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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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die Überlebenschancen.
    Su sah sich konzentriert um. Sie marschierte in konzentrischen Kreisen immer weiter weg vom Lüftungsschacht und suchte methodisch nach weiteren Spuren, unterstützt von ihrem Bruder.
    Eve ließ die beiden gewähren und konzentrierte sich auf die naheliegendsten Probleme. Die nächsten Stunden würden die schwersten sein. Sie alle mussten den Gedanken verarbeiten, dass sie nie mehr zurück konnten. Dass es für sie heute kein Dach über dem Kopf geben würde. Dass es keine Klimaanlage gab, kein warmes Essen, keine sanitären Anlagen.
    Während sie an all diese… Ungewöhnlichkeiten dachte, pochte ihr Herz rascher. Sie sah nach oben. Die dichten Wolken, die seit der Katastrophe am Kratersee den Himmel vollständig bedeckten, schienen sich auf sie herab zu senken.
    Ihr Verstand sagte ihr, dass sie sich irrte. Dass der Himmel nicht einstürzen konnte.
    Sie hatte Tage in Rulfans Gesellschaft in den Wäldern um Salisbury verbracht, Gespräche mit den Barbaren gesucht, gute Resultate erzielt – und die Grenzenlosigkeit dieser Welt genossen. Aber heute war alles anders. Denn hier war kein Rulfan, der ihr ein Gefühl der Sicherheit vermitteln konnte.
    Sie lenkte ihre Aufmerksamkeit auf die Barbarenhorden zurück, die diese Gegend als ihre Heimat betrachteten. Hatten die Vereinbarungen, die getroffen worden waren, heute noch irgendeine Gültigkeit? Damals hatten sie es sich leisten können, die Lords von oben herab zu behandeln. Heute kamen sie als Bittsteller. Besser gesagt: als Menschen, die um Unterstützung flehten .
    Die Last, die Eve auf ihren Schultern spürte, wurde immer erdrückender. Das Atmen fiel ihr schwer.
    Ein Knacksen ertönte. Sie zuckte zusammen, während Pat nervös mit seiner Waffe in der Luft umher fuchtelte.
    Nur ruhig, sagte sie sich. Es wird ein Tier gewesen sein.
    »Wie geht es jetzt weiter?« fragte Li, die alte Frau.
    Eve suchte nach einer ausweichenden Antwort. »Es bleibt noch ein paar Stunden hell«, sagte sie. »Zuallererst müssen wir unsere Ausrüstung sichten.« Was würde Rulfan in solch einer Situation tun? Sie bemühte sich, ihrer Stimme einen möglichst festen Klang zu verleihen. »Dann sehen wir uns um, ob wir etwas Essbares finden. Früchte oder Beeren. Und zu guter Letzt benötigen wir einen Schlafplatz für die kommende Nacht.«
    Das hörte sich alles so einfach an – und stellte sie dennoch vor nahezu unüberwindbare Probleme. Woher sollten sie wissen, welche Früchte sie essen konnten und welche nicht? Wo konnten sie Unterschlupf finden für die zweifellos sehr kalte Nacht? Sollten sie sich in Baumkronen verstecken, oder in einer Höhle?
    Welche Tiere waren für sie gefährlich, welche nicht?
    »Wir haben die Spur wieder gefunden!«, rief Linus aufgeregt und deutete auf den Boden. »Es müssen zwei Menschen gewesen sein – und sie sind da lang marschiert.«
    Er deutete in Richtung der Sonne, die ihren höchsten Bogenpunkt bereits überschritten hatte. Also nach Südwesten.
    Ihr Ziel allerdings befand sich nordöstlich. Sollten sie also den Spuren folgen? Einerseits würde es eine Vergeudung von Kraft bedeuten, andererseits bot eine größere Gruppe mehr Sicherheit.
    »Also gut – wir folgen ihnen«, sagte Eve schließlich. »Doch zuerst zeigt jeder, was er aus dem Bunker mit nach oben schaffen konnte.«
    Sie selbst machte den Anfang, leerte die Taschen der plump geschnittenen Einheitskombination auf ein hastig ausgebreitetes Tuch ihres Medipacks. Die anderen folgten der Anweisung ohne Zögern. Pat legte seinen altertümlich wirkenden Revolver dazu.
    »Essensvorräte für zwei Tage«, fasste sie schließlich zusammen. »Zwei gefüllte Wasserflaschen. Verbandszeug und Desinfektionsmittel. Eine Waffe mit insgesamt fünf Schuss Munition. Drei Messer beziehungsweise Taschenmesser. Ein Kompass.« Dankbar nickte sie Linus zu. »Papier und Schreibwerkzeug«, fuhr sie fort. »Drei Foliendecken. Zwei dünne Schlafsäcke. Angelwerkzeug. Schmuck, den wir vielleicht bei den Barbaren tauschen können. Ein Funkgerät, das selbstverständlich nicht funktioniert. Eine Taschenlampe, ebenfalls defekt. Knöpfe, Schminksachen, eine Seife, Schnürsenkel, ein dünnes Seil, zwei lange Gummigurte, zwei Flaschen Schnaps, wertvolle Sonnencreme und mehrere Kopfbedeckungen.«
    »Wir haben noch nicht über die Serumsvorräte gesprochen«, sagte Mboto Donaghue. Er hustete unterdrückt und zog die dünne Kombi-Jacke enger um seinen Leib.
    »So ist es. Wir sollten das Thema auch nicht
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