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1001 - Der Alptraum beginnt

1001 - Der Alptraum beginnt

Titel: 1001 - Der Alptraum beginnt
Autoren: Jason Dark
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begriffen zu haben, daß vor ihr ein Toter lag. Sie beugte sich nach vorn, hob auch die Hände an, die sich zitternd dem wachsfahlen Gesicht näherten, als wollten sie die Haut wieder massieren und ihr Leben einhauchen.
    Sie streichelte das Gesicht.
    Aber sie streichelte auch einen Toten.
    »Horace, es war so schön. Ein Leben – so schön.« Sie sprach stockend, flüsternd, und sie weinte dabei.
    Noch tiefer beugte sie den Kopf.
    Sie nahm den Geruch der feuchten Erde auf. Das alte Gras sonderte ihn ab, auch die feuchten Steine, und dort hinein mischte sich der Geruch des frisch vergossenen Bluts.
    »Ich werde dich wegschaffen, Horace. Ich – ich kann dich nicht hier liegenlassen. Es wird alles wieder gut werden, glaube mir, mein Lieber…«
    Sie sah nicht, was hinter und über ihr passierte. Die Schatten hatten schon lange genug gewartet, denn ihre eigentliche Aufgabe war noch nicht beendet. Wieder bewegten sie sich. Und die Augen ebenfalls. Sie drückten sich nach vorn, denn sie wollten sich über dem Rücken der gebeugten Frau treffen.
    Schwarze Arme erschienen. Das leise Rascheln war ebenfalls zu hören, auf das Mary Sinclair nicht achtete. Sie sah auch nicht die Hände, deren Finger die Mordwerkzeuge umklammerten, an denen noch das frische Blut des Opfers klebte.
    Ihre Wange hatte sie gegen seine gepreßt. Die Feuchtigkeit dazwischen stammte von ihren Tränen.
    Über ihrem Rücken fügten sich die Messer zusammen. Sie bildeten einen Pulk.
    Sekunden gingen dahin.
    Nur die Messer schwebten über dem Rücken.
    In diesem Augenblick bewegte sich die alte Frau. Als hätte sie gewußt, daß etwas passieren würde, richtete sie sich ein wenig auf und drehte den Kopf.
    Sie sah die Augen, sie sah die Messer, die Glasscherben ähnelten, und sie wußte Bescheid.
    »Der Fluch der Sinclairs«, flüsterte sie…
    Mary hatte recht behalten.
    Der Fluch erfüllte sich.
    Sie schrie nicht mal, als sich die gläsernen Messer senkten. Sie rasten herab, trafen ihren Körper und drangen tief in ihn ein.
    Jetzt hat es auch mich erwischt, dachte Mary Sinclair. Und jetzt bin ich bei dir, Horace, wir sind wieder zusammen…
    Es waren die letzten Gedankenfetzen, dann hielt der Tod Mary Sinclair endgültig in seinen Klauen…
    ***
    Ich starrte den Roten Ryan an, der aber nichts mehr sagte, sondern auf mich wartete.
    Seine Frage hatte ich genau verstanden, und ich wußte jetzt auch die Antwort. Sie war wirklich phantastisch, daran dachte ich auch jetzt. Irgendwo war sie auch logisch.
    Ich nickte.
    »Nun?«
    Endlich war ich reif für die Antwort. »Das Rad der Zeit, nicht wahr? Wir müssen zum Rad der Zeit…«
    Ryan nickte. »Ja, du hast es erfaßt. Auf dich wartet das Rad der Zeit, damit du deine Reise fortsetzen kannst. Aibon, John, war für dich nur eine Zwischenstation.«
    »Ich hätte es mir denken können«, sagte ich leise.
    Der Rote Ryan lächelte. Er streckte mir seine Hand wie einem Kind entgegen. »Kommst du, John?«
    »Sicher«, erwiderte ich, ohne allerdings seine Hand zu berühren.
    Nebeneinander gingen wir her, dem geheimnisvollen und mächtigen Rad der Zeit entgegen…
    ENDE des zweiten Teils
    [1] Siehe John Sinclair Nr. 1000 »Das Schwert des Salomo«
    [2] Siehe John Sinclair Nr. 961 »Der Fluch des Kobolds«
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