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0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert

Titel: 0220 - Zum Dinner wird der Tod serviert
Autoren: Zum Dinner wird der Tod serviert
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Vierundfünfzig Menschen, darunter sechs Kinder, hatten den sicheren Tod vor Augen. Aber es dauerte fast zehn Minuten, bis Joe Doogan das merkte.
    Joe Doogan war sechsunddreißig Jahre alt, sah aus wie dreißig und benahm sich meistens wie zwanzig. Seine kurze Bürstenfrisur paßte gut zu dem jungenhaften Gesicht, in dem oft ein fröhliches Grinsen stand. An diesem Tage trug er nichts weiter als ein Paar Sandalen, eine leichte Sommerhose und ein kurzärmeliges Sporthemd von himmelblauer Farbe. Ab und zu wischte er sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, denn es herrschte eine brütende Hitze.
    Als die Stimme zum ersten Mal aus dem Lautsprecher kreischte, klang sie so hysterisch, daß man nicht mit Sicherheit hätte sagen können, ob es die Stimme eines Mannes oder einer Frau war.
    Joe Doogan stülpte sich die Kopfhörer über und drehte an ein paar Knöpfen. Er wollte versuchen, einen besseren Empfang herzustellen.
    »Achtung!« schrie diese Stimme jetzt hastig und grell. »Achtung, Flugüberwachung! Eh — ich meine — hallo, Flugsicherung! Hallo! Hallo?«
    In den Kopfhörern klang die Stimme beinahe weinerlich. Joe vergewisserte sich, daß seirt Kehlkopfmikrofon, das ihm am Halse baumelte, noch nicht eingeschaltet war. Dann drehte er sich um. Nur ein paar Schritte hinter ihm saß Dave Cummings an seinem Stahlrohr-Schreibtisch, unterhalb der großen Karte des Peilbereiches. Joe grinste breit zu ihm hinüber und zeigte mit dem Daumen auf die Kopfhörer:
    »Hör dir das an, Dave! Wie der erste Mensch! Muß wohl so ein verdammter Sonntagsflieger sein, der da in unserem Bereich herumtrudelt. Dieser Idiot scheint noch nie gehört zu haben, wie man sich bei einer Bodenleitstelle ordentlich meldet!«
    Dave Cummings war sechs Jahre älter als Joe und ein geborener Pessimist. Wenn es regnete, ärgerte er sich darüber, daß es regnete, und wenn die Sonne schien, ärgerte er sich darüber, daß es doch wieder regnen würde. Er fand immer was, worüber er sich ärgern konnte. Wie er dabei seine rosige Gesichtsfarbe behielt, war allen ein Rätsel. Seinem Wesen nach hätte Dave gelb oder giftgrün aussehen müssen.
    »Vielleicht ist es etwas Ernstes!« meinte er. »Du solltest ihn fragen, was los ist! Er scheint sehr aufgeregt zu sein?«
    Joe zuckte die Achseln:
    »Na und? Sportflieger sind alle aufgeregt, wenn sie erst einmal die Nase über den Erdboden hochgereckt haben. Oder vielleicht nicht aufgeregt. Aber sie befinden sich in einer Art Hochstimmung, weil sie fliegen. Und das wirkt sich manchmal genauso aus, als ob sie aufgeregt wären. — Na, ich werde mal versuchen, herauszufinden, was für eine Mühle da in unserem Bezirk herumschaukelt. Eine ordnungsgemäße Meldung vom Einflug einer Sportmaschine liegt nicht vor.«
    Er wandte sich seinem Arbeitstisch zu. In diesem Augenblick erklang wieder die schrille, hysterische Stimme: »Flugsicherung! Hallo! Warum melden Sie sich denn nicht? Hallo, Flugsicherung! So melden Sie sich doch! Verdamftit noch mal, schlaft ihr elenden Kreaturen schon am hellichten Tage? So meldet euch doch! Flugsicherung! Hallo!«
    Der hohe Diskant der Stimme bewirkte ein prasselndes Krachen in den Kopfhörern und im Lautsprecher. Der Besitzer dieser Stimme mußte sich in einer Panikstimmung befinden. Doogan schüttelte noch einmal mißbilligend den Kopf und drückte dann endlich den Sprechknopf seines Kehlkopfmikrophons nieder.
    »Hier ist die Flugsicherung, Bodenleitstelle Battlewood! Achtung, Achtung, wir hören Sie! Ich wiederhole: Wir hören Sie! Was wollen Sie? Und vor allem: Wer sind Sie? Bitte, beantworten Sie uns umgehend die Frage, wo Sie sind! Und wer!«
    »Wer ich bin?« wiederholte die Stimme. Sie klang jetzt völlig verdutzt. »Wer soll ich schon sein? Ich bin Duck Trupperville!«
    »Ach, Mister Trupperville!« sagte Joe ironisch, schaltete sein Mikrofon aus und rief hinüber zu Cummings: »Hast du‘s gehört? ›Wer soll ich schon sein? Ich bin Duck Trupperville!‹ Der Kerl muß größenwahnsinnig sein! Sagt dieser Trottel seinen Namen, statt seines Kennzeichens! Ob sich dieser Kerl einbildet, wir wüßten den Namen jedes Menschen auswendig, der einen kleinen Flohhüpfer besitzt?--Hallo, Mister Trupperville! Was ist mit Ihnen los? Melden Sie sich gefälligst unter Ihrem Kennzeichen, wie sich das gehört!«
    Doogan zog den vorgedruckten Block mit den Einflugformularen heran. Er lauschte nicht sehr interessiert in die Kopfhörer. In ein paar Minuten mußte die planmäßige
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