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SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens

Titel: SGK312 - Die 17 Kammern des Grauens
Autoren: Larry Brent
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zufrieden
gewesen war. Der stattliche Polizist hatte manches Mädchenherz gebrochen.
    »Ich gebe deiner Frau einen Tip«,
sagte der teetrinkende Kollege. »Wenn das jetzt schon mit der Einsamkeit
anfängt, wie soll das erst in ein paar Jahren werden? Hast du schon mal etwas
von einer aufblasbaren Gespielin gehört, Sean ?«
    »Was soll ich denn damit ?« fragte McCraine wie aus der
Pistole geschossen und sah verwirrt in die Gegend.
    »Ich nehme an, es gibt auch welche im
männlichen Format«, grinste der Teetrinker. »Damit kann sich deine Frau
einstweilen die Zeit vertreiben, bis du nach Hause kommst. Von wegen
Mitternacht. Ich wette mit dir: du bist im Morgengrauen noch drüben .«
    McCraine verdrehte die Augen. »Male den Teufel nicht
an die Wand! Ich weiß besseres…«
    »Das hat der ›Alte‹ auch immer
gesagt«, damit spielte er auf Tom Frehnhouse an, der
vor drei Jahren pensioniert wurde und so etwas wie zu einem Mythus in dieser
Polizeistation geworden war. Frehnhouse hatte den
berühmten sechsten Sinn. Wenn er etwas ahnte, dann war er dem auch nachgegangen
und hatte eine Person, von der er glaubte, daß sie mit diesem oder jenem Fall
in Verbindung gebracht werden konnte, solange beobachten lassen, bis er
zupacken konnte. In über neunzig Prozent aller Fälle hatte dieses System
funktioniert. Nur im Fall Hampton-Castle hatte er sich die Zähne ausgebissen.
Noch am Tag seiner Pensionierung hatte er sich darüber geärgert, daß ihm in den
rätselhaften und unheimlichen Mordfällen auf Hampton-Castle nie ein Erfolg
beschieden war. Wie oft hatte er sich dort aufgehalten − dienstlich und
privat! Nie war er einen Schritt weitergekommen.
    »Der letzte Fall 1954 − über
fünfundzwanzig Jahre ist das schon her − hat ihm bis zuletzt keine Ruhe
gelassen .« Der Kollege kaute auf beiden Backen. Der
Duft von frischgebackenem Brot erfüllte den kleinen Büroraum. »Wenn er erfährt,
daß jetzt nach dieser langen Zeit dort schon wieder etwas passiert ist, kriegt
er einen Tobsuchtsanfall. Wahrscheinlich nimmt er an, daß er der Schuldige ist,
weil es ihm damals nicht gelang, den Mörder dingfest zu machen .«
    McCraine kannte den Fall. Die ungelöste Akte lag im
Tresor. Er hatte sie oft genug studiert.
    »Ich glaube, daß alles halb so schlimm
ist. Da hat sich ein junger Yankee einen Scherz erlaubt, das kommt dabei
heraus, der Bursche hat jetzt die Hosen voll und hält sich irgendwo versteckt,
nachdem er bemerkt hat, was für einen Staub sein Verhalten aufgewirbelt hat.«
    McCraine grüßte und verließ das Gebäude.
    Ein Sergeant steuerte den dunkelblauen
Ford.
    Der Inspektor lehnte sich zurück und
versuchte sich zu entspannen. Bis nach Hampton-Castle waren es rund
fünfundzwanzig Kilometer.
    Auf der gut ausgebauten Straße zum Lough Corrin kamen sie schnell
voran.
    Das Hampton-Castle lag in der
Abenddämmerung malerisch am Ufer des Lough Corrin . Das riesige, zinnenbewehrte graue Gebäude zog sich jenseits der Straße über eine Länge von über zweihundert
Metern dahin.
    Die alte Burg, angefangen im 12.
Jahrhundert, sah aus wie ein zerhackter Felsklotz. Ein kantiger Turm schmiegte
sich an jeder Ecke an. Die große, im 18. Jahrhundert erbaute und später
mehrfach renovierte Anlage schloß die alte Burg und das Herrenhaus ein.
    Über einen schmalen Seitenarm des Lough Corrin führte eine massive
graue Brücke, die links und rechts von zwei sechseckigen kleinen Türmen
flankiert wurde.
    Auf dem höchsten Turm der alten Burg
wehte eine Fahne, das Hauswappen der Hamptons.
    Das Tor jenseits der Brücke stand weit
offen. Mehrere Fahrzeuge und ein großer, moderner Reisebus waren schon zu
sehen, als der Sergeant den Ford auf die Brücke lenkte.
    Ein Teil der neueren Anlage stand auf
einer Landzunge, die sanft in den See hineinwuchs. Hinter dem Castle begann ein
riesiger Park mit altem Baumbestand. Flach und grün dehnten sich die Wiesen zu
beiden Seiten der schmalen, asphaltierten Straße aus, die vor dem See einen
gewaltigen Bogen machte, weil sie sonst direkt ins Wasser geführt hätte.
    McCraine blickte unwillkürlich links aus dem Fenster,
als sie über die Brücke rollten.
    »Halten Sie an, John«, sagte Sean McCraine plötzlich. »Ich kann’s nicht glauben, aber wir
haben die Leiche schon gefunden .«
     
    *
     
    Der Sergeant glaubte, seinen Ohren
nicht trauen zu dürfen.
    Er trat auf die Bremse. Der langsam
rollende Wagen stand sofort. McCraine öffnete die
Tür, stürzte nach außen und beugte sich über den
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