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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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Nähe!«, flüsterte Linus.
    »Wahrscheinlich haben sie gerade ihren bewusstlosen Freund entdeckt.« Er entspannte sich, drehte Pat den Rücken zu.
    »Weiter jetzt! Wer weiß, auf was für Ideen die Lords kommen…«
    Unsicherheit schwang in Linus’ Stimme mit. Er kannte die Barbaren zwar, doch letztendlich konnte niemand sagen, wie Maddie Kools Männer wirklich reagieren würden.
    Eve spritzte sich ein wenig Wasser aus einer der Trinkflaschen ins Gesicht und folgte dann Linus, der wie immer vorneweg trabte.
    Sie sah nicht zurück, während sie sich um einen gleichmäßigen Schrittrhythmus bemühte. Es war ihr gleichgültig geworden, ob Mboto und Pat ihnen folgten. Die Psychologin konzentrierte sich nur noch auf sich selbst.
    Sie liefen und liefen, verfolgt vom Gebrüll der Barbaren. Bis die niedrig stehende Sonne zwischen einzelnen Betonmauern hindurch lugte und sie die trügerische Sicherheit der Ruinenstadt erreicht hatten.
    ***
    »Dieser Ruinenhaufen hieß einmal Farnham«, murmelte Mboto.
    Mit Elan beteiligte er sich diesmal an der Errichtung des Nachtlagers. Von einer Schwächung seines Metabolismus war nach dem Verzicht auf das Serum noch nichts zu merken.
    »Woher weißt du das?« Eve richtete sich erstaunt auf.
    »Stand auf einem verwitterten Ortsschild dort drüben.« Er deutete in Richtung einer meterhohen Ziegel- und Steinwand, die von den knorrig geformten Luftwurzeln überwachsen war, die im Übrigen das gesamte Gelände großflächig überzogen.
    Farnham… Eve überlegte. Die ehemalige Kleinstadt befand sich ungefähr auf halber Strecke zwischen Salisbury und London. Sie waren also bei weitem nicht so rasch vorwärts gekommen, wie sie es sich erhofft hatten.
    »Sind wir hier sicher?«, stellte Eve die rein rhetorische Frage.
    »Was ist heutzutage schon sicher?«, sagte Mboto lapidar.
    »Maddie Kool wird sich an die Abmachung halten«, mischte sich Su ein, die trockenes Holz einsammelte. »Auch wenn einzelne Barbaren aus der Reihe tanzen – ein Grandlord kann es sich vor den eigenen Leuten nicht leisten, wortbrüchig zu werden.«
    Linus kam mit weitgreifenden Schritten auf sie zu. »Alles in Ordnung«, sagte er. »Maddie Kools Leute kampieren zwei Kilometer von hier entfernt. Ihrem Lallen nach tunken sie ihre hässlichen Nasen bereits in Biir.«
    »Haben wir in den Ruinen irgendwelche andere Gefahren zu befürchten?«, fragte Eve.
    »Kann sein«, antwortete der Junge. Ein Schauer erfasste ihn.
    Offensichtlich fühlte er sich nicht besonders wohl in seiner Haut.
    »Ich habe Blutflecken, Schleifspuren großer Tiere und Knochensplitter gefunden. Aber keinerlei Hinweise auf Raubtiere.«
    »Vielleicht gibt’s ’nen guten Grund, dass die Barbaren diese Ruinen meiden«, orakelte Pat. Er saß auf einem Stoß rot gebrannter Ziegelsteine und aß die letzten Reste ihrer Fleischvorräte. Wie bereits letzte Nacht beteiligte er sich nicht am Aufbau des Lagers.
    »Glaube ich nicht«, entgegnete Linus. »Die ehemalige Stadt ist einfach nur eine Gebietsgrenze. Bis hierher haben sie ihr Revier markiert. Alles, was sich jenseits befindet, gehört möglicherweise einem anderen Stamm, mit dem sie nicht aneinander geraten wollen.«
    »Dann wollen wir hoffen«, sagte Eve und zog unbehaglich die Schultern hoch, »dass wir diesem Stamm nicht begegnen.«
    7.
    Sir Leonard Gabriel:
    Es wurde immer schlimmer. Nachdem die Dunkelheit über uns hereingebrochen war, eröffnete Duncans Angriff eine neue Dimension des Wahnsinns. Technos kämpften gegen Technos.
    Wie hatte das passieren können? Würde dieser 19. Oktober 2521 jemals vergessen werden? Oder, anders gefragt: Würde es denn noch jemanden geben, der sich an uns erinnert?
    Eines stand nach dieser Nacht unwiderruflich fest: Die Technos war Vergangenheit.
    Manche Narren in Salisbury und London hatten sich als Angehörige einer Elite gefühlt. Sie waren nicht die ersten, und sie werden wohl auch nicht die letzten sein, die solch einem Größenwahn verfielen.
    In Wahrheit sind wir bloß ein Seitenast der menschlichen Evolutionskette. Wir hatten das Schicksal herausgefordert – und verloren. So wie der Neandertaler sind wir zum Aussterben verurteilt. Weil wir genau so wenig wie er bereit waren, Änderungen zu akzeptieren.
    Nach vier Tagen, in denen wir den Community-Bunker…
    geräumt hatten, krochen und schleppten wir uns hinauf an die Oberfläche. Fünfunddreißig Überlebende, von denen einige den nächsten Tag nicht überstehen würden.
    Wie viele andere war auch ich
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