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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht
Autoren: David R. George III
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Historische Anmerkung
    Dieser Roman spielt zwischen Ende Mai und Mitte Juli 2376 (nach dem alten Kalender) und beginnt etwa drei Wochen nach den Geschehnissen aus »Horn und Elfenbein« .

    Für Patricia Ann Walenista,  einen der hellsten Sterne meines Himmels. 
    Ihr Schein bringt Wärme, ihr Licht leitet, und wann immer sie auftaucht,  bringt sie Liebe und Unterstützung.

    Teil 1
    Das düstre Meer

    … Zu jeder Zeit genoss
    Und litt ich arg – mit jenen, die mich liebten, Sowie allein. An Land und wenn
    Des Regens Hyaden durch stürm’sche Böen
    Peinigten das düstre Meer …
    – Alfred, Lord Tennyson, »Ulysses«

    Kapitel 1
    In der furchtbaren Sekunde, da er sie sterben sah, erlebte er den Moment ihrer Trennung erneut, spürte die Last der seitdem verstriche-nen Jahre, und bedauerte alles.
    Prynns Körper fiel neben dem Sessel des Captains zu Boden, ein lebloser, nach versengtem Fleisch stinkender Haufen. Elias Vaughn sprang auf, sah zu ihr und auf die in Bauchhöhe weggebrannte Uniform. Hinter den schwelenden Stoffresten war die Haut pechschwarz. Blut strömte aus ihrem geschundenen Leib, ließ Wunden wie tiefrote Seen auf einem zerstörten Landstrich wirken.
    Es kostete Vaughn alle Mühe, sich von den Überresten seiner Tochter abzuwenden und zur Konsole zu eilen, die sie noch vor einem Augenblick besetzt hatte. Er unterdrückte den Schmerz, konzentrierte sich auf seine Aufgabe – die Defiant aus der Schusslinie zu bringen. Prynn war tot, doch der Rest der Besatzung lebte.
    Bei jedem Schritt spürte Vaughn die Vibrationen des Impulsantriebs in den Deckplatten. Dunkelgraue Rauchwolken zogen über die Brücke, den Gestank überhitzter Schaltkreise im Gepäck. Hier und da bahnten sich scharlachrote Blitze ihren Weg durch das Chaos, visuelle Befehle, die die Besatzung an die Kampfstationen orderten. Sobald er die Konsole erreicht hatte, beugte sich Vaughn über die Anzeigen und wedelte mit der Hand den Qualm beiseite. Das tiefe Grollen der überstrapazierten Maschinen verstärkte sich und unterstrich die Erkenntnis, dass die Defiant nicht länger auf Kurs war. Vaughn wollte gerade gegensteuern, da züngelten Flammen von unterhalb der Konsole hoch, ließen ihn zurückweichen und den Arm vors Gesicht heben. Die Hitze reichte aus, um seine Uniform zu versengen und ihm Brandblasen auf die Haut zu zaubern. Für einen Moment fiel der Kabinendruck ab, und das hungrige Feuer bekam neue Nahrung. Das Flackern der Flammen klang wie ein im Wind flatterndes Banner. Vaughn hörte es sogar über das ungleichmäßige Brummen der gequälten Maschinen und die um die Aufmerksamkeit seiner Besatzung wetteifernden Alarmsirenen hinweg.
    Eine Stimme drang durch den Lärm – »Waffenenergie auf die Schilde?« –, gefolgt von einem weiteren Ruf, demzufolge die Waffen der Defiant längst inaktiv waren. Lieutenant Bowers an der Taktik und Lieutenant Nog an der Technik , dachte Vaughn – für einen Moment überrascht von der Erkenntnis, nicht allein zu sein. Zwar waren seine Handlungen aus dem Instinkt geboren, seine Mannschaft zu beschützen, doch war ihm deren Präsenz kaum noch bewusst gewesen. Sekundenlang hatte sein gesamtes Universum einzig aus Rauch und Flammen bestanden, aus Vibrationen, Lauten und dem Bild seiner toten Tochter.
    Ensign ch’Thane arbeitet an der Wissenschaftsstation , dachte Vaughn und zwang sich zurück in die Gegenwart. Irgendwo hinter ihm mussten Lieutenant Dax und Dr. Bashir sein, der Rest der Brückenbesatzung. Falls sie etwas sagten, drang zumindest kein Laut an seine Ohren.
    Vaughn blickte an seinem erhobenen Arm vorbei auf das Feuer, das die Brücke in seinen Klauen hielt. Gleißend helle Säulen schossen durch die ansonsten orangegelben Flammen. Chrom , vermutete Vaughn, dem das Wissen über die Brandfarben chemischer Elemente nur sehr vage in Erinnerung war, und setzte sich in Bewegung.
    Hinter der Konsole ging er in die Knie und fand ein Loch in ihrer Ummantelung, aus dem die Flammen züngelten. Dies musste die Quelle der Explosion sein, deren Opfer Prynn geworden war.
    Plötzlich erbebte die Defiant , als kurzzeitig die Trägheitsdämpfer ausfielen und das Schiff nach vorn kippte. Vaughn tippte auf einen weiteren Treffer der Jarada. Er war seinem Ziel zu nahe und sich der verstreichenden Zeit zu bewusst, um jetzt noch aufzugeben. Schnell stützte er sich an der Konsole ab, fand die entsprechende Stelle und griff zu. Schmerzschübe schossen durch seine rechte Hand. In einer bizarren,
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