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1001 - Der Alptraum beginnt

1001 - Der Alptraum beginnt

Titel: 1001 - Der Alptraum beginnt
Autoren: Jason Dark
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Grauen und die Angst vor der Zukunft und der Gegenwart paarten sich in diesem Ausdruck, und in den Augen lag ein schreckliches Gefühl, das kaum beschrieben werden konnte.
    Ihren eigenen Zustand hatte sie vergessen. Nur an Horace dachte sie, der so verdammt wehrlos war.
    »Bitte, Horace, bitte! – Lauf doch weg! Lauf weg – schnell! Steh einfach auf…«
    Aber Horace stand nicht auf. Er konnte nicht. Mit einer schwachen Bewegung hob er die Arme. Die Hände waren gespreizt, wie bei einem Menschen, der mit dieser Geste das Verhängnis aufhalten will.
    Er würde es nicht schaffen. Es war unmöglich. Die anderen waren besser, und Mary sah plötzlich etwas, das sie nicht glauben wollte.
    War es ein Messer, mit dem Horace bedroht wurde? Genau war es nicht zu sehen, aber ihr Mann schaffte es nicht, dieses Ding abzuwehren.
    Das ist der Tod! schrie es in Mary. Das ist der Tod!
    Sie hörte sich brüllen, aber sie schaute nach draußen. Die Szene verschwamm vor ihren Augen, weil Tränen hervorströmten und die Sicht verschlechterten.
    Etwas nahm sie trotzdem wahr.
    Die schwarzen Gestalten mit den schrecklichen Totenaugen kamen näher und näher. Sie beugten sich zu ihrem Mann herab, und plötzlich waren auch Arme da. Hände ebenfalls, die diese verfluchten Waffen festhielten und immer zustießen.
    Hinein in den Körper ihres Mannes.
    Horace F. Sinclair zuckte. Er schrie oder stöhnte. Nein, es war Mary, die so gellend schrie. Sie begriff auch zugleich, daß sie Zeuge eines Mordes war.
    Draußen und nur zwei, drei Schritte von ihr entfernt, starb ihr Mann durch diese brutale Tat…
    ***
    Ich war unterwegs!
    Wohin? Eine gute Frage, zu der mir jedoch keine Antwort einfiel.
    Irgendwohin. Weg. Hinein in die Unendlichkeit. Hinein in die anderen Zeiten oder in den Raum zwischen ihnen, denn feststellen konnte ich nichts. Der Knochensessel hatte seine magische Kraft voll und ganz ausgespielt und mich weggetrieben.
    Meinen Körper spürte und fühlte ich nicht. Nur der Geist war noch vorhanden. Er trieb durch die Ewigkeiten, war aber zugleich so weit entfernt, so daß ich befürchten mußte, daß er nicht mehr zurückkehrte. Es war natürlich Unsinn, aber ein Mensch ohne Körper fühlt und denkt nun mal so.
    Es war tatsächlich wie der tiefe Traum, in den ein Mensch hineingerät, und dabei ebenfalls das Gefühl hat, einfach wegzutreiben und nicht mehr zu erwachen. Höchstens in einer anderen Welt, vielleicht in seiner Traumwelt…
    Ich verlor mich nicht.
    Gedanklich hielt ich mich selbst zusammen. Vielleicht waren es auch andere Kräfte, so genau wußte ich nicht Bescheid. Aber das Treiben war auch weiterhin vorhanden. Mich umgaben keine Nebelschleier, die Umgebung war klar, trotzdem konnte ich nichts sehen.
    Die Schwärze hüllte mich ein wie ein dunkles Tuch, aber ich sah trotzdem irgendwelche Bilder.
    Möglicherweise Bruchstücke einer Erinnerung. Auch farbig. Sie erschienen und verschwanden wieder. Waren wieder da. Menschen, eine Umgebung, alles war zu sehen.
    Meine Eltern?
    Ich wußte es nicht genau. Dem Erscheinen nach konnten sie es sein, wahrscheinlich deshalb, weil ich mich in der letzten Zeit sehr intensiv mit ihnen beschäftigt hatte.
    Jetzt sah ich sie.
    Die Gesichter erschienen, waren wieder weg, tauchten abermals auf als blutverschmierte Fratzen mit von einer Waffe zerstörten Körpern. Sie trieben an mir vorbei als starre, gräßlich zugerichtete Tote.
    Ich weinte.
    Oder bildete ich mir das nur ein?
    Es war nicht herauszufinden. Ich hatte das Gefühl zu weinen, doch Tränen liefen dabei natürlich nicht.
    Ich tauchte wieder weg.
    Die Bilder lösten sich auf. Sie wurden zerrissen, und mir kam es vor, als wären die Körper meiner Eltern irgendwo im Nirgendwo zerfetzt worden.
    Die Dunkelheit kehrte zurück. Sehr tief, sehr schwarz. Ich trieb weiter, immer weiter.
    Endlos?
    Avalon, dachte ich.
    Würde ich dort landen? Würde ich auch den Gral sehen und Nadine Berger?
    Der Gedanke flimmerte nur einen Moment in mir hoch, dann war er wieder vorbei. Die Erinnerung an den Schrecken tauchte wieder auf, an die Bilder, die ich gesehen hatte, wie sie als schreckliche Sequenzen vor meinen Augen abliefen.
    Tote Menschen.
    Meine Eltern…
    Verdammt, es war einfach zu schlimm! Ich hatte mich von den Vorgängen der letzten Tage einfach zu stark beeinflussen lassen. Sie hatten sich in mir festgefressen wie altes Eis, das nun taute.
    Ich holte tief Luft.
    Das konnte ich.
    Urplötzlich war alles anders geworden. Die Umgebung kam mir längst
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