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SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

Titel: SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Autoren: Larry Brent
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komische Gefühl
nicht los, Jenny, daß der Bursche nur ein paar blutrünstige Geschichten
erzählt, damit wir ins Gruseln geraten .«
    »Schon möglich«, antwortete die zart
und zerbrechlich wirkende Jennifer. Sie hatte glattes, dunkles Haar und einen
Teint wie Milch. »Komm, laß’ uns weitergehen .«
    Sie kam aus der Hocke.
    Kevin Thomas hielt sie am Armgelenk
fest.
    »Was hältst du davon, wenn wir den
Leuten einen Streich spielen ?« fragte er. Der Schalk
blitzte in seinen Augen.
    »Wie meinst du das ?«
    »Ganz einfach. Ich tue so, als wäre
ich nicht mehr dabei, du kehrst seelenruhig zur Gruppe zurück, und wenn O’Neal seine Schäfchen zählt, wird er plötzlich merken, daß
es statt einunddreißig nur noch dreißig sind .«
    »Unsinn!«
    »Nein, das ist mein Ernst. Es wird ein
großes Durcheinander geben, und dann tauche ich wieder auf, und der Spaß ist
perfekt. Geh«, wisperte er dann. »Ich bleib hier hinter der Mauer zurück. Mal
sehen, wann er merkt, daß einer fehlt.
    Du tust natürlich ganz überrascht und
behauptest, daß ich eben noch neben dir gestanden hätte. Da müssen alle
glauben, ich sei im Boden versunken wie ein Geist. Mann, das gibt ’nen Spaß,
das ist stark .« Er ballte die Faust und biß sich auf
die Unterlippe. Er war fasziniert von dem Gedanken, in diesem Augenblick unter
den gegebenen Umständen irgendeinen Unsinn durchzuführen.
    Zwar war Jennifer das Ganze nicht
recht. Aber sie fügte sich schließlich doch. Das war typisch Kevin. Für Scherze
hatte er immer etwas übrig.
    Sie ließ ihren Verlobten wie
verabredet in der Nische zurück, eilte auf Zehenspitzen durch den Stollen und
schloß sich heimlich der Gruppe wieder an, die in diesem Moment hinter dem
nächsten Mauervorsprung verschwand. Von hier aus führten zwei noch engere
Tunnel in zwei verschiedene Richtungen.
    Phil O’Neal erklärte die einzelnen Mauervorsprünge so, daß sie vermutlich durch
abergläubische Ahnen der jetzt lebenden Hamptons in einer bestimmten Anordnung
errichtet worden waren. Kein Mauervorsprung glich in Länge und Winkel dem
anderen. »Es muß ein magisches und okkultes System dahinterstecken, das bis zur
Stunde nicht enträtselt werden konnte .«
    Alle diese und die folgenden
Ausführungen bekam auch die zwanzigjährige Jenny wieder mit.
    Etwa zehn Minuten später, als sie die
siebte Mauer umrundeten und keiner der Gäste mehr zu sagen vermocht hätte, in
welche Himmelsrichtung es die ganze Zeit über eigentlich gegangen war, ließ O’Neal mechanisch seinen Blick über die Versammelten
schweifen.
    Jennifer Trawl tat beschäftigt und
begutachtete einige tiefe Kerben im Mauerwerk, die angeblich von einem weiteren
Schatzsucher hinterlassen wurden, als hätte er auf diese Weise seinen Weg
markieren wollen.
    Phil O’Neal zählte ein zweites Mal. Seine Miene verfinsterte sich. »Sind wir vollzählig ?« fragte er scheinbar wie beiläufig und entschloß sich
trotz eines unguten Gefühls in der Magengegend zu einem Scherz. »Derjenige, der
fehlt, soll sich melden .«
    Die meisten bekamen seine Bemerkung
gar nicht mit und glaubten daran, daß das Ganze zu einer einstudierten Rolle
gehörte, die O’Neal mit Bravour abzog.
    Er bat die Gruppe, einen Moment still
zu sein und sich um ihn zu versammeln. Er sagte es so laut, daß alle anderen
Gespräche übertönt wurden.
    »Bitte, meine Herrschaften,
entschuldigen Sie meine Unhöflichkeit. Ich mußte gerade feststellen, daß wir
nur noch dreißig Personen sind. Jemand fehlt. Ich…«
    Da schrie eine Person leise auf.
Jennifer Trawl war es. »Kevin! Er ist weg – verschwunden! Eben hat er doch noch
direkt neben mir gestanden .«
    O’Neal erblaßte, bahnte sich einen Weg durch die
Gruppe, sah sich aufmerksam um und wandte sich dann an die jungendliche Amerikanerin, die ihn erschrocken aus großen, dunklen Augen ansah. »Seit wann vermissen
Sie Ihren Begleiter, Miß ?« fragte er tonlos.
    »Er war eben noch hier .« Jennifer zuckte die Achseln. »Vor ’ner halben Minute
vielleicht…«
    Der Fremdenführer, Angestellter der
Hampton-Familie, warf einen Blick hinter den letzten Mauervorsprung.
    »Bitte bleiben Sie zusammen, verlassen
Sie nicht Ihre Plätze .« O’Neals Stimme klang belegt.
    Morna Ulbrandson hob unwillkürlich die
Augenbrauen. Der Mann meinte es wirklich ernst. Er nahm den Zwischenfall nicht
auf die leichte Schulter. Wie die anderen Teilnehmer an der Führung, so hatte
auch sie die bisherigen Ausführungen mehr als eine Übertreibung
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