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1180 - Der Drachenschatz

1180 - Der Drachenschatz

Titel: 1180 - Der Drachenschatz
Autoren: Jason Dark
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Mitte, aber mir entging auch nicht die Gravur an den Rändern. Dort war die Münze beschriftet worden. Was da zu lesen stand, konnte ich nicht entziffern. Ich wollte sie auch nicht aus ihrem Samtbett nehmen und wartete zunächst auf das Okay meines Gegenübers.
    Er schob das Etui näher. »Bitte, nimm sie dir. Sieh sie dir genau an. Ich will es so. Du brauchst keinen Respekt vor dem Fund zu haben, John.«
    »Danke.«
    Um hineinfassen zu können, musste ich das Etui noch näher heranziehen. Behutsam strich ich mit den Fingern über die glatte Oberfläche. Dann klaubte ich die Münze hervor, die für ihre Größe recht schwer war, und zog sie dicht zu mir heran. Ich selbst rückte noch näher, damit die Münze im Licht blieb.
    An den Rändern las ich die kleinen Buchstaben. Ich brauchte keine Brille, um die Worte entziffern zu können.
    »Templer«, flüsterte ich. »Dort steht Templer.«
    »Ja, sehr gut.«
    Eine Zahl war nicht in das edle Metall eingraviert worden. Trotzdem wusste ich, dass die Münze einen verdammt hohen Wert besaß.
    »Dreh sie um!« Die Stimme des Mannes zitterte leicht. Bestimmt war die untere Seite die wichtige.
    Wieder fasste ich das Geldstück mit den spitzen Fingern an seinem Rand an. Sehr langsam drehte ich die Münze auf die andere Seite. Ja, sie blieb im vollen Licht liegen, und ich saugte scharf den Atem ein.
    Diese Fläche war nicht blank.
    Sie zeigte ein Motiv. Für einen Moment schloss ich die Augen, und ich merkte, wie es kalt meinen Rücken hinablief.
    Als ich wieder hinschaute, sah ich das Gleiche. Die Münze hatte sich nicht verändert. Es war also doch keine Täuschung gewesen, denn sie zeigte die Fratze des Baphomet…
    ***
    Ich sagte nichts, und Noah Flynn hielt sich auch zurück, doch ich hörte ihn schwer atmen.
    Sekunden verstrichen, ohne dass wir uns bewegten. Über meinen Rücken rann noch immer ein Schauer. Ich fühlte mich eingeengt, aber ich musste den Tatsachen ins Gesicht blicken. Es gab keinen Grund für mich, die Augen zu verschließen.
    Ohne es richtig zu wollen, flüsterte ich den Namen.
    »Du kennst ihn?«
    Die Antwort erhielt er noch nicht sofort. Ich schaute in das widerlich feiste Gesicht und nickte bedächtig. Die krummen Hörner schienen mich begrüßen zu wollen. Der Mund zeigte ein faunisches Lächeln, und sogar die Augen schienen einen gewissen Ausdruck zu besitzen.
    »Baphomet.«
    »Sehr gut.«
    Ich hob den Blick an. »Warum?«
    »Weil dieser Name auch von Abbé Bloch genannt wurde, nachdem ich ihm das Aussehen der Münzen beschrieben habe. Die zweite sieht ebenfalls so aus. Kann ich dich fragen, ob du eine Idee hast, woher die Münzen stammen?«
    »Das ist Templer-Gold. Vielleicht auch Blutgeld für Baphomet. Was immer man damit auch im Sinn haben mag.«
    »Sind dir die Münzen bekannt, John?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, leider nicht. Ich habe noch nie von ihnen gehört, geschweige denn, sie gesehen.«
    »Sie könnten zu einem Schatz gehören, nehme ich an.«
    »Das brauchst du nicht anzunehmen, sie gehören zu einem Schatz. Es war im vierzehnten Jahrhundert keine gute Zeit für die Templer. Sie sind dem Papst und auch anderen Orden zu mächtig und zu reich geworden. Ihre Dienste in der Vergangenheit wurden vergessen. Das zählte alles nicht mehr, weil es um den Erhalt der Macht ging. Man wollte die Templer vernichten, den Orden zerschlagen, was auch gelungen ist. Es gab dann die Strukturen nicht mehr. Aber es gab Anzeichen, die von den Templern nicht übersehen wurden. Sie ahnten, was auf sie zukommen würde, und sie zogen schon vorher ihre Konsequenzen. Sie besaßen tatsächlich Werte, und die wurden logistisch erfasst. Man lud das Gold auf Schiffe und transportierte es in andere Länder. Sogar bis in die Neue Welt. Aber nicht alle Schiffe erreichten ihr Ziel. Es gab welche, die untergingen, und zwar mit der Ladung. So liegen noch jetzt Schiffe auf dem Meeresgrund, deren Bäuche mit wertvollen Templerschätzen gefüllt sind. Und aus einem dieser Schiffe müssen die Münzen stammen, die du am Strand der Drachenküste gefunden hast.«
    Noah Flynn hatte mich nicht unterbrochen. Begeistert von meiner Rede sah er allerdings auch nicht aus. »Das ist ja alles gut und schön, was du da gesagt hast, John«, meinte er und strich durch seinen Bart. »Ich bin trotzdem etwas skeptisch. Mir will nicht in den Kopf, wie die beiden Münzen an den Strand gelangt sind. Es waren seltsamerweise nur zwei. Wenn es unter Wasser zu einem Umbruch gekommen wäre, hätten
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