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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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den Fall der Fälle vorzusorgen und Leuchtkörper zu bunkern. Nun – in diesem Fall zahlte sich der Sicherheitswahn der Bunkermenschen tatsächlich aus.
    »… was das Versagen sämtlicher Elektrik und Elektronik betrifft, stehen wir vor einem Rätsel«, sagte Sarah Kucholsky mit belegter Stimme. »Obwohl es der Allianz nicht gelungen ist, die Zündung der nuklearen Vernichtungswaffen zu stoppen, hätten doch die Sicherheitsmaßnahmen des Bunkers greifen müssen.«
    Niemand sagte etwas darauf. Die Sprecherin der wissenschaftlichen Fraktion des Octaviats drückte nur das aus, was sie ohnehin schon wussten.
    »Der Bunker von Salisbury wurde ebenso wie jener in London unter dem Gesichtspunkt errichtet, dass eine Nuklearbombe das Leben auf der Oberfläche der Erde vernichten würde. Durch den Compton-Effekt, gemäß dem die Wellenlänge von Photonen bei der Streuung an freien Elektronen um einen messbaren Wert vergrößert wird und damit die Frequenz beziehungsweise die Energie sinkt, entsteht ein Nuklearer Elektromagnetischer Impuls, wie wir alle wissen.«
    Sir Leonard wusste gar nichts. Er war Praktiker und hatte für das wissenschaftliche Wischiwaschi nicht viel übrig. Ungeduldig wartete er, bis die Kucholsky fortfuhr.
    »Jene Männer, die die britischen Bunker errichteten, wussten über den EMP Bescheid, der jegliche elektronischen Bauteile zerstört, und sie ersannen entsprechende Schutzmaßnahmen. Die einfachste und zugleich wirkungsvollste Methode war und ist der Bau einer Faradayschen Zelle gegen den Compton-Effekt. Deswegen sind die Bunkerwände, die uns umgeben, von mehreren Schichten extrem feinen Maschendrahts durchzogen. Sie sollten die elektromagnetischen Wellen sozusagen um den Käfig, in diesem Fall also den Bunker herumleiten. Ganz nach dem Prinzip, dass das Innere eines Leiters in einem elektrischen Feld immer feldfrei ist.«
    »Aber in unserem Fall hat das nicht funktioniert?«, unterbrach Sir Leonard ungeduldig.
    »So ist es«, sagte die Frau, irritiert über die Störung ihres Vortrags. »Alle Symptome deuten darauf hin, dass wir einem überaus heftigen EMP ausgesetzt wurden – und dennoch ist die Wirkung anders als erwartet. Zudem müsste sich der Effekt nach geraumer Zeit verflüchtigen und wir zumindest aus den elektrotechnischen Betriebsmitteln, die wir ausreichend lagern, Ersatzgeräte bauen können. Aber nichts funktioniert mehr, rein gar nichts! Nicht einmal die einfachsten elektromagnetischen Prozesse können wir initiieren. Galvanische Zellen liefern keinen Strom, Dynamos reagieren nicht; eigentlich ein Wunder, dass unsere Körperenergie nicht davon betroffen ist…«
    »Ein Rätsel mehr also«, murmelte der Prime . »Gibt es irgendetwas, das uns die Wissenschaft zu diesem Thema noch sagen kann?«
    »Wir sind mit unserem Latein am Ende«, gestand Maeve McLaird. Sie kratzte sich ungeniert am Hintern. »Die Daa’muren benutzten offensichtlich für die Auslösung der nuklearen Reaktion eine… eine andere Physik, als wir sie kennen.«
    »Das hört sich reichlich schwammig an.«
    »Wir schnappen wie Fische auf dem Trockenen nach Wasser. Nichts funktioniert mehr, wir sind schlichtweg aufgeschmissen. Wir können weder den Fallout anmessen, noch irgendetwas hier im Bunker bewirken. Uns bleibt lediglich die Hoffnung, dass die Wirkung des EMP irgendwann von selbst nachlässt.«
    Kylie Buchanan, Octavian für Wachstum, Ernährung und Familienplanung, trommelte nervös auf den metallenen Tisch.
    »Wie soll es bloß weitergehen?«
    Sir Leonard wiegte bedächtig seinen glatt polierten Charakterkopf. »Wir müssen einen Beschluss fassen«, sagte er schließlich
    »Seven« Duncan nahm eine weitere Kerze vom Vorrat auf dem Tisch, und zündete sie an. Die Flamme brannte unruhig und schwach. Gemeinsam mit den anderen Kerzen warf sie ihr flackerndes Licht auf die versammelten Octaviane der Community Salisbury, den Entscheidungsträgern der unterirdischen Stadt.
    »Diese seltsame Strahlung wird irgendwann ihre Wirkung verlieren«, sagte der fette Major General. »Wir müssen lediglich Geduld aufbringen.«
    Sir Leonard schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Wir dürfen unsere Augen nicht davor verschließen, dass wir hier unten allmählich wie die Ratten krepieren!«, sagte er. »Keine ausreichende Luftaufbereitung. Keine Klimakontrolle. Die Kühlung verderblicher Lebensmittel ist ausgefallen. Kein Licht. Keine modernen Waffen. Und, am allerschlimmsten, keine Serumsvorräte…«
    »Und genau deswegen
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