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0291 - Killer-Hunde

0291 - Killer-Hunde

Titel: 0291 - Killer-Hunde
Autoren: Jason Dark
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Irgend etwas mußte ihn aufgeschreckt haben. Eine Gefahr, die in der Nähe lauerte und der er sich stellen wollte. Was wiederum auch seltsam war, denn Harro war es gewohnt, Gefahren aus dem Weg zu gehen. Nur wenn nichts anderes mehr half, wurde der Hund aggressiv.
    Otto Maier blieb stehen. Er hob den rechten Arm und damit auch seinen weißen Blindenstock. In die Luft stach er den Stock, tastete nach einem Hindernis und fand auch eins. Es war ein Baumstamm, gegen den der Gummi stieß.
    Der Mann hatte Erfahrung, er duckte sich unter tief hängenden Ästen hinweg und blieb neben dem Stamm stehen, während sein Hund weiterhin an der Leine zerrte.
    »Bleib hier, Harro!« Maiers Stimme klang ärgerlich. Er übte Gegendruck aus. Der Hund sollte spüren, wer der Herr war.
    Das Knurren verstärkte sich, es klang wie eine finstere Drohung. Der Mann hörte das Scharren der Pfoten. Sie wühlten das Laub auf, das die Bäume bereits im Oktober verloren hatten.
    Obwohl Otto Maier die Umgebung nicht sehen konnte, spürte und fühlte er sie genau. Er merkte deutlich den Wind und hörte auch das Fallen der bunten Blätter, wenn sie von Ästen und Zweigen auf den Boden geweht wurden. Hinzu kam die feuchte Luft eines Spätnachmittags, die bereits die Dämmerung ankündigte.
    Otto Maier hatte es nicht mehr weit bis zu seinem Ziel und der Gruppe gleicher, die mit ihm im Schwarzwald Urlaub machten. Sie wollten hier den Herbst erleben und weite Spaziergänge machen.
    Dabei mußte sich jeder Blinde auf seinen Hund verlassen können.
    Bisher hatte Otto Maier das.
    Plötzlich vernahm er das Jaulen, es war irgendwo in weiter Ferne aufgeklungen, hallte durch den Wald und schien auch über die runden Kuppen der Berge zu schwingen. Ein seltsames Geräusch.
    Heulen und Schreien.
    Kaum war das Geräusch aufgeklungen, als Harro reagierte. Er spielte regelrecht verrückt, zerrte wieder an seiner Leine und hätte den Mann fast von den Beinen gerissen. Ein heiser klingendes Bellen drang aus dem Maul des Tieres. Wütend und aggressiv. Harro war nicht mehr zu halten. Er sprang in die Höhe.
    Der Blinde wurde von dieser Aktion völlig überrascht. Der Ruck war so stark, daß er sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte, obwohl er sich an einem Ast festhielt. Seine Hand rutschte ab, und einen Moment später fiel er hin.
    Zum Glück dämpfte das Laub seinen Fall. Er hörte noch das Rascheln, als der Hund sich mit einer geschickten Drehung von ihm löste und weglief.
    Der Blinde lag im Laub.
    »Harro!« schrie er. »Verdammt, Harro, komm doch zurück! Hierher, Harro! Zu deinem Herrn! Hier gehörst du hin, aber schnell, Harro. Los, komm endlich!«
    Harro hörte nicht. Er hatte einen anderen Ruf vernommen, dem er folgte.
    Otto Maier blieb liegen. Vor Wut trommelte er mit beiden Fäusten auf den Boden. Vierzig Jahre war er alt, ein kräftiger Mann in der Lebensmitte. Wenn nur die verdammte Augenverletzung nicht gewesen wäre! Durch einen Unfall war es vor zehn Jahren passiert. Er hatte in einem Labor gearbeitet und Lauge in die Augen bekommen.
    Da war nichts mehr zu machen gewesen.
    Der Hund lief weg.
    Maier, der auf dem Bauch lag und nur seinen Kopf erhoben hatte, lauschte den Geräuschen, die zuerst noch deutlich zu hören waren, dann immer leiser wurden.
    Harro verschwand.
    »Verdammter Bockmist«, fluchte der Blinde, tastete mit beiden Armen auf dem Boden umher, so daß es aussah, als würde er Schwimmbewegungen üben. Seine rechte Hand blieb auf einer aus der Erde ragenden Baumwurzel liegen. Er stützte sich dort ab, und es gelang ihm, wieder auf die Füße zu kommen. Seinen weißen Blindenstock hatte er ebenfalls verloren, und er schimpfte: »Harro, wenn ich dich wiedersehe, dann kannst du was erleben. Mich einfach schmählich im Stich zu lassen!« Otto Maier war außer sich, steckte voller Zorn und Wut. Tastend suchte er den Blindenstock.
    Seine Hände wühlten das Laub auf. Er hatte Glück. Der Stock geriet zwischen seine suchenden Finger. Maier hob ihn auf und klopfte seine unmittelbare Umgebung nach Hindernissen ab. Er hoffte, so rasch wie möglich das Heim wiederzufinden, denn auf Harros Hilfe konnte er sich nicht mehr verlassen.
    Zum Glück waren sie nicht tiefer in den Wald hineingegangen.
    Zur rechten Seite hin mußte die Straße liegen, und in diese Richtung bewegte sich der Blinde auch. Dabei hoffte er, richtig geraten zu haben und bewegte sich sehr langsam voran.
    Die Gummispitze des Blindenstocks drückte in feuchtes Laub und weiche Erde,
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