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153 - Das Ende der Technos

153 - Das Ende der Technos

Titel: 153 - Das Ende der Technos
Autoren: Michael M. Thurner
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hat.«
    Der Lord war verstummt, betrachtete ihn in verkrümmter Haltung, misstrauisch schnüffelnd.
    »Wenn wir etwas in den langen Jahrhunderten unserer Hohen Zeit gelernt haben, dann ist es, stets die Haltung zu bewahren. Wenn ich mich also an meine Vorfahren erinnere, so denke ich, dass es ein unverzeihlicher Fehler war, vor einer hässlichen Kröte wie dir das Knie zu beugen. Aber es bleibt noch Zeit, diesen Fehler zu korrigieren.«
    Commander Curd Merylbone zog seine Waffe und feuerte auf die Hand des Barbaren, die eine primitive Axt hielt. Dann in den Unterleib. Dann in den Mund.
    Nur drei Schuss Munition hatten ihm zur Verfügung gestanden und dennoch betätigte er immer wieder den Abzug.
    Klick. Klick. Klick. Klick.
    Der Lord fiel nicht. Er sah Ihn mit zerschossenem Kiefer bloß ungläubig an. Dann verzog er diese Masse aus zerstörtem Fleisch und Knochensplittern zu einer Fratze, die wohl ein Lachen darstellen sollte – und schlug mit ungeahnter Kraft in Merylbones Magen. Der Schmerz explodierte im Leib des Bunkermenschen.
    Als wäre dies das Kommando gewesen, auf das beide Seiten gewartet hatten, eröffneten die Soldaten das Feuer, während die Barbarenhorden herbeigestürmt kamen. Drei Schuss Munition besaß jeder der acht Männer und Frauen. Mehr als fünfzig Primitive stürmten ihnen entgegen. Es würde eine kurze Angelegenheit werden.
    Der Anführer der Lords fiel haltlos auf die Knie. Blutend kniete er da, inmitten einer sich rasch vergrößernden Lache, und atmete heftig. Es sah aus, als würde nunmehr er vor dem Bunkermenschen Demut zeigen.
    Ein wärmendes Gefühl des Triumphs erfüllte Merylbone.
    Aber es währte nicht lange. Der Schlag des Lords, mit den ausgestreckten Fingern der heilen Hand geführt, hatte seine Bauchdecke durchdrungen. Sein Leben ging zu Ende.
    Er stieß den nunmehr toten Lord mit letzter Kraft zu Boden und ließ sich einfach auf ihn fallen. Nicht er würde unten liegen.
    Commander Curd Merylbone, geboren 2465, Dienstnummer 34-A8-449, tat eine letzte Bewegung und drehte den Kopf zur Seite, um das Ende der Schlacht sehen zu können.
    Ringsum wurde gestorben. Barbaren und Soldaten gleichermaßen fielen in das Moos und in den Staub. Die Männer und Frauen beider Seiten brüllten ihre Angst und ihren Zorn hinaus, und er wusste, dass er sich schlussendlich doch geirrt hatte.
    Die Technos mochten Uniformen tragen und Intelligenz sowie wertvolles Wissen besitzen. Aber in ihren Gesichtern sah er denselben tierischen Ausdruck wie in jenen der Lords.
    Sie waren alle Tiere.
    ***
    Drei Schüsse, von den Wänden halb zerfallener Ziegelhäuser mehrfach zurückgeworfen.
    »Wir müssen zurückkehren«, sagte Jenny. »Sie bringen sich gegenseitig um.«
    »Nee«, erwiderte Pieroo einsilbig.
    »Da unten sterben Menschen«, beharrte Jenny eindringlich.
    »Wir müssen etwas unternehmen! Wir können doch nicht einfach weiter marschieren und so tun, als wäre nichts passiert…«
    »Doch. Könnmer. Müssmer sogar. Denk an Annie.«
    Der kräftige Barbar packte die zarte Frau und zog sie mit sich. Die Ruinenhügel weiter hinan, stets auch auf die kleine Annie auf seinem anderen Arm achtend.
    Sein Blick huschte umher, suchte nach möglichen Gefahren.
    Keinen Moment durfte er in seiner Aufmerksamkeit nachlassen.
    Er hatte eine gehörige Portion Verantwortung übernommen. So sehr er die Frau und ihre Tochter in sein großes Herz geschlossen hatte – sie erleichterten ihm die Flucht aus Landán keineswegs. Dort unten gab es für ihn nichts mehr zu tun.
    Jenny schrie ihn an, weinte, schimpfte ihn einen Feigling. Sie war mit ihren Nerven vollkommen am Ende, ließ sich nur noch mitschleifen.
    Irgendwann verhallten die Schüsse.
    Gutturales Triumphgeschrei erklang. Wie erwartet.
    Seine Entscheidung, weiter zu gehen, war richtig gewesen.
    Irgendwann einmal würde das auch Jenny verstehen.
    1.
    Sir Leonard Gabriel hasste die Dunkelheit.
    Nicht jene der freien Natur, wenn kalte Sterne am Himmel glänzten und sich Nachtgetier lautlos zur Jagd aufmachte.
    Nein, er hasste jene absolute Dunkelheit, die sich vor knapp zehn Stunden der Bunker-Räumlichkeiten bemächtigt hatte. Sie war nicht etwa schleichend gekommen, sodass man sich darauf hatte vorbereiten können. Von einem Moment zum anderen war hier alles aus gewesen.
    Selbstverständlich besaßen sie ausreichend Vorräte an Talgkerzen. Man war stets vorsichtig – oder paranoid? – genug gewesen, um trotz dreifacher Redundanz der Strom erzeugenden Aggregate für
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