Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit
Autoren: Oliver Fröhlich
Vom Netzwerk:
Unsterblichkeit erlangte, und der, an dem man bis in alle Ewigkeit büßen musste, wenn man dafür seinen Konkurrenten getötet hatte oder auch nur bereit dazu gewesen war. So hatte Lucifuge Rofocale es ihm damals erklärt.
    Professor Zamorra hatte seinen Gegenspieler Torre Gerret aber nicht getötet. Er hatte sich geweigert, dieses perfide Gesetz - von dem er inzwischen wusste, dass es eigentlich gar nicht existierte - zu befolgen. Seit er von der Hölle der Unsterblichen erfahren hatte, hoffte er, dass seine Seele nach dem Tod deshalb nicht bis zum Ende aller Welten dort vor sich hinvegetieren müsse. Vielleicht blieb ihm dieses Schicksal auch aus dem Grund erspart, dass er nun nicht mehr als Unsterblicher sterben würde.
    Was für eine widersinnige Formulierung , dachte er.
    Doch sie rief ihm auch seinen körperlichen Zustand ins Gedächtnis zurück. So wie es aussah, würde er nur allzu bald erfahren, wohin seine Seele nach dem Tod ging.
    Und wenn sie diesen sterbenden Ort nicht schnellstmöglich verließen, sogar noch eher!
    »Wir müssen sehen, dass wir hier wegkommen. Die Hölle der Unsterblichen frisst die Quelle. Und wir können nichts mehr retten!«
    In Dylans und Rhetts Augen konnte er ablesen, dass er auch sie mit dieser Information schockierte.
    Der Erbfolger jedoch verfiel deshalb keineswegs in Hektik. Stattdessen griff er in die Hosentasche und zog etwas hervor.
    »Aber wir haben doch noch das hier!«
    Ein grelles, blaues Strahlen ging von Rhetts Hand aus, sodass Zamorra im ersten Augenblick nicht erkennen konnte, worum es sich handelte. Dann schalt er sich selbst einen Narren. Wie hatte er das vergessen können?
    Der Hort der Sha'ktanar. Der Kristall, in dem die Seelen der lichten Streiter darauf warteten, gegen die böse Erbfolgerseele vorgehen zu können.
    Er war der Grund gewesen, warum sie überhaupt zum Llewellyn-Friedhof gekommen waren.
    Und Zamorra hatte ihn einfach vergessen!
    Als Rhett ihn aus der Einbuchtung eines Grabsteins geholt hatte, hatte der Kristall noch nicht so grell geleuchtet. Der Professor erinnerte sich, dass Merlin bis zur Reinigung der Erbfolge viele, viele Jahre länger gewartet hatte, als nötig gewesen wäre. Deshalb waren in den Horten noch ausreichend Seelen vorhanden.
    Diese schienen durch das Strahlen des Kristalls anzuzeigen, dass sie bereit waren, ihre Aufgabe zu erfüllen.
    »Und jetzt? Was stellen wir mit dem Ding an?«, fragte Dylan.
    Rhett ging vor dem Teich in die Knie und tauchte den Seelenhort mit der Spitze ins Wasser. Sofort wich das Dunkel an dieser Stelle zurück.
    »Wahnsinn«, sagte Dylan. »Als ob man Spülmittel in Fettwasser tropft.«
    Ein vielstimmiges Klagen ertönte. Zamorra konnte nicht sagen, ob es wieder die Seelen der Sha'ktanar waren, die er da hörte, oder der Schmerzensschrei des Dunkels.
    Das blaue Strahlen floss aus dem Kristall ab und wurde eins mit dem Wasser des Teichs. Der reine Umkreis wuchs immer weiter an, drängte die materialisierte Hölle der Unsterblichen mehr und mehr zurück.
    Im gleichen Umfang, wie es in dem Tümpel selbst weichen musste, verstärkte es jedoch seine Präsenz außerhalb davon. Die verseuchten Bäume peitschten mit den Zweigen, spritzten Tropfen des Dunkels umher wie ein Hund nach dem Baden. Die Löcher im Himmel rissen auf, sodass noch mehr der teerigen Masse eindringen konnte. Die Hüterin gab ein klägliches Wimmern von sich.
    Doch der Kristall war noch nicht am Ende seiner Kraft. An den gereinigten Stellen begann das Wasser zu brodeln. Im ersten Augenblick wirkte es, als koche der Teich. Dann aber sah es für Zamorra eher aus, als steige etwas aus den Tiefen der Quelle an die Oberfläche.
    Aus den Tiefen? War der Tümpel an dieser Stelle nicht eigentlich seicht? Schließlich hatte die Hüterin einst nur bis zu den Waden darin gestanden.
    Dennoch hatte ihn sein Eindruck nicht getäuscht. Plötzlich schoss aus dem Gebrodel ein blau strahlender Energieball in die Höhe. Zwanzig oder dreißig Meter über ihnen blieb er stehen. Dann begann er zu rotieren. Erst langsam, schließlich immer schneller. Und er dehnte sich aus, wie…
    »Runter!«, schrie Zamorra.
    Alle warfen sich zu Boden. Der arthritische Rücken des Professors schickte Schmerzpfeile ins linke Bein, doch Zamorra achtete nicht darauf.
    Der blaue Ball dehnte sich aus wie eine Supernova.
    Und explodierte.
    Das Getöse war unbeschreiblich. Das Grollen der Explosion vermischte sich mit den Triumphschreien der Sha'ktanar und dem wütenden Gebrüll des
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher