Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
Vom Netzwerk:
dürfen wir ja nichts unternehmen«, fiel ihm Grimes, der Octavian für Lebenswerte, ins Wort.
    »Sobald die Barbaren an der Oberfläche mitbekommen, in welch fataler Situation wir uns befinden, werden sie über uns herfallen. Wir sollten uns also hier unten einkapseln und die Sache aussitzen.«
    »Was sollen wir aussitzen, bitteschön?«, fragte Maeve McLaird zornig. »Dieser Zustand, in dem alle elektronischen Bauteile versagen, kann sich über Jahrhunderte hinziehen.«
    »… oder aber in der nächsten Minute vorbei sein«, warf
    »Seven« Duncan ruhig ein.
    Der ehemalige Octavian für Äußere Sicherheit besaß nach dem letzten Eklat, der fast das Ende der Community Salisbury bedeutet hätte, zwar kein Stimmrecht mehr – doch seine Worte hatten nach wie vor Gewicht in dieser kleinen Runde. Rulfan, Sir Leonards Sohn, Duncans Nachfolger im Octaviat und sein erbitterter Gegner, war nicht anwesend. Man musste davon ausgehen, dass er – so wie viele andere gute Frauen und Männer aus Salisbury – am Kratersee den Tod gefunden hatte.
    »Es wäre Wahnsinn, unsere Köpfe in den Sand zu stecken«, sagte Sir Leonard einmal mehr. »Wir müssen an die Oberfläche und uns nach London absetzen. Wenn wir die Kräfte der beiden Communities vereinen, unseren Wissensstand austauschen, dann findet sich vielleicht eine Möglichkeit…«
    »Das sind doch alles nur Wünsche und Vermutungen, die keinerlei Sicherheit bieten«, unterbrach ihn »Seven«. »Hier unten sind wir zu Hause, hier kennen wir uns aus. Selbst wenn der EMP längere Zeit anhält, bin ich mir sicher, dass wir eine Lösung finden werden, damit umzugehen.«
    »Das wird nicht funktionieren! Derzeit können wir nur mit Not über mechanisch angetriebene Fahrradergometer eine ausreichende Luftversorgung aufrechterhalten. Bald wird die Atemluft des Bunkers mit Viren und Bakterien durchsetzt sein, ganz abgesehen von radioaktivem Fallout. Wir sind zudem auf das Serum angewiesen. In spätestens sechs Monaten, wenn die Vorräte aufgebraucht sind, werden wir sehen, ob unser Immunsystem wie bei manchen Mitgliedern des amerikanischen Weltrats von selbst wieder ›anspringt‹ oder nicht. Wollen wir denn so lange warten? Wir müssen etwas tun, verdammt noch mal!« Sir Leonard konnte die Ignoranz und Verbohrtheit dieses Mannes einfach nicht begreifen.
    »Tun, tun, tun! Sie wollen einfach drauflos laufen, es mit der ganzen Welt da oben aufnehmen und einfach so nach London marschieren, über mehr als hundert Kilometer, um dort der Queen Ihre Referenz zu erweisen? Das klingt, mit Verlaub gesagt, lächerlich! Wenn wir uns stattdessen darauf konzentrieren, Lösungen für das Hier und Jetzt zu finden, sehe ich gute Chancen, die Krise auszusitzen. Sie schädigen das Ansehen unserer Vorfahren, Sir Leonard, wenn Sie vor dem kleinsten Problem davonlaufen.«
    Dem kleinsten Problem! Zornschnaubend wollte der Prime aufspringen, dem Fettsack die Faust unter die Nase reiben und all die Dinge sagen, die ihm seit langem auf der Zunge lagen.
    Aber er beherrschte sich. Er musste sich eingestehen, dass er nicht in der Lage war, das derzeit siebenköpfige Octaviat zu einer einstimmigen Meinung zu bewegen. Und nur wenn sie alle am gleichen Strang zogen, würde es ihnen tatsächlich gelingen, diese Krise zu überstehen.
    Sir Leonard blickte auf die – mechanische – Uhr. »Ich unterbreche die Sitzung für zwei Stunden«, sagte er, obwohl er wusste, dass für lange Pausen angesichts der prekären Situation keine Zeit blieb. »Ich möchte ein paar… Einzelgespräche führen.«
    »Seven« Duncan sah nicht her, obwohl er wissen musste, dass er gemeint war. Er beschäftigte sich stattdessen intensiv mit der Reinigung der Nägel seiner sieben verbliebenen Finger.
    ***
    »Also: Was wollen Sie von mir?«
    »Ich verstehe Sie nicht, Sir Leonard.«
    »Seven« Duncan tat überrascht.
    »Verstellen Sie sich nicht!« Leonard hieb zornig auf den Tisch. Außer ihnen war niemand in dem kleinen Raum geblieben. »Sie machen doch aus einem bestimmten Grund Stimmung gegen die Evakuierungspläne. Wollen Sie Ihr Stimmrecht im Octaviat zurück? Ihre Pfründe ausweiten? Rache nehmen an mir?« Beschwörend hob er die Arme. »Wir stehen direkt vor dem Abgrund, Duncan! Möglicherweise ist das letzte Wort über unser Schicksal bereits gesprochen. Nur wenn wir gemeinsam handeln und die Zusammenarbeit mit den Londonern suchen, haben wir eine Chance, die nächsten Tage und Wochen zu überleben. Ich bitte Sie inständig: Vergessen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher