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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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kein noch so winziger Fetzen gesichertes Wissen, das ihn daran festhalten ließ, noch etwas für sie tun zu können.
    Doch jetzt drohte der Gau.
    Angreifer, wohin er blickte. Zu magischem Leben erwachte Farbe. Männer, Frauen, alt und jung, aus unterschiedlichen Zeitepochen, allein schon an ihrer Kleidung danach zu unterscheiden, dazu Tiere - Hunde, Katzen, Pferde… allesamt mit blutrünstig gebleckten Zähnen und auf die eine oder andere Weise entstellt - und… ja Bäume und Büsche, die sich wankend auf Wurzeln heranbewegten wie auf verkümmerten Beinen.
    Zamorra wurde binnen Sekunden von ihnen fast im Kreis umschlossen. Nur die Seite mit dem Iron-Forge-Gemälde blieb davon ausgespart. Aus ihm hatte sich nichts, kein noch so winziges Detail gelöst. Nur das Amulett hämmerte wie irre dagegen, sandte Schockwelle um Schockwelle durch den Raum.
    In diesem Moment begriff Zamorra, dass es ihm gar nicht zur Verfügung stand - nicht einmal, wenn er sich jetzt entschloss, es tatsächlich zu lösen und den Peilstrahl für Nicole zu kappen.
    Die Kräfte und Energien hatten sich verselbstständigt.
    Etwas hatte längst begonnen, auf Merlins Stern zuzugreifen.
    Und ihn für sich zu vereinnahmen.
    Zamorra hegte nicht nur den Verdacht - er wusste es. Zu eng war er mit dem Amulett verbunden, um nicht jede noch so winzige Veränderung fast körperlich zu bemerken.
    Das Kapitel Tate Britain drohte sich endgültig zum Fiasko auszuweiten.
    Er, Zamorra, Bastion des Lichts und Streiter für das Gute in einer von dämonischem Gezücht verseuchten und unterwanderten Welt, sah sich am Ende seines Weges angekommen.
    Die Schauergestalten, die ihn umringten - und ganz gleich, ob sie eigentlich nur magisch beseelte Farbe waren oder nicht stellten eine Übermacht dar, gegen die ohne Unterstützung des Amuletts kein Kraut gewachsen war.
    Aber er würde sich nicht kampflos geschlagen geben. In seinem Gedächtnis kramte er bereits Zauberworte hervor, die seinen Untergang hinauszögern mochten - aufzuhalten war er nicht mehr.
    Ach, Nicole…
    Da war keine Furcht vor dem eigenen Sterben, nur eine überbordende Traurigkeit, die Gefährtin in tausend Schlachten nicht noch einmal in die Arme nehmen zu können, nicht noch einmal…
    WWWOAASSCHHH!
    Als würde eine Orkanböe durch den Saal fahren, hörte es sich an. Pflanzenranken, Hände und gefletschte Zähne, die gerade nach ihm zu schnappen versuchten, wichen schlagartig zurück.
    Weil es nicht bei dem wütenden Fauchen eines imaginären Sturms blieb.
    Dem Ton folgte Schlimmeres, Unwiderstehliches.
    Mit einem überlauten PZoppgeräusch löste sich das Amulett vom Gemälde und flog wie selbstverständlich in Zamorras instinktiv ausgestreckte Hand.
    Aber es einzusetzen gegen das Heer der Gemalten erwies sich als unnötig.
    Weil etwas anderes sie bereits aufs Korn genommen hatte. Etwas, das sich mit jenem brausenden WWWOAASSCHHH! Angekündigt hatte, aber jetzt erst sichtbar wurde.
    Als es aus der Wand hervorbrach.
    Aus dem Gemälde.
    Eine Flammenzunge.
    Eine Flammen säule .
    Rotierend, wirbelnd, dahingleitend wie ein feuriger Tornado… und dabei alles verschlingend, alles in sich einsaugend und verzehrend, was an Soldaten gegen Zamorra aufgeboten worden war!
    Das… FLAMMENSCHWERT , rann es schwer und träge durch sein Gehirn. Zu mehr fehlte ihm die Konzentration. Weil der Wirbel aus rotgelber schierer Energie auch ihn in seinen Bann zog, ebenso wie jeden der Angreifer jeden der gemalten Feinde, die aus ihrer öligen Ruhe gerissen und von dämonischer Macht rekrutiert worden waren.
    Sie zahlten es mit dem »Leben«.
    Brannten wie Zunder.
    Und jedes Mal, wenn einer verging - ganz gleich, ob »Mensch«, »Tier« oder »Gewächs« - zischte es, als würde Öl ins Feuer der Vernichtung gegossen.
    Obwohl in Windeseile geschehend mutete es Zamorra an, als würde das Wüten eine kleine Ewigkeit andauern.
    Als würde endlose Zeit verrinnen, bis die zerstörerische Flamme erlosch, sich zurückbildete und Konturen gebar, von denen er gedacht hatte, sie nie mehr vor sich zu sehen, nie mehr so greifbar und voller Leben, wie es nun passierte.
    »Nicole!«
    Sie wandte sich ihm zu, einen seligen Ausdruck auf dem Gesicht, aber scheinbar über sich selbst verwirrt, überhaupt nicht in der Lage, selbst zu begreifen, was gerade passiert war - wie und warum!
    Und gerade als Zamorra durch die Asche der Gemalten auf sie zuging, sprangen die Flügeltüren des Saales auf, und Detective Hogarth stürmte an der Spitze seiner
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