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0291 - Killer-Hunde

0291 - Killer-Hunde

Titel: 0291 - Killer-Hunde
Autoren: Jason Dark
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spürte Baumwurzeln auf, die Hindernisse bildeten, doch querstehende Zweige und Äste konnte der Stock nicht ertasten. Der Blinde bemerkte sie erst, wenn sie gegen ihn stießen, und so manches Mal zischte er einen wütenden Laut aus.
    An Harro dachte er nicht mehr. Für ihn war sein erstes Etappenziel, die Straße, wichtig.
    Aber Harro dachte an seinen Herrn.
    Der Blinde wußte nicht, daß der Hund noch in der Nähe lauerte.
    Ein prächtiger Schäferhund mit glänzendem Fell, gesund, kernig, aber auch gefährlich.
    Das Tier hatte sich verändert. Aus dem Hund war eine Bestie geworden. Die Augen besaßen nicht mehr den normalen Ausdruck, sie waren kalt, lauernd und unberechenbar geworden.
    Harro hatte sein Maul geöffnet.
    Selbst die Zähne wirkten in diesen Augenblicken bei ihm gefährlich, das Fell war gesträubt, und an den Lefzen schimmerte weißgelber Geifer. Dieser Hund glich keinem normalen Tier mehr. Er war zu einer gefährlichen Bestie geworden.
    Obwohl blinde Menschen oft sensitiv reagieren, merkte Otto Maier von der in seiner Nähe lauernden Gefahr nichts. Er suchte weiterhin nach der Straße, ging noch langsamer und erreichte schließlich den Graben.
    Die Stockspitze fuhr tief in das Blattwerk, das sich dort angesammelt hatte. Der Blinde hörte das Rascheln und auch etwas anderes.
    Ein Wagen kam.
    Von rechts fuhr er herbei. Er mußte aus dem Ort Lenzkirch kommen. Vielleicht befand er sich auf der Fahrt zum Schluchsee. Wenn der Fahrer ein Einsehen hatte, würde er den Blinden sicherlich mitnehmen.
    Otto Maier hatte es plötzlich eilig. Zu eilig, wie er schon bald merken sollte, denn er hatte seinen Stock erhoben, nicht mehr an den Graben gedacht, und als er den nächsten Schritt nach vorn ging, war es um ihn geschehen.
    Er trat in das Loch und sackte weg. Damit hatte er nicht gerechnet. Ein Schrei löste sich noch aus seinem Mund. Er riß den rechten Arm hoch, der helle Blindenstock fuhr mit einer seltsam grotesk anmutenden Bewegung durch die Luft, und einen Moment später war der Blinde im Laub des Grabens verschwunden.
    Ein Ford Sierra schoß aus der Kurve. Der Wagen wurde beschleunigt und wischte vorbei.
    Das hörte auch der Blinde.
    Er lag im Graben, spürte auf seinen Lippen die feuchte Erde, Blätter klebten auf seiner Haut, und als er seinen linken Arm bewegte, raschelte es. Tränen der Wut und der Hilflosigkeit drangen aus seinen Augen. Bisher hatte er noch keine große Angst gehabt. Nun aber überfiel ihn zum erstenmal Panik. Er kam sich so allein vor wie damals, als er zum erstenmal festgestellt hatte, daß er nichts mehr sehen konnte.
    Und diesen Zustand nutzte jemand aus.
    Es war der Hund!
    Leise hatte sich Harro an seinen Herrn herangeschlichen. Seine Laufgeräusche waren durch das Rascheln des Laubs übertönt worden.
    Nur noch drei Meter befand er sich entfernt. Der Blick seiner gnadenlosen Augen war starr auf das Opfer gerichtet, denn in diesen Augenblicken empfand das Tier seinen ehemaligen Herrn als Opfer.
    Der Blinde lag noch immer im Graben. Er hatte Mühe, sich aufzurichten und schaffte es nach einer Weile, auf die Knie zu kommen.
    In dieser Haltung blieb er vorerst.
    Sein Gesicht zuckte. Mit einer fahrigen Bewegung wischte er Blätter von der Haut, wollte sich auf seinen Stock stützen, als er hinter sich das Geräusch vernahm.
    Obwohl es sehr leise war, entging es ihm nicht. Er ahnte, daß dort einiges passierte.
    Wer hielt sich da auf?
    Das Rascheln des Laubs klang sehr deutlich an seine Ohren. Ein unheimlicher Laut. Der Blinde ahnte, daß es keinen natürlichen Ursprung besaß.
    Da war jemand hinter ihm.
    Über den Rücken des Mannes kroch eine Gänsehaut. Noch stand er nicht, kniete, hielt sein Gesicht der Straße zugewandt und fragte mit krächzender Stimme: »Ist da jemand?«
    Er bekam keine Antwort.
    »Melden Sie sich doch!« Jetzt klang die Aufforderung schon schrill.
    Es blieb still.
    Die Angst in ihm wurde stärker. Das Blut rauschte in seinem Kopf. Sein Herz schlug schneller.
    Nein, getäuscht hatte er sich nicht. Hinter ihm lauerte einer.
    Harro legte die Ohren an. Er beobachtete. Und es sah so aus, als wollte ein Raubtier sein Opfer testen.
    Der Blinde bewegte sich wieder. Es hatte keinen Sinn, wenn er im Graben blieb, er mußte aufstehen und versuchen, einen Wagen anzuhalten, dessen Fahrer ihn mitnehmen konnte.
    Auf seinem Stock fand er Halt.
    Wieder hörte er das Heulen. Ein unheimliches Geräusch, laut, böse und aggressiv klingend. Es schwang in seinem Kopf nach, und
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