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0949 - Die geronnene Zeit

0949 - Die geronnene Zeit

Titel: 0949 - Die geronnene Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Fröhlich
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Kehle frei. »Ist schon in Ordnung. Du hast es verdient.«
    »Aber…«
    »Nichts aber. Du hast wesentlich mehr Erfahrung in der Dämonenjagd als ich. Stell dir vor, du lässt mich trinken und in einem halben Jahr tötet mich ein Dämon. Was für eine Verschwendung dieser wunderbaren Gelegenheit! Das könnte ich mir nie verzeihen. Gut, ich wäre dann tot, aber…« Er unterbrach sich und schluckte hart.
    »Dylan, ich möchte nicht, dass…«
    »Schluss jetzt!«, brauste er auf. »Hör auf, mit mir darüber diskutieren zu wollen. Sonst überleg ich es mir noch anders.« Er wandte sich der Hüterin zu. »Ich verzichte! Zamorra soll trinken.«
    »Danke«, sagte der Professor. »Dafür werde ich für immer in deiner Schuld stehen. Solange ich lebe.«
    Der Schotte stieß ein trauriges Lachen aus. »Na ja, zumindest solange ich lebe.«
    »Was geschieht nun?«, fragte Zamorra die Hüterin.
    »Die Magie der Quelle wird dich mit Rhetts Lebenskraft koppeln und…«
    »Moment!«, unterbrach er. »Mit Rhetts Lebenskraft koppeln? Hat das negative Auswirkungen auf ihn? Verkürzt es seine Lebensdauer? Nimmt es ihm Teile der Llewellyn-Magie? Das hatten wir nämlich erst und brauchten es nicht noch einmal!«
    »Das wollte ich auch gerade fragen«, warf Rhett ein.
    Assara schüttelte den Kopf. »Nein, nichts dergleichen. Ihr seid nur miteinander verbunden. Du, Zamorra, zehrst zwar von Rhetts Lebenskraft, da er aber selbst ein magisches Wesen ist, wird sich seine dadurch nicht verringern.«
    »Na gut, fangen wir an«, sagte Zamorra.
    »Fangen wir an«, sagte auch Rhett.
    Die Hüterin machte eine einladende Geste. »Knie vor der Quelle nieder. Dort, wo das Wasser klar ist.«
    Zamorra gehorchte.
    Assara reckte Rhett das Schwert entgegen. »Berühre die Klinge.«
    Der Erbfolger, der hinter dem knienden Professor stand, nahm die Spitze zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt fest. Dann senkte die Hüterin die Klinge so tief ab, dass sie Zamorras Kopf berührte. Mit der freien Hand schöpfte sie etwas Wasser aus dem Teich und ließ es über das Metall rinnen. Dazu murmelte sie einige Worte, die der Meister des Übersinnlichen nicht verstand.
    Aber er fühlte, wie die Kraft in seinen Körper zurückströmte.
    Assara nahm das Schwert zur Seite und bedankte sich bei Rhett. »Es ist vollbracht. Nun warte, bis der Zauber die volle Wirkung entfaltet.«
    Zamorra konnte sein Spiegelbild im klaren Wasser erkennen. Es war noch immer das eines alten Mannes, aber es veränderte sich. Zuerst spürte er die Schmerzen in den gebrochenen Fingern, als diese sich wie von selbst aufrichteten und ihre natürliche Haltung einnahmen.
    Am liebsten hätte er geschrien, aber er konnte es unterdrücken.
    Dann fühlte er, wie sich seine Haut straffte. Wie die Schmerzen im Rücken nachließen. Wie seine Sehschärfe zurückkehrte. Gerade rechtzeitig, dass er beobachten konnte, wie die Haarfarbe seines Spiegelbilds von Weiß zu Grau wechselte.
    Und die Verwandlung ging immer weiter.
    Nach etwa einer Minute war es geschafft. Das Gesicht, das ihm aus dem Teich entgegensah, war das gleiche, das er zuletzt in einem Spiegel von Château Montagne gesehen hatte.
    Die Hüterin reichte ihm einen Kelch, in dem sich ein kleiner Schluck des Lebenswassers befand.
    »Und nun trink.«
    Zamorra trank.
    »Herzlichen willkommen zurück, Unsterblicher«, hörte er Dylans Stimme hinter sich. Sie hatte ihre alte Lockerheit noch immer nicht wiedergefunden.
    »Ein letztes Wort noch, bevor ihr geht«, sagte Assara. »Du solltest fortan stets gut auf den Erbfolger achten, Zamorra. Denn sollte er eines Tages sterben, so stirbt mit ihm die geliehene Zeit. Dann wird dein Körper wieder in den Zustand zurückfallen, dem du gerade entflohen bist, auch wenn du natürlich unsterblich bleiben wirst.«
    Zamorra nickte. Das hieß, für die nächsten zweihundertneunundvierzig Jahre wäre er auf der sicheren Seite. Dann würde Rhetts Leben enden. Und ob die Erbfolge danach eine Fortsetzung fand, stand noch in den Sternen. Aber bis dorthin fanden sie bestimmt eine Lösung, die Verbindung zu lösen und Zamorra dennoch jung zu erhalten.
    »Und nun geht. Ich werde die Quelle nun für lange Zeit versperren. Bevor ich wieder jemandem Zutritt gewähren kann, muss sie erst heilen.«
    »Was verstehst du unter lange Zeit ?«, fragte Zamorra.
    Assara lächelte ihn an. »Was bedeutet schon Zeit?«
    Zamorra nickte. Doch ihm war klar, dass damit Tausende von Jahren gemeint sein konnten.
    ***
    Sie traten aus dem

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