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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit
Autoren: Oliver Fröhlich
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es sich um Menschen handelte, die ich kannte. Sie alle waren einst unsterbliche Kämpfer gegen das Böse.« Er lachte. »Zumindest, bis sie gestorben sind. Ich glaube, dass die Magie, die den Auserwählten die Unsterblichkeit schenkt, nach ihrem Tod zur Quelle zurückkehrt. Und sie nimmt die Seele des Toten mit. Ich vermute, dass sie dadurch die Magie der Quelle stärken will.«
    Merlin starrte ihn nur aus großen Augen an. Ihm schienen die Worte zu fehlen.
    »Dummerweise funktioniert dieser Plan nicht. Wenn der Zauber die Quelle verlässt, tut er dies im Körper eines neuen Unsterblichen durch ein Weltentor. Auf dem Heimweg gibt es aber kein Weltentor. Sie muss das Dunkel durchqueren! Die Quellenmagie schafft das auch, aber die Unsterblichenseele bleibt im Dunkel hängen.«
    »Aber… warum?«, war das Einzige, was Merlin hervorbrachte.
    »Woher soll ich das wissen? Vermutlich liegt es daran, dass die Seelen der Menschen nicht rein genug sind. Nur ganz wenige haben es bisher geschafft, das Dunkel zu durchdringen und zur Quelle zu gelangen. Selbst die Seelen der Auserwählten, die nie zu Unsterblichen wurden, versuchen zur Quelle zu gelangen. Genauso vergeblich. Aber das ist auch kein Wunder. Wenn man bedenkt, dass die meisten von ihnen bereit wären, einem Konkurrenten das Leben zu nehmen, nur um das eigene niemals aufgeben zu müssen.«
    »Deshalb wolltest du das Dunkel!«
    »Richtig. Aber ich denke, dieser Name gefällt mir nicht mehr. Künftig werde ich diesen Ort die Hölle der Unsterblichen nennen. Das hat viel mehr Klang! Irgendwann wird jeder Auserwählte, jeder Unsterbliche einmal dort landen - und wenn ich ihn selbst hinschaffen muss.«
    Merlin kochte vor Wut. Das konnte Lucifuge Rofocale ihm deutlich ansehen. »Was bezweckst du damit? Willst du die Quelle zerstören? Das darfst du nicht! Du hast dich gerade dazu verpflichtet.«
    Der Ministerpräsident des Satans stieß ein dröhnendes Lachen auf. » Ich werde die Quelle ganz sicher nicht zerstören. Wozu auch? Das wird die Hölle der Unsterblichen ganz alleine schaffen. Sicherlich wird die meiste Zeit über die Magie der Quelle das Übergewicht besitzen. Zumal sie sich, wie mir scheint, auch ohne die Zufuhr fremder Seelen aus sich selbst heraus stärken kann. Eine Art Selbstheilung. Und sicherlich wird es Zeiten geben, in denen auch zwei oder noch mehr Auserwählte davon trinken können, ohne dass sie daran zugrunde geht. Aber irgendwann, mein lieber Merlin, wird das Verhältnis zugunsten des Dunkels ausschlagen. Und dann wird es die Quelle einfach verschlucken. Und du, der du dich verpflichtet hast, nichts gegen die Hölle der Unsterblichen zu unternehmen, wirst dabei zusehen müssen!«
    Lucifuge Rofocales Lachen hallte noch nach, als Merlin den Treffpunkt im Nirgendwo längst wutentbrannt verlassen hatte.
    ***
    Gegenwart
    McCaitrigor trat aus dem Monolithen auf dem Llewellyn-Friedhof.
    Noch wusste er nicht, wo er hin sollte. Hauptsache erst einmal weg von hier. Mit sich selbst ins Reine kommen.
    Irgendwie musste er diese innere Zerrissenheit in den Griff bekommen. Er konnte nicht als Vampir durch die Lande ziehen, dessen Vergangenheit als Kämpfer des Lichts zu neuem Leben erwacht zu sein schien. Eine von beiden Seiten musste weichen.
    »Da bist du wieder.«
    Die Stimme klang so leise und emotionslos, dass McCaitrigor nicht einmal erschrak. Auch ohne sich umzudrehen, wusste er, von wem sie stammte. Dennoch wandte er sich um und bekam seinen Verdacht bestätigt.
    Njhugjr!
    Ihn flankierten Renate und Andreas Steigner, die ihm den Zugang zu einem Auserwählten verschafft und so die ganzen Ereignisse erst in Gang gesetzt hatten. Er hatte sie sich geistig unterworfen und zu Dienern gemacht. Nun schienen sie Njhugjr zu gehorchen.
    »Ich dachte, ich hätte dich getötet.«
    »Hast du nicht. Niemand tötet Njhugjr.«
    McCaitrigor unternahm einen halbherzigen Versuch, sie wieder unter sein mentales Joch zu zwingen, doch es gelang ihm nicht. Er war zu müde. Und er besaß den Drachenmantel nicht mehr.
    »Wo ist Steigner.« Auch wenn man es der Betonung nicht anhörte, stellten Njhugjrs Worte vermutlich eine Frage dar.
    »Bei der Quelle des Lebens .«
    McCaitrigor interessierte nicht, ob Njhugjr damit etwas anfangen konnte. Ihn interessierte überhaupt nichts mehr.
    »Wann wird er wiederkommen«, wollte der Dämon wissen.
    »Gar nicht mehr. Das Dunkel wird ihn verschlingen. Wie alles, was sich an der Quelle befindet. Er ist tot. Oder zumindest so gut wie.«
    »Dann
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