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Tödlicher Puppenzauber

Tödlicher Puppenzauber

Titel: Tödlicher Puppenzauber
Autoren: Jason Dark
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Das Angeln im Winter nahm Dean Drakeman als passionierter Sportfischer ja noch hin, aber Schmetterlinge im Januar? Wo gab es das denn? Im Prinzip nicht und von der Natur nicht so gewollt, trotzdem huschte der bunte Schmetterling in einem Zickzack-Kurs vor seinem Gesicht hin und her und machte ihn nervös.
    Drakeman wurde wütend. Er verlor etwas von seiner Anglerruhe und bewegte sich derart heftig, daß sein Boot schwankte und er sich festhalten mußte. Auch die Schnur der am Heck festgestellten Angel peitschte hin und her.
    »Bullshit!« fluchte Dean. Er zog den Schirm der grauen Mütze tiefer. Auf dem kleinen See war er der einzige Angler. Die winterlich gefärbte Uferregion lag etwa hundert Yards entfernt. Dort drängten sich hinter dem winzigen Kieselsteinstrand blattlose Büsche zusammen. Das Wasser sah schmutzig aus. An einigen Stellen schimmerten Algenteppiche.
    Wieder flog der Schmetterling herbei. Diesmal kam er von links. Ein Schatten in der Luft, der abermals vor den Augen des Mannes erschien und seine Flügel heftig bewegte.
    Sie waren ein Kunstwerk der Natur und von Farben durchzogen, die künstlich nicht hergestellt werden konnten.
    Dean schlug nach dem Schmetterling, der jedoch blitzschnell auswich. Wieder schaukelte der alte Kahn. Die Thermosflasche am Heck kippte um. Ihr Verschluß saß nicht richtig fest. Die braune Brühe lief aus, was Drakeman noch mehr ärgerte.
    Da sah er den zweiten Schmetterling. Er huschte dicht über die dunkle Fläche des Sees hinweg, als wollte er auf der Oberfläche landen. Dann stieg er in die Höhe und flog Kreise über Drakemans Kopf.
    »Wo kommt ihr her?« fragte er, drehte sich um und sah den ausgelaufenen Kaffee.
    Wieder fluchte er, drehte den Verschluß der Kanne fest und sah auch den dritten Schmetterling. Er war auf seiner Angel gelandet und hatte es sich dort bequem gemacht.
    »Hier muß ein Nest sein«, flüsterte er und begann zu lachen.
    »Schmetterlinge im Januar, das ist fast so selten wie ein Wal in der Themse.« Er hatte beschlossen, sich nicht mehr zu ärgern und nahm wieder seinen Platz ein. Noch hatte er nichts gefangen. Die Fische schienen ihn ebenso auf den Arm nehmen zu wollen wie die Schmetterlinge. Es war ein verdammt schlechter lag. Vielleicht lag es auch am Wetter. Seit Wochen schon war es viel zu warm für diese Jahreszeit. Nieselregen, tiefe Wolken, nur selten ein freier Himmel. Auch an diesem Tag hingen die Wolken tief. Zum Glück hatte es aufgehört zu regnen. Allerdings wehte kaum Wind. Der See lag ruhig da. Neben dem Kahn, nicht weit vom Heck entfernt, kräuselte sich das Wasser.
    Ringe entstanden, aus deren Mitte sich etwas hervordrückte. Ein schmaler Gegenstand, kaum erkennbar, dann aber zu sehen. Eine Hand.
    Sehr klein, vergleichbar mit dereines Babys. Die Finger schienen nach irgend etwas greifen zu wollen.
    Drakeman sah es nicht. Er konzentrierte sich auf seine Angelei. Das wardem Wesen in der Tiefe des Sees nur recht. Es hatte darauf gewartet und drückte sich hoch.
    Ein Kopf erschien, auf dem lange Haare wuchsen, die mit einer hellroten Schleife geschmückt waren. Kalte blaue Augen leuchteten in einem Gesicht, dessen Haut so glatt war, daß sie schon künstlich wirken mußte. Der Oberkörper wirkte gedrungen, steif. Arme und Beine hingen an Gelenken fest. Kein Mensch, eine Puppe war es… Sie schwamm auf der Oberfläche und im Schatten der Außenbordwand. Das Haar lag angeklatscht an ihrem Schädel, das dunkle Kleid ebenfalls. Der dünne Stoff klebte, er war durchsichtig.
    Wie weggeworfen wirkte die Puppe auf dem Wasser. Als hätte ein Kind sie nicht mehr gewollt.
    Das täuschte. Die Puppe war nicht tot, sie war auch nicht weggeworfen worden. Und sie schwamm nicht ohne Grund auf dem See. Außerdem lebte sie.
    Durch Kraulbewegungen erreichte sie die Bordwand, tickte dagegen, wurde zurückgetrieben und versuchte es erneut. Dann sprang sie. Blitzartig und wie ein Pfeil so schnell jagte sie aus dem Wasser, verfolgt von einer Spur aus Tropfen. Sie landete auf der Bordwand, blieb dort stehen und kippte nach vorn.
    Genau in dem Moment erhoben sich die drei Schmetterlinge und umflatterten den Kopf des Anglers, der einen wütenden Fluch ausstieß und wieder nach ihnen schlug.
    Er verpaßte sie, das Boot schaukelte. Eine dieser Bewegungen nutzte die Puppe aus und sprang auf die Sitzbank am Heck. Klatschnaß war sie, aber in den kalten, wie künstlich wirkenden Augen veränderte sich etwas. Aus der Tiefe schien es hervorzustrahlen und drang
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