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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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brummte und fühlte sich brennend heiß an. Eine Vielzahl von Krankheitskeimen, so meinte sie zu spüren, fiel hungrig über sie her. Höhlte sie aus und schwächte sie.
    Sir Leonard kehrte zurück, begleitet von einem Häuflein trübseliger Gestalten, die in bessere Lumpen gehüllt waren.
    »Die Queen«, flüsterte Maeve McLaird ungläubig an Eves Seite. »Sie lebt!«
    »Die beiden Männer bei ihr sind Ibrahim Fahka und General Rod Kennan.« Eve kannte sie alle persönlich. Alle dreizehn.
    Schließlich hatte sie im Londoner Bunker den größten Teil ihres Lebens verbracht.
    Queen Victoria II., die in jungen Jahren das schwere Amt von ihrem Vater übernommen hatte, stützte sich schwer auf die heile Schulter Sir Leonards. Trotz ihrer armseligen Bekleidung und der sichtbaren Verletzungen strahlte sie eine Würde aus, die Eve erschauern ließ.
    »Willkommen, Majestät«, sagte sie leise und machte einen Hofknicks.
    Die Queen bedachte sie mit einem seltsamen Blick. Als wüsste sie nicht, was sie mit dieser Geste inmitten den Ruinen Londons anfangen sollte.
    »Queen Victoria ist Vergangenheit«, sagte sie schließlich.
    »Ich werde den alten Familiennamen des Königsgeschlechts annehmen… Victoria Windsor.«
    ***
    Der Tag des endgültigen Exodus brach an. Sechsundzwanzig Menschen, die einzigen Überlebenden der zwei Bunkerstädte, machten sich für den Aufbruch bereit.
    »Wir werden in den Süden wandern«, sagte Sir Leonard und zeigte ein kleines Lächeln. »Es mag verfehlt sein, in diesen Momenten von Hoffnung und Zukunftsaussichten zu sprechen. Aber wir leben, und wir tragen noch immer das wichtigste Gut mit uns, das ein Mensch nur haben kann: unseren Verstand. Wir sollen – nein, wir müssen vergessen, was in diesen letzten Tagen passiert ist. Ehren wir die Toten ein allerletztes Mal, und lassen sie dann für immer ruhen.«
    Er beugte sein Haupt, so wie sie alle, und gedachte den im Kampf Gefallenen sowie den durch den Serumsentzug Umgekommenen.
    Eve schloss die Augen und versuchte sich zu erinnern. Was beunruhigte sie so? Was war während ihres Marsches passiert, an das sie sich partout nicht mehr erinnern konnte? Wo war Pat, der Soldat? Es schien ihr von größter Bedeutung, den Schleier, der sich über ihr Gedächtnis gelegt hatte, zu zerreißen und die Wahrheit zu erkennen.
    »Sir Leonard… ich meine: Leonard hat davon gesprochen, dass wir ein wenig Hoffnung hegen können«, unterbrach Victoria die andächtige Stille. »Noch haben wir keine Nachricht, was am Kratersee passiert ist. Noch wissen wir nichts über die Folgen der Nuklearexplosionen. Es gibt allerdings Sichtungen, die hoffen lassen, dass es nicht zum Allerschlimmsten gekommen ist.« Sie räusperte sich. »Die Wucht der Explosionen ist nach Ansicht unserer Wissenschaftler nicht groß genug gewesen, um das Gefüge unserer Erde auf Dauer zu schädigen. Fast zwei Wochen sind seit der Katastrophe vergangen. Die Sonne hätte sich längst durch den aufgewirbelten Staub in der Atmosphäre verdunkeln müssen. Aber die Temperatur ist nur wenig unter normal gesunken, und auch der Himmel ist weniger eingetrübt als befürchtet. Und die Radioaktivität…« Die ehemalige Queen legte eine bedeutsame Pause ein. »Auch der befürchtete Fallout scheint weitaus schwächer ausgefallen zu sein. All jene, die aus Salisbury kamen und sich mittlerweile schon mehr als zehn Tage auf der Erdoberfläche bewegen, haben noch keinerlei Symptome einer Verstrahlung gezeigt.«
    »Der langen Rede kurzer Sinn«, unterbrach Leonard Gabriel sie, »wir haben die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände aus London geborgen, konnten mehrere einfache Holzwagen zimmern und machen uns nun auf den Weg an die Südküste Englands. Es gibt sicherlich einen Flecken Land, der nicht von Barbaren beansprucht wird, wo wir uns niederlassen und einen Neubeginn wagen können.« Er blickte in die Runde. »Seid ihr damit einverstanden?«
    Alle nickten; vereinzelt klatschte man.
    »Victoria und die anderen Überlebenden aus London wollen vorerst nicht auf die Serumsbeutel verzichten. Das ist ihr gutes Recht. Die Mengen, die wir im hiesigen Bunker sicherstellen konnten, werden für alle gut und gerne für ein Jahr reichen.«
    Sicherstellen… welch beschönende Umschreibung für das, was tatsächlich passiert war! Eve wusste, dass die wertvollen Vorräte den Opfern der Barbaren von den kalten Körpern gerissen worden waren.
    Doch daran störte sich niemand. Alle bemühten sie sich krampfhaft, das Gestern zu
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