes Lächeln. »Vor allem darf man nicht mit unserem Blut in Berührung kommen.«
    »Komm, lass uns abhauen, Pennkayk«, drängte einer der Männer. »Die hässlichen Kröten stecken uns
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