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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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mich nicht Meredith!«
    Sagte Nicole Duval.
    ***
    »MEREDITH!«
    Das war nicht mehr die Stimme eines Menschen, das war etwas anderes, das sich nur der Stimmbänder eines Menschen bediente.
    Plötzlich lagen sie beide am Boden. Er musste sie angesprungen, umgerissen haben, hatte sie vielleicht sogar geschlagen.
    Nicole wusste es nicht, wie sie so vieles nicht, noch nicht und nicht mehr wusste.
    Jetzt wusste sie nur, dass Robert Grosvenor stark war. Dass seine Hände überall an ihr waren, als wären ihm vier oder sechs zusätzliche gewachsen. Und auch seine Lippen spürte sie überall an sich, auf ihrer Haut, an Hals und Gesicht, kalt, glitschig, wie Egel, die sich an ihr festsaugen wollten.
    »Hör auf!«, schrie sie. Sie wehrte sich, aber sie wehrte sich wie Meredith Grosvenor, nicht wie Nicole Duval. Ganz war die Trennung doch noch nicht vollzogen. Ein Teil Nicoles schien noch zu schlafen, wie im Koma zu liegen.
    Stoff riss.
    Kälte streifte auf einmal bloß liegende Stellen ihres Körpers.
    Roberts Hände fanden jede mit unheimlicher Sicherheit. Er berauschte sich an jeder noch so geringen Berührung ihres nackten Leibes.
    Wach auf Nicole, wach auf!
    Nichts…
    Nicole biss, schrie, kratzte.
    WACH AUF!
    Und etwas wachte auf…
    Nicht Nicole. Nicht als Ganzes, nur ein Teil von ihr, etwas, das sie auch war.
    Ein Gefühl von Wärme tief in ihr, die zu empfinden keine körperliche Erfahrung war, sondern etwas gänzlich anderes, viel Stärkeres.
    Die Wärme schlug um in Hitze.
    In ihrer Brust schien eine Sonne aufgehen zu wollen, eine Sonne, die erst aus etwas wie einem schwarzen Sumpf steigen musste, wollte sie ihre Kraft verbreiten.
    Eine… entartete Sonne?
    Was ist das?, fragte Meredith, die keine Gewalt mehr über ihre Stimme besaß. Was bedeutet… »entartet«?
    Nicole antwortete ihr ebenso stumm.
    Das weiß nicht einmal der Deibel.
    Sie wusste aber, was geschah. Es passierte nicht zum ersten Mal, es war etwas, das sich nicht steuern, das sich nicht heraufbeschwören ließ. Es kam auch nicht nur in Momenten allergrößter Gefahr zustande. Es kam… wie es wollte.
    Und die Erfahrung war jedes Mal neu und überwältigend. Und Todesfurcht erregend!
    Aus Nicoles Innerstem stieg etwas auf, das dem Gefühl nach am ehesten einem Schrei gleichkam und doch etwas ganz anderes war. Der Unterschied begann schon damit, dass es nicht den Weg nach oben und über ihre Lippen suchte. Stattdessen schien sich jede Pore ihres Körpers zu öffnen, weit wie ein winziges Schlangenmaul, dem keine Kiefersperre drohte.
    Es tat weh. Wie nichts anderes wehtun konnte.
    Nicole schrie nun doch, aber es war nur der Schmerz, der sich auf diese Weise ein Ventil verschaffte.
    Das andere brach überall aus ihr hervor.
    Und verbrannte sie mit Haut und Haaren.
    11.
    Gegenwart
    Es begann damit, dass der Boden unter Zamorras Sohlen zu beben begann. Und ein Blick zum Amulett ihm klar machte, dass es sich um kein herkömmliches Beben handelte, sondern offenbar von Merlins Stern ausgelöst wurde!
    Die Silberscheibe hatte begonnen zu pulsieren, zu vibrieren , auf eine Weise, als würde ein gigantisches Herz in der Wand schlagen.
    Die davon ausgelösten Erschütterungen pflanzten sich bis in Zamorras Füße fort. Selbst sein Blick wackelte - bis er sich darauf eingestellt hatte.
    Was ging hier vor?
    Plötzlich waren sie da, fielen aus sämtliche Gemälden des Raumes herab: Gestalten, wie sie unterschiedlicher nicht hätten sein können: menschliche, tierische… selbst Gewächse taumelten, staksten, wuselten oder krochen auf Zamorra zu!
    Manifestationen der Hölle - oder besser der höllischen Macht, die im Tate ihr Unwesen trieb.
    Mit wahren Bewohnern der Hölle hatten sie nichts gemein, und doch unterschätzte Zamorra sie keine Sekunde.
    »Ah, eine Reaktion! Habe ich dich nun doch aus der Reserve gelockt?«
    Seine Zähne klapperten beim Sprechen aufeinander. Das vibrierende Beben war noch heftiger geworden, aber mehr als die Gemalten aus den Bildern zu schütteln, hatte es bislang nicht vermocht.
    Für Zamorra stellte sich die Frage, ob sein Amulett diese Beben erzeugte - oder ob es selbst gegen jene Kräfte ankämpfte, die mit Brachialgewalt nach dem Tate - diesem Saal zumindest - griffen.
    Er war versucht, das Amulett von der Eisenschmiede zurückzuziehen. Aber damit kappte er auch die Verbindung, die er hoffte, aufgebaut zu haben. Die Verbindung ins magische Nirgendwo, in dem Nicole festgehalten wurde.
    Wenn sie noch lebte.
    Es war die reine Hoffnung,
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