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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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sie Ihre gekränkte Eitelkeit und Ihre Rachegelüste mir gegenüber. Heute geht es um weitaus mehr als nur um uns beide.«
    »Soso«, sagte Duncan und grinste süffisant.
    »Reden wir Klartext: Sie haben die Hälfte des Octaviats in der Tasche. Grimes ist aus Überzeugung auf Ihrer Seite, Sir Bryant macht ohnehin, was Sie wollen, und Kylie Buchanan können Sie, warum auch immer, mit Ihren fadenscheinigen Argumenten um den kleinen Finger wickeln.« Sir Leonard Gabriel stand auf, wollte eine Wanderung durch den kleinen Raum beginnen, bevor er sich erinnerte, dass jede überflüssige Bewegung den Sauerstoffgehalt im Bunker verringerte.
    Verärgert über sich selbst, setzte er sich wieder. »Wir brauchen Einigkeit, wenn wir überleben wollen. Ich… flehe Sie an, alle Ressentiments fallen zu lassen.« Beschwörend setzte er hinzu:
    »Arbeiten wir zusammen! Vergessen wir, was war, und fangen wir von vorne an.« Demonstrativ streckte er seine Hand aus.
    »Seven« Duncan ließ sich mit seiner Antwort Zeit, ignorierte die Geste Sir Leonards. Er grinste und kostete den Moment sichtlich aus. Schließlich sagte er: »Sie haben rein gar nichts verstanden, Sir. Glauben Sie denn wirklich, dass es mir um profane Rachegelüste geht?« Er zeigte seine verkrüppelten Finger her.
    »Die Wunden, die Sie mir vor langen Jahren beigebracht haben, sind längst verheilt. Ich habe mich daran… gewöhnt.« Er seufzte. »Nein, mein Lieber. Ich wollte immer nur das Beste für die Bunkergemeinschaft. Unsere Überlebensgarantie sind Vorsicht und Sicherheitsdenken. Wir haben dort oben, bei diesen… Affen nichts verloren. Unsere Vorfahren mögen sich vielleicht wohl gefühlt haben unter freiem Himmel, der Witterung und Wetter ausgesetzt. Aber als die Menschheit zu Anbeginn der Zeit den Schutz der Höhlen suchte, war unser Weg bereits vorherbestimmt. Wir sind über all diesen Oberflächendreck hinweg, nicht mehr auf die Einwirkung einer Sonne angewiesen und können uns ganz auf unsere Kultur konzentrieren. Glorreiche Zeiten werden anbrechen, sobald diese kleine Krise überwunden ist.«
    Sir Leonard starrte sein Gegenüber an, in dessen Augen ein unheiliges Feuer brannte.
    »Sie sind ja geistesgestört, Duncan«, sagte er nach einer langen, sehr langen Pause. »Komplett übergeschnappt.«
    Was sollte er mit diesem Mann noch argumentieren? Sein Wahn ging weit über schlichte Realitätsverleugnung hinaus. Er saß einem Menschen gegenüber, dessen krankhafte Paranoia mit maßloser Selbstüberschätzung und einem guten Schuss Menschenverachtung gepaart war.
    »Also gut«, murmelte Sir Leonard. »Dann müssen wir das Ergebnis der Sitzung abwarten. Ich werde es auf eine Abstimmung ankommen lassen. Ich muss es darauf ankommen lassen. Vielleicht gelingt es mir ja, Ihre Anhänger zu überzeugen. Und wenn wir kein einstimmiges Ergebnis erzielen, dann…«
    »Ja?« Duncan beugte sich interessiert vor und kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen.
    »Dann werde ich mich über jedes Gesetz hinwegsetzen und mit allen Community-Mitgliedern, die dabei sein wollen, noch morgen nach London ziehen.«
    »Sie würden also unsere Verfassung mit Füßen treten?«
    »Ja. Weil die Bunkerordnung für solch einen Fall keine ausreichenden Antworten liefert. Und weil ich die Menschen der Community retten will; nicht die Gesetze .«
    »Tun Sie, was Sie nicht lassen können.« Duncan lehnte sich entspannt zurück.
    »Wie bitte?« Sir Leonard glaubte sich verhört zu haben. Der ehemalige Octavian für Äußere Sicherheit war nicht dafür bekannt, so schnell die Flinte ins Korn zu werfen.
    »Sie werden schon sehen, was Sie von einem Aufruf zur Gesetzesveruntreuung haben. Und jetzt wäre es mir Recht, wenn wir dieses Gespräch beenden. Bringen wir diese Farce einer Abstimmung so rasch wie möglich hinter uns.«
    Und eine Farce wurde es in der Tat.
    So sehr Sir Leonard Gabriel die Octaviane auch beschwor, das Heil in der Flucht zu suchen und nicht darauf zu warten, bis der Tod sie holte – Grimes und Kylie Buchanan waren nicht zu überzeugen, während Sir Bryant verwirrt wie immer zu allem Ja und Amen sagte, was ihm »Seven« Duncan vorplapperte. Eine Patt-Situation war dort erreicht, wo die Verfassung Salisburys Einstimmigkeit erforderte.
    Verzweifelt zog sich der Prime in sein Quartier zurück, um sich mit den Anhängern seiner »Fraktion« zu besprechen. Mit dürren Worten erklärte er Sarah Kucholsky, Maeve McLaird und Peter Sriphan, dem neuen Octavian für Produktion und
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