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SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

Titel: SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Autoren: Larry Brent
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    In der Wand raschelte es, als würden
sich hinter der seidenen Tapete Hohlräume befinden, in denen sich Mäuse
bewegten.
    Die Frau, die allein in dem noblen
Zimmer schlief, war darauf trainiert, beim geringsten Geräusch zu erwachen.
    Sie hielt den Atem an. Ein Irrtum war
ausgeschlossen. In den alten Wänden des Schlosses geschah etwas…
    Es knirschte, als würde sich ein
schwerer Gegenstand bewegen, Stein mahlte auf Stein… dann folgte leises,
monotones Surren… Die Frau richtete sich wie von einer Tarantel gebissen auf,
als der Spuk seinen Höhepunkt erreichte. Das Gesicht auf dem Ölgemälde, das Sir Fitzpatrick John Mahon Hampton zeigte, der im 16. Jahrhundert in diesem Schloß gelebt hatte,
veränderte sich! Die Augen wurden bernsteingelb, die Pupillen schmal und
sichelförmig wie die eines Raubtieres. Der Frau lief es eiskalt über den
Rücken, sie konnte ein leises Stöhnen kaum unterdrücken. Hinter den Mauern des
Zimmers, in dem sie schlief, hauste das Grauen…
    »Bitte, bleiben Sie von nun an
beisammen. Wir kommen jetzt in einen Trakt des Schlosses, von dem man sagt, daß
es hier nicht ganz geheuer zugehe .« Der Fremdenführer
unterbrach sich, als einige Touristen leise lachten.
    »Was ich Ihnen sage, ist die
Wahrheit«, fuhr er fort, geheimnisvoll die Stimme senkend, als befürchte er,
jemand anders als die Gruppe, die er führte, könne etwas von seinen Worten
mitbekommen. Der hagere Mann mit den eingefallenen Wangen wirkte ernst und
überzeugend. »Ich habe selbst erlebt, daß ein junges Paar das sich absetzte,
spurlos in diesen Mauern verschwand .«
    Ungläubige Mienen blickten ihn an.
    Ein dicker Amerikaner in khakifarbenen
Shorts und einem buntgemusterten Buschhemd grunzte wie ein Schwein und
schüttelte ungläubig den Kopf. »Vielleicht haben Sie den Ausgang verpaßt, Sir«,
knurrte er. »Wir Amerikaner mögen zwar ein Faible für alte Castles, Ruinen und
unterirdische Gemäuer haben, hinter denen es hin und wieder spukt. Aber deshalb
brauchen Sie uns nicht gleich so eine blutrünstige Story aufzutischen. Ein
bißchen Gruseln ist ja ganz schön, aber man kann den Bogen auch überspannen .« Der Dicke kaute auf seiner erloschenen Havanna und ließ
seine Kamera surren.
    Die Atmosphäre hatte ihren Reiz.
    Durch eines der hohen vergitterten
Fenster fielen schmale Lichtbahnen, in denen der Staub tanzte. Das Licht lag
hart auf den kahlen, klobigen Wänden und ließ die breiten Fugen deutlich in
Erscheinung treten wie auch die rauhe, zerklüftete Oberfläche der über
siebenhundert Jahre alten Quader.
    In einer Nische stand eine uralte
Ritterrüstung, die mit einer Hellebarde ausgestattet war. Die Rüstung war
schwer, massig und trug auf dem Helm einen farbigen Federbusch.
    Neben der Rüstung begannen die
klobigen Treppen, die nach unten in jenen Bereich führten, von dem der
Fremdenführer behauptete, daß er eine gewisse Gefahr darstellte.
    »Dies war der Zugang zur
Schatzkammer«, erläuterte der Hagere mit dem wächsernen Gesicht. »Der Gang ist
mehrfach gestaffelt, in einzelne Kammern unterteilt, so daß er wie ein regelrechtes
Labyrinth wirkt. Auf diese Weise wollten die ehemaligen Herren von Hampton
Castle Dieben und Feinden das Leben so schwer wie möglich machen. Der legendäre
Schatz der Hamptons wurde auch nie gefunden .«
    »Vielleicht gab es ihn nie«, warf
einer der Touristen ein.
    »Oh, doch, es gab ihn. Er war schon
früh in den Chroniken, die leider nicht vollständig sind, erwähnt. Der Reichtum
der Hamptons war allgemein bekannt, und so kam es, daß dieses Castle auch mehr
als andere in kriegerische Auseinandersetzungen hineingezogen wurde.
    Die Schatzkammer selbst wurde, wie ich
bereits sagte, nie gefunden, aber Experten und die Mitglieder der heute noch
existierenden Hampton-Familie, sind überzeugt davon, daß sie nur in diesem
Trakt hegen kann. Der verschachtelte Zugang und die Ereignisse, die aus der
fernen und jüngeren Vergangenheit bekannt wurden, untermauern diese Annahme .«
    »Was ist denn so im einzelnen passiert ?« wollte eine junge, rotblonde Frau wissen.
    »Verwandte und Freunde, die ohne das
Wissen des Hampton-Clans diesen Trakt betraten, wurden ermordet aufgefunden
oder überhaupt nicht…«
    »Die man nie mehr gesehen hat, hatten
vielleicht einen ganz handfesten Grund dafür«, sagte ein älterer Mann, in
dessen Augen der Schalk blitzte. »Sie haben vielleicht gefunden, was sie
suchten und haben sich aus dem Staub gemacht .«
    Allgemeines Gelächter
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