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Zwielicht

Zwielicht

Titel: Zwielicht
Autoren: David R. George III
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Brücke. Ch’Thane hatte sich zwar wieder seinen Anzeigen zugewandt, sein Rücken, seine Schultern und seine leicht gekrümmten Antennen verrieten jedoch die Scham des Andorianers. Vaughn war über das leichte Grinsen überrascht, das dieser Anblick ihm ins Gesicht zauberte. Ihn amüsierte jedoch nicht das Hinterfragen seiner Befehle, sondern das Unbehagen seines Ensigns.
    Wie er von Charivretha wusste, hatte der junge Shar ein Talent da-für, Autoritäten infrage zu stellen.
    »Was machen die Schilde?«, wandte sich Vaughn an Bowers. Die Luft auf der Brücke war mittlerweile fast klar, einzig der Kokelge-stank hielt noch an.
    »Die hinteren Schilde sind ausgefallen«, antwortete der Lieutenant. »Die verbliebenen stehen bei siebzig Prozent an Backbord, ein-undfünfzig Prozent an Steuerbord und im vorderen Bereich.« Er be-tätigte einige Tasten und sah auf einen Monitor, dann fuhr er fort.
    »Außerdem haben wir einen kleinen Riss in der Außenhülle, etwa auf Höhe der Impulstriebwerke.«
    »Dort verlieren wir Deuterium«, fügte Nog hinzu. »Das ist der Grund für unseren Energieausfall.«
    »Beeinträchtigt das Deuteriumleck den Impulsantrieb?«, fragte Vaughn.
    »Nein, nur die Backbordmaschine.«
    »Können wir sie abschalten und ihre Energie zu den anderen beiden umleiten?«, schlug Vaughn vor. »Und das Deuterium aussto-

    ßen, damit wir unseren Freunden keine Spur hinterlassen?« Dabei deutete er vage in Richtung des hinteren Schiffsendes.
    »Wir können das Leck stopfen, indem wir den Backbordantrieb abschalten«, antwortete Nog von seiner Konsole aus. »Aber uns fehlt die nötige Energie, um sie den anderen beiden zuzuführen. Die Waffensysteme sind inaktiv, die Schilde versagen …«
    »Bereiten Sie’s trotzdem vor«, unterbrach Vaughn seinen Ingenieur. Dann wandte er sich an Dax. »Geben Sie mir einen direkten Kurs.«
    »Ja, Sir.«
    Vaughn trat zur Ingenieurstation und beugte sich über Nogs Schulter, um auf die Anzeigen zu schauen. »Auf mein Zeichen nehmen Sie den Backbordantrieb vom Netz und stoßen das Deuterium aus. Dann leiten Sie alle verfügbare Energie, die nicht für die Erhaltung der Schwerkraft, die Tarnvorrichtung und den Warpantrieb gebraucht wird, in die anderen Impulstriebwerke um.«
    Nogs Finger glitten über die Tasten, gaben die Befehle ein und konfigurierten die Schiffssysteme neu. Dennoch war er sich unsicher. »Alle?«, wiederholte er, ohne den Blick von seinen Anzeigen zu nehmen.
    »Alle«, bestätigte Vaughn und fügte zur Sicherheit hinzu: »Schilde, etwaige Waffenreserven, Transporter, Kommunikation, Sensoren, Lebenserhaltung.« Vermutlich hielt die Besatzung die Order für eine Verzweiflungstat, doch ihm fehlte die Zeit, ihnen ihre wahre Bedeutung zu erklären. Die Jarada waren sehr territorial veranlagt; wenn sie die Defiant nicht zerstören konnten, würden sie sich mit ihrer Vertreibung zufriedengeben. Der Zwischenfall würde enden. Im Fluchtfall blieben die hunderttausend Europani, die noch auf dem Weg nach Bajor waren, am Leben.
    »Ensign ch’Thane«, sagte Vaughn und trat von der Ingenieurkon-sole weg. »Alarmieren Sie die Krankenstation.« Falls noch Verwun-dete behandelt wurden, sollte das medizinische Team früh genug vom bevorstehenden Energieausfall erfahren.
    »Sir«, schaltete sich Nog ein, »falls sich der Riss in der Gondel aus-weitet, während wir auf Warp sind, enden wir vielleicht in einem Feuerball.«
    »Und falls wir hierbleiben und zulassen, dass uns vier Kampfschiffe der Jarada angreifen, enden wir sicher in einem Feuerball.«
    Vaughns Tonfall ließ keinen Zweifel an der Ernsthaftigkeit seines Befehls offen. Im Laufe seiner Karriere hatte der Commander genug Missionen geplant, genug Strategien entwickelt und genug Probleme gelöst, um nicht mehr zu zögern. »Wann sind die neuen Schiffe in Schussreichweite?«
    »In drei Minuten und zwanzig Sekunden«, antwortete Dax.
    »Dann bleibt uns so viel Zeit, um weit genug von Torona IV weg-zufliegen und auf Warp zu beschleunigen. Reicht das?«
    »Kommt darauf an, wie viel Energie wir haben …«, murmelte Nog.
    »Wissen Sie das etwa nicht?«
    »Ich müsste eine Analyse durchführen. Das dauert einige Minuten.«
    »Die uns nicht zur Verfügung stehen«, stimmte Vaughn zu. Dann wandte er sich an Dax. »Lieutenant, legen Sie los. Den kürzesten Weg, bitte.«
    Er legte Nog die Hand auf die Schulter, und der Ferengi reagierte sofort. Mit der Präzision eines Experten ließ er seine Finger über die Konsole gleiten,
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