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0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick

0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick

Titel: 0337 - Der »Sanfte« kennt jeden Trick
Autoren: Der »Sanfte« kennt jeden Trick
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Sie nannten ihn Soft, den Sanften.
    Und das war alles, was das FBI, die City-Police und jedermann in New York über ihn zu wissen schienen.
    Soft. Ein Spitzname. Sonst nichts -nichts über sein Aussehen, sein Alter und seinen Namen, nichts über seine Adresse und seine Gewohnheiten - nichts, gar nichts.
    Aber man wusste alles über die drei Raubüberfälle, die auf sein Konto kamen. Sie hatten ihm mehr als 45 000 Dollar eingebracht, und sie hatten sechs Tote und vier Schwerverletzte gefordert.
    Soft, verübte seine Verbrechen brutal und mit eisiger Intelligenz. Der Henker mochte wissen, warum gerade dieser Mann der Sanfte genannt wurde.
    Wir fragten uns das jeden Tag. Jedermann fragte es sich.
    ***
    »Ich möchte nur wissen, warum Sie ihn den Sanften nennen«, sagte Lieutenant Brought, Stationsleiter des 27. Reviers der City Police.
    »Ich möchte wissen wie ich ihn fassen kann«, knurrte ich. »Dann soll es mich herzlich kümmern, womit er sich seinen Spitznamen verdient hat.«
    Brought lächelte.
    »Nie verdiente ein Mann seinen Spitznamen weniger als er.«
    Ich saß auf der Ecke von Broughts Schreibtischkante.
    »Lieutenant«, sagte ich, »das FBI interessiert die Tat, mehr noch ihre Aufklärung. Aber ich bin nicht das FBI, sondern nur einer seiner Beamten. Und wenn ich an die Frau und das Kind denke, die von der Soft-Gang bei dem Überfall auf die Trade National Bank niedergeschossen wurden, macht es mich krank, zu wissen, dass der Mörder noch frei herumläuft und sein nächstes Verbrechen ungestört plant.«
    Der Police-Officer sah mich aufmerksam an.
    »Sie glauben, Soft in meinem Bezirk zu finden?«
    »Wir erhielten einen Hinweis auf College Point.«
    »Das wäre der erste Hinweis, den die Polizei überhaupt im Falle der Soft-Verbrechen erhielt.«
    »Der Hinweis ist dünn genug. Ein anonymer Telefonanruf vor zwei Stunden. Eine Männerstimme, die sagte: Sucht Soft in College Point. Aus!«
    »Wer sollte Ihnen den Hinweis gegeben haben?«
    »Ein Gangster«, sagte ich.
    Brought runzelte die Brauen.
    »Sprechen Sie im Ernst, Cotton?«
    »Selbstverständlich - in New York gibt es zurzeit drei Gangsterbosse von Bedeutung: Alfonso Bariano, den fetten Rackettchef des Italienerviertels; Charles Wood, der im Hafen regiert, und Rane Cyle, den Bronx-König. Alle drei gebieten über feste Organisationen. In ihren Augen ist Soft ein Außenseiter, und wenn es etwas gibt, das arrivierte Gang-Chefs ebenso fürchten wie die Polizei, dann sind es die Außenseiter. Ein Außenseiter bringt das Geschäft durcheinander, stiftet Unruhe, macht die Polizei mobil und putscht die Presse auf. Die einfachste Weise, einen solchen Störenfried loszuwerden, ist, ihn den Cops auszuliefern. Der unbekannte Anrufer kann also durchaus im Aufträge von Bariano, Wood oder Cyle gehandelt haben.«
    »Dafür war der Hinweis aber recht undeutlich.«
    Ich zuckte die Achsel.
    »Weil Soft zu gerissen ist und weil deutlichere Hinweise deshalb einfach zu gefährlich sind. Glauben Sie mir, Brought, im Soft-Falle würde ich auch einem Tipp nachgehen, der nicht mehr besagt, als dass Soft Kalbsschnitzel lieber isst als Rindersteaks.«
    »Okay! Sagen Sie mir, wie ich Sie unterstützen kann.«
    »Erzählen Sie mir alles, was Sie über große und kleine Ganoven in College Point wissen.«
    Brought dachte einen Augenblick lang nach. »Das letzte größere Verbrechen war ein Villeneinbruch. Er liegt zwei Jahre zurück. Ein Mord geschah in College Point vor acht Jahren. Damals saß ich noch nicht auf diesem Stuhl. Wenn ich richtig informiert bin, war es eine Eifersuchtstragödie.«
    Er seufzte. »Seit ich das 27. Revier kommandiere mache ich mir ernsthaft Sorgen um meine Karriere. College Point bietet wenig Gelegenheit, sich zu bewähren.«
    Das Telefon auf Broughts Schreibtisch schrillte. Der Lieutenant nahm ab und meldete sich.
    Ich sah, wie sein Gesicht sich verfärbte.
    »Was sagen Sie?«, schrie er in den Apparat und deutete gleichzeitig auf den zweiten Hörer.
    Ich hob ihn ans Ohr und hörte die gelassene Stimme einen Mannes.
    »… traf offenbar zu gut. Ich fürchte, ich erschoss ihn.«
    ***
    Brought hatte sich schon wieder in der Gewalt. »Name und Adresse!«
    »Harvey Frost, Cove Boulevard 63.«
    »Wir kommen sofort. Rühren Sie nichts an, Mister Frost.« Er legte auf und sah mich an.
    »Tut mir leid, Cotton. Er erschoss einen Einbrecher. Wann wollen wir unsere Unterredung fortsetzen?«
    »Ich begleite Sie, Lieutenant.«
    Wir benutzten Broughts Dienstwagen.
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