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1001 - Der Alptraum beginnt

1001 - Der Alptraum beginnt

Titel: 1001 - Der Alptraum beginnt
Autoren: Jason Dark
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sich noch arg benebelt fühlte. Das Erwachen war ein langer Prozeß. Sie war noch in der Tiefe gefangen und stieg nur allmählich aus ihr hervor.
    Je mehr sie erwachte und je klarer sie denken konnte, um so deutlicher spürte sie, was mit ihr geschehen war. Am Kopf war sie erwischt worden. Von dort strahlten die Schmerzen deutlich aus, in Richtung Ohren, aber auch zu den Zähnen hin.
    Jemand stöhnte erbärmlich. Es dauerte eine Weile, bis Mary Sinclair einfiel, daß sie gestöhnt hatte. Die Zunge lag in ihrem Mund wie ein trockener Klumpen, den sie kaum bewegen konnte, aber Marys Zustand besserte sich etwas. Sie sackte nicht mehr zurück in den tiefen Kessel der Bewußtlosigkeit, sie blieb wach, auch wenn sie noch längst nicht voll da war.
    Nur das Begreifen und das Spüren intensivierten sich. Daran zu merken, daß die Schmerzen deutlicher hervortraten, und auch der Schleier vor ihren Augen lüftete sich.
    Zwar lag noch der Druck auf den Augendeckeln, aber dagegen kämpfte sie ebenfalls an. Ob es der Wille oder eine innere Stimme war, das wußte Mary Sinclair nicht. Sie wollte allerdings nicht mit geschlossenen Augen sitzen bleiben.
    Sitzen? Wo sitze ich denn?
    Irgendwo in der Kälte. Ihre Haut war wieder sensibel genug geworden, um die Außentemperatur spüren zu können, und es kam ihr wirklich sehr kalt, schon unnatürlich kalt vor.
    Sie schüttelte sich.
    Schon diese geringe Bewegung ließ die Schmerzen in ihrem Kopf beinahe explodieren. Mary Sinclair wußte, daß sie noch längst nicht soweit war, um die Umgebung so wahrnehmen zu können, wie sie auch existierte. Aber sie dachte wieder nach.
    Erinnerungen erschienen wie Bilder, die sich mit den Abläufen der jüngsten Vergangenheit beschäftigten, und plötzlich riß der Vorhang. Gewisse Dinge entstanden wieder glasklar vor ihren Augen.
    Sie sah das Haus, sie sah ihren Mann, sie glaubte auch, den Abschußknall der Schrotflinte gehört zu haben, und sie sah sich selbst zusammen mit Horace F. im Auto sitzen.
    Auto? Wegfahren?
    Ja, sie waren weggefahren. In der Dunkelheit hatten sie Abstand von ihrem Haus nehmen wollen. Edinburgh hätte das Ziel sein sollen, aber so weit waren sie nicht gekommen. Nicht mal bis in die Nähe der Stadt. Sie hatten Lauder nicht verlassen, sondern eine Abkürzung gewählt, die am Friedhof vorbeiführte.
    Vorbei?
    Das stimmte auch nicht. Sie waren nicht am Friedhof vorbeigefahren. Mary erinnerte sich, daß plötzlich alles anders gewesen war.
    Horace mußte die Gewalt über das Lenkrad verloren haben, denn sie waren vom Weg abgekommen, nach rechts gefahren und dann gegen ein mächtiges Hindernis geprallt, wahrscheinlich gegen eine Mauer.
    Sie erinnerte sich an die schrecklichen Geräusche, die so schrill und jämmerlich zugleich in ihren Ohren geklungen hatten. Laute, die sie nie in ihrem Leben vergessen würde, das stand für sie fest.
    Mary öffnete die Augen.
    Es klappte. Auch das Bedürfnis, sie wieder zu schließen, war nicht mehr vorhanden. Sie hatte die erste Hürde übersprungen, hielt die Augen auch weiterhin offen, weil sie sich in ihrer engeren Umgebung umschauen wollte.
    Da war nur diese verdammte Dunkelheit. Es gab kein Licht, denn auch die Scheinwerfer waren beim Aufprall gegen die Mauer zu Bruch gegangen. Sie hockte in dieser dunkelgrauen Farbe, konnte nur Umrisse erkennen und stellte fest, daß sie sich im Innern des Fahrerhauses befand. Eine normale Sache, wenn sie dachte, was geschehen war.
    Und doch störte sie etwas.
    Mary Sinclair brauchte nicht lange zu überlegen. Sie wußte plötzlich Bescheid.
    Zu zweit waren sie losgefahren.
    Jetzt saß sie allein im Wagen.
    Horace fehlte!
    Dieses Wissen versetzte ihr einen tiefen Schreck. Für einen Moment zog sich ihr Magen zusammen, und das Atmen fiel ihr schwer.
    Sie hatte das Gefühl, einfach wegzuschwimmen, hinaus aus dem Wagen zu treiben, aber sie blieb sitzen, während die Schmerzen wieder zunahmen und sie feststellte, daß sie nicht normal auf der Bank hockte, sondern beim Aufprall nach links gekippt war, zur Tür hin.
    Der Gurt hatte sie allerdings aufgefangen, und so waren die Unfallverletzungen nicht so gravierend gewesen.
    Mit dem Kopf war sie gegen die Scheibe oder gegen den oberen Holm geschlagen. Dieser Aufprall hatte eine Wunde hinterlassen, eine Schmerzquelle, aus der Blut gesickert war. Ohne Gurt wäre alles viel viel schlimmer ausgegangen.
    Es war Zeit, um sich wieder auf sich selbst zu konzentrieren. Bevor sich Mary um andere Gedanken machte, mußte sie
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