Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0291 - Killer-Hunde

0291 - Killer-Hunde

Titel: 0291 - Killer-Hunde
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
Mallmann stoppte erst unten an der Straße. Es war riskant, ohne zu schauen, über die Fahrbahn hinwegzulaufen, denn an der Stelle beschleunigten die meisten Fahrer, weil sie aus einer großen Kurve kamen.
    Da hörte er das Heulen.
    Ein schauriges Klagen, das durch den Wald hallte und von Will als so außergewöhnlich und gleichzeitig seltsam empfunden wurde, daß er sofort abstoppte.
    Der Kommissar rutschte noch ein wenig nach vorn, bis es ihm gelang, stehenzubleiben.
    Er beugte den Oberkörper vor und zurück, ließ die Arme auspendeln und keuchte stark. Für einen Moment drehte sich alles vor seinen Augen, der Wechsel war ein wenig abrupt gekommen, und er brauchte Zeit, um sich zu erholen.
    Das Heulen hatte ihn erschreckt.
    Will Mallmann war sicher, keiner Täuschung erlegen zu sein. Er hatte es genau gehört. So heulte nur ein Tier, das sich in großer Not befand oder überhaupt nicht in diese Gegend gehörte.
    Ein Wolf, zum Beispiel…
    Will räusperte sich. Er schaute den Weg hinab und hinauf, erkennen konnte er nichts. Kein Tier zeigte sich, auf das dieses Heulen gepaßt hätte.
    Alles blieb seltsam ruhig.
    Der Kommissar sah die Schwaden zwischen den Bäumen, sein Blick glitt über das herbstlich bunte Laub mit all seinen prächtigen Farben, vom satten Grün bis zum dunklen Rot, er sah auch die aufgeschichteten Holzscheite und das schon herabgefallene Laub. Der Wind hatte es, in die Gräben zu beiden Seiten des Wegs geweht.
    Nur ein Tier, auf das das Heulen gepaßt hätte, entdeckte der Kommissar nicht.
    Dennoch hatte er das Geräusch oder den unheimlich klingenden Laut vernommen.
    Will Mallmann ging weiter. Plötzlich wollte er unbedingt wissen, wer das Geräusch ausgestoßen hatte.
    Von Tollwut oder wildernden Hunden hatte er nichts gehört. So etwas hätte sich bestimmt herumgesprochen.
    Da war es wieder.
    Klagend, jaulend, gleichzeitig aggressiv und fordernd.
    Sofort blieb der Kommissar stehen, schaute nach rechts, doch seine Blicke konnten den Nebel nicht durchdringen.
    Vielleicht befand sich das Tier überhaupt nicht zwischen den Bäumen, sondern oben auf dem Berggipfel.
    Von dort aus wurde der Schall über Felder, Baumwipfel und Hügelkuppen getragen.
    Zwei Minuten wartete Will Mallmann noch. Dann lief er wieder.
    Diesmal jedoch langsamer und mit einem unguten Gefühl ausgestattet. Ihm paßte das Heulen nicht. Seine Gedanken drehten sich permanent um dieses nicht einzuordnende Geräusch. Will kam immer mehr zu der Überzeugung, daß es sich nicht um einen Hund gehandelt hatte, der so heulte, für ihn kam eigentlich nur ein Wolf in Frage.
    Als Will Mallmann zu diesem Entschluß gekommen war, zuckte er zusammen. Wölfe im Schwarzwald, das war gefährlich. Aber er wußte noch von einer Abart dieser Wölfe.
    Werwölfe!
    Eine dämonische Brut. Lykanthropen. Menschen, die sich nachts verwandelten und auf Beutezug gingen, weil ihr Blutdurst unbezwingbar war. Es waren keine Spinnereien, um die sich Wills Gedanken drehten, denn er hatte mit diesen Bestien bereits zu tun gehabt.
    Weiter wollte Will nicht darüber nachdenken. Der Urlaub sollte Urlaub bleiben und nicht zu einem dienstlichen Fall werden, obwohl alles möglich war.
    Inzwischen hatte Will den schmalen Pfad erreicht, der eine Abkürzung darstellte. Ihn nahm er, denn er wollte jetzt so rasch wie möglich zum Hotel zurück. Das Heulen hatte ihn doch sehr beunruhigt.
    Will lief wieder schneller.
    Der schmale Pfad war kaum zu erkennen. Hinzu kam die Dämmerung, die den Wald mit dichten Schatten allmählich auffüllte. Der Nebel tat sein übriges. Schwadengleich hing er über dem Boden und schien sich an den Ästen festkrallen zu wollen. Und wieder fielen auch Blätter ab. Im taumeligen Tanz segelten sie dem weichen Waldboden entgegen.
    Dafür hatte der Kommissar keinen Blick. Er sah zu, daß er den Weg so rasch wie möglich hinter sich brachte, folgte den gewundenen Linien, drückte sich unter Zweigen und Ästen hinweg oder sprang über aus dem Boden ragende Baumwurzeln, die manchmal an geöffnete Hände erinnerten.
    Vor ihm wurde der Wald lichter. Er sah bereits die Straße, wenn die Bäume und der Nebel mal nicht sein Sichtfeld verdeckten. Als graues Band durchschnitt sie den Wald. Sie kam aus dem Tal, aus Lenzkirch, und führte weiter bis zum leergepumpten Schluchsee.
    Nahe der Fahrbahn lag das Laub dichter. Wills Schuhe wühlten es hoch. Er sah auch den mit bunten Blättern gefüllten Graben neben der Straße und plötzlich den helleren Fleck, der so
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher