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0894 - Seelenbrand

0894 - Seelenbrand

Titel: 0894 - Seelenbrand
Autoren: Adrian Doyle
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Attacke, das spürte Zamorra mit jeder Faser seines Körpers, konnte jederzeit erfolgen.
    Aber das Wispern - Warum… hilft… mir… denn… keiner … ? - hatte mehr als nur neue Hoffnung geweckt. Es hatte ihn richtig wütend gemacht - auf die heimtückische Macht, die hier mit Menschenleben jonglierte. Und die ihn, das schwor er sich, unterschätzt hatte.
    »Ich krieg dich!«, presste er hervor, den Blick immer wieder zum Amulett zurücklenkend. »Wer oder was immer du bist - ich krieg dich!«
    Seiner Drohung folgte keinerlei spürbare Reaktion.
    Und dennoch geschah Dramatisches.
    Nicht hier, sondern weit in der Vergangenheit.
    Wo das Böse all seine Kraft sammelte und fokussierte, um das Begonnene zu einem fruchtbaren Ergebnis zu führen.
    Fruchtbar und… furchtbar…
    10.
    Vergangenheit
    … Peter?
    Der Junge lag vor ihr, die Zudecke halb von sich gestrampelt, das Laken unter ihm verrutscht, zerknittert. Stroh schaute hervor.
    Wie war sie in diese kleine Kammer, in den Gesindetrakt überhaupt gelangt?, fragte sich Meredith, am Fußende der schmalen Bettstatt stehend.
    Das Licht…
    Der Silberschein lag auch hier über allem, zeichnete jede Kontur nach, füllte jede Vertiefung.
    Der punktgroße Silberstern, kaum mehr als ein Nadelstich im Gewebe der Wirklichkeit, verharrte über Peter, der in unruhigem Schlaf ächzte und sich hin und her wälzte.
    Meredith konnte sich nicht erinnern, aber sie musste dem Licht gefolgt sein wie weiland die drei Weisen aus dem Morgenland dem Stern von Bethlehem. Und wie diese hatte auch Meredith am Ende ihres Weges einen Knaben gefunden, ihrer allerdings lag mit schweißlockigem Haar im Stroh und war nicht neugeboren, kein Heiland, sondern sterbenskrank.
    Helen, seine Mutter, lag zusammengekauert zu seinen Füßen, von Erschöpfung übermannt und eingewoben in Silberlicht wie in einen leuchtenden Kokon, der sie von allem anderen ringsum abschottete.
    Was soll ich hier?, dachte Meredith, ein bisschen verzweifelt. Ihr Blick wanderte von Helen zurück zu Peter und dann hoch zu dem Stern über dem Kopf des Jungen.
    Ohne sich den Befehl dazu zu geben, setzte sie sich auf den Rand des einfachen Bettes.
    (Aha… es ist ein Geben und Nehmen.)
    Etwas in Meredith verstand auch diesen sonderbaren Gedanken und machte alles Wundern überflüssig.
    Sie schaute förmlich zu, wie ihre Hand sich zitternd bewegte, über den Jungen hob und sich dann auf ihn niedersenkte, bis sie flach auf seiner Brust lag.
    Irgendetwas geschah. Irgendetwas floss von Meredith auf Peter über, oder es benutzte sie zumindest als Mittler.
    In der nächsten Sekunde beruhigte sich der fiebernde Junge ein wenig. Er entspannte sich, der elende Ausdruck auf seinem schlafenden Gesicht verging. Er lag still.
    Auch dann noch, als Meredith' Hand plötzlich aufflammte, rot glühte und sich fest und zischend wie ein Brandeisen in die Haut über Peters Herzen presste.
    ***
    Der Junge rührte sich auch jetzt nicht.
    Nur schien etwas von ihm abzufallen, winzigen Insekten gleich, die aus seinen Poren quollen. Und auch sein Schweiß verfärbte sich. Wurde, vom Herzen ausgehend, blutrot, trat ihm in dünnen Bächen aus der Haut, rann ihm vom Körper und erstarrte dann wie schlagartig gefroren. Jedes Rinnsal, jeder Tropfen gerann und überzog sich mit einer dünnen weißen Schicht. Das Weiß wurde zu Silber, strahlte auf, erlosch. Und der Schweiß war vom Körper des Jungen verschwunden. Wie frisch gebadet lag er da, im Gesicht ein kleines, seliges Lächeln.
    Einen Augenblick lang fürchtete Meredith, er läge tot vor ihr, weiß Gott, warum, und diese Angst würgte sie wie eine Hand, die sich um ihren Hals schloss.
    Bis Peter sich seufzend auf die Seite drehte, im Schlaf die Decke über die Schulter hochzog und nichts weiter tat, als friedlich zu schlummern.
    Ein Wunder…
    Der Junge war geheilt.
    Aber war ich es, der ihn geheilt hat? Wie…
    Noch bevor der Gedanke in ihrem Kopf vollendet war, kehrte die Angst zurück, sprang sie an wie ein Raubtier, das sie kurz in Sicherheit gewogen hatte, um sich nun noch mehr an ihrer Furcht zu weiden als zuvor.
    Peter saß plötzlich im Bett. Sie hatte nicht mitbekommen, wie er sich aufgerichtet hatte.
    Seine Lider öffneten sich, schnappten auf wie die Schale überreifer Früchte.
    Und in einem davon, im linken, glitzerte der Stern, der Meredith hierher geleitet und dann über Peters Kopf gestanden hatte.
    Man hätte es für eine Täuschung, einen Lichtreflex halten können, der sich in der Feuchte
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