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1001 - Der Alptraum beginnt

1001 - Der Alptraum beginnt

Titel: 1001 - Der Alptraum beginnt
Autoren: Jason Dark
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erkennen zu können. Es kam ihr nicht auf Horace mehr an, sondern auf die Gestalten, die ihn getötet hatten.
    Die Schatten mit den hellen Totenaugen. Erfüllt von einem kalten, bösen Licht.
    Sie gingen nicht. Sie umstanden ihn, als wollten sie sich davon überzeugen, daß er endgültig tot war.
    Mary Sinclair versuchte, die Augenpaare zu zählen. Es war ihr unmöglich, sie kam nicht mehr zurecht und erlebte deshalb das Durcheinander von Panik und Angst in ihrem Kopf.
    »Steh doch auf!« keuchte sie und legte sogar wie betend die Handflächen zusammen. »Bitte, Horace, steh doch auf! Du darfst nicht tot sein. Nein, nicht…«
    Sie wiederholte die Worte mehrmals, ohne begreifen zu können, daß es nur mehr Hülsen waren.
    Dann bewegten sich die Augen.
    Zugleich geschah dies, und sie drehten sich zusammen mit den Schatten von dem toten Körper weg, um dorthin zu schauen, wo Mary Sinclair allein im Wagen saß.
    Der Kopf war weiterhin zur Seite und auch nach vorn gerutscht.
    Ihr Gesicht berührte die kalte Scheibe.
    Mary schluckte. Sie weinte. Die Finger ihrer linken Hand lagen am Türhebel.
    Noch hatte sie es nicht geschafft, die Tür zu öffnen. Aber sie würde weitermachen, das stand fest. Es war ein Drang, der sie nach vorn trieb, auch wenn die Angst sie weiterhin in den Krallen hielt.
    Daß sie den Hebel bewegt hatte, bemerkte sie nicht. Erst als die Tür plötzlich nach außen aufschwang, stellte sie die Veränderung fest, und sie hatte Glück, daß sie nicht aus dem Wagen fiel, denn noch hielt sie der Gurt.
    In dieser Haltung schaute sie auf ihren toten Mann.
    Die Luft war kalt. Sie roch nach der Friedhofsmauer. Über sie hinweg wehte der Geruch des Friedhofs.
    Angst hatte sie nicht mehr. Auch die Panik war verschwunden.
    Mary Sinclair war einfach leer. Sie tat etwas, ohne es zu merken; sie handelte wie ein Automat.
    Ein Mensch, der gleichzeitig eine Puppe war. Einer, mit dem man alles machen konnte, der auch nicht mal dagegen protestieren würde, das war aus Mary Sinclair geworden.
    Sie wollte raus und mußte erst den Gurt lösen, der sie noch festhielt. Als sie es tat, hatte sie es eine Sekunde später schon wieder vergessen, aber die Folgen bekam sie mit, denn es war nichts mehr da, was sie noch hielt.
    Mary Sinclair kippte aus dem Fahrzeug und fiel auf den kalten, feuchten Boden.
    Für eine Weile blieb sie dort liegen. Der Aufprall hatte die Schmerzen in ihrem Kopf wieder stärker werden lassen, selbst das bekam sie nicht mal am Rande mit. Sie wollte auch nicht mehr vor ihrem Fahrzeug liegenbleiben, wie ein waidwund geschossenes Tier. Mary wollte zu ihrem toten Mann, ihm die Augen zudrücken, ihn noch einmal küssen, einen letzten Abschiedskuß, bevor…
    Nein, sie dachte nicht mehr weiter.
    Sie schaffte es auch nicht mehr, auf die Füße zu kommen, denn es fehlte ihr einfach die Kraft. Wenn sie zu Horace wollte, dann schaffte sie es nur kriechend.
    Die unheimlichen Killer waren noch da. Sie bewegten sich nicht.
    Sie hatten um den Toten herum einen Kreis gebildet. Die hellen Augen sahen dabei aus wie gestochen scharfe Kreise.
    Mary kroch weiter.
    Sie hörte sich reden. Aber sie verstand nicht, was sie gesagt hatte.
    Zwar blieben die Schmerzen noch, aber die Frau spürte sie nicht mehr. Alles war weg. Nur noch Horace zählte, dem sie sich immer mehr näherte. Flach kroch sie auf ihn zu. Manchmal nur drückte sie den Oberkörper hoch. Steine, die aus dem Boden ragten, rissen ihre Handballen auf. Aus kleinen Wunden quoll Blut.
    Das alles merkte Mary nicht. Auch nicht, wie sie zwischen zwei Schatten hindurch kroch und die beiden wenig später in ihrem Rücken wußte. Aber Horace war da. Er war nahe, so nahe…
    An seiner linken Seite blieb sie knien. Sie schaute auf ihn nieder.
    Den durch tiefe und tödliche Wunden gezeichneten Körper wollte sie nicht sehen. Auch nicht das Blut, das sich verteilt hatte. Und das Gesicht ihres toten Mannes sagte alles.
    Totenstarre…
    Sein Mund stand weit auf. Als wollte er noch einmal Luft holen.
    Das war nicht mehr möglich. Einige Blutstropfen hatten die Wangen des Mannes erwischt und sich dort verteilt. Die bildeten ein makabres Fleckenmuster, fast bis hin zu den Augen, die ebenfalls nichts Menschliches mehr an sich hatten.
    Auch sie waren tot. Sie wirkten glasig.
    Mary kniete vor ihrem toten Mann. Die Handflächen hatte sie auf die Oberschenkel gelegt. »Horace«, flüsterte sie. »Horace, mein Liebling. Was ist denn…?«
    Er gab keine Antwort.
    Mary schien noch immer nicht
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