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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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und standen plötzlich vor einer langen Grabreihe.
    Wir hielten uns an den Enden der Gräber und auch noch hinter den Steinen auf, wo uns wieder die berühmte Friedhofsruhe erwartete. Von den beiden mörderischen Kindern sahen wir ebensowenig etwas wie von der gefährlichen Mordwaffe, und der gesamte Spuk schien überhaupt nicht stattgefunden zu haben.
    Suko kontrollierte die linke, ich die rechte Seite. Nicht nur die Grabreihe lag vor uns, auch der parallel dazu verlaufende Weg, der mit Kies belegt war.
    Suko holte pfeifend Luft, bevor er sagte: »Die können sich doch nicht in ein Grab hineingebuddelt haben, verdammt!«
    »Bestimmt nicht.«
    Hinter uns hörten wir schwache Stimmen, Wahrscheinlich hatte die Trauergemeinde einiges von dem mitbekommen, was uns widerfahren war, aber für Suko und mich war das Ende der Fahnenstange noch längst nicht erreicht. Wir hatten nur eine Zwangspause einlegen müssen.
    Der Weg wurde von zwei Grabreihen umsäumt. Ich wollte diesen Mittelteil betreten, ging über das Grab mit vorsichtigen Schritten hinweg und hörte plötzlich ein vertrautes Geräusch. Es war eine Fahrradklingel. Ein Mann in blauer Arbeitskleidung kam von der linken Seite herangeradelt. Er mußte mich gesehen haben und warnte mich durch sein Klingeln. Zudem drohte er mit einer Hand, denn ich hatte es schließlich gewagt, über die Gräber zu gehen.
    Nicht nur wir sahen ihn.
    Andere entdeckten ihn ebenfalls.
    Und plötzlich geschahen zwei Dinge auf einmal. Einmal für mich, zum anderen für Suko gedacht.
    Dicht hinter dem Radfahrer löste sich blitzschnell eine kleine Gestalt, die bisher am Grabstein gelauert hatte. Sie war so flink, daß der Fahrer nichts bemerkte. Erst als ihm etwas in den Nacken sprang, schrie er auf, verlor auf seinem Rad das Gleichgewicht und wurde zu Boden katapultiert. Auf seinem Rücken und sich dort festklammernd hockte wie ein bösartiges Geschwür dieses kleine, blondgelockte Kind, klammerte sich an ihm fest, und der Mann wußte nicht, wie ihm geschah.
    Er wurde aber in die Höhe gewuchtet und dann zu einem fliegenden Gegenstand, der auf mich zusegelte.
    So schnell, daß ich nicht ausweichen konnte. Zudem drehte sich der Mann noch. Seine Beine erwischten mich, ich ging zusammen mit ihm zu Boden, trat ihn aber weg, so leid es mir in diesem Augenblick für ihn auch tat, hatte mich freigestrampelt und bekam auch mit, was sich der zweite Zwilling für Suko ausgesucht hatte.
    Es war nicht zu glauben. Diese winzige Gestalt hatte es tatsächlich geschafft, einen Grabstein aus dem Boden zu zerren und über den Kopf zu stemmen. Mir ist nicht bekannt, wieviel so ein mittelgroßer, viereckiger Grabstein wiegt, ich jedenfalls hätte ihn nie hochbekommen.
    Dieses teuflische Wesen mit seinen funkelnden Augen aber war dabei, aus dem Grabstein eine Mordwaffe zu machen, und es wuchtete den Gegenstand auf Suko zu.
    Der war ebenfalls für einen Moment völlig konsterniert gewesen.
    Er hatte es ebensowenig fassen können wie ich. Es war einfach ein Unding, daß eine derartig kleine Person den Grabstein warf wie einen leichten Ball.
    Beinahe wäre Suko zu spät ausgewichen. Er hatte auch das Glück gehabt, daß der Stein hochkant auf ihn zugewirbelt war, so konnte er sich ducken und gleichzeitig zur Seite wegtauchen. Mit einem wahren Donnergetöse prallte der Stein gegen einen anderen, schüttelte diesen durch, brach ein Stück aus ihm hervor und sorgte anschließend dafür, daß er in einer Schräglage stehenblieb.
    Ein schriller Schrei umwehte unsere Ohren.
    Es war mehr ein Befehl, von einem Zwilling an den anderen gerichtet, und beide handelten gleichzeitig. Bevor wir noch etwas unternehmen konnten, huschten sie auf ihren kurzen Beinen davon.
    Sie gruben sich förmlich in Gebüsche ein, die für uns unerreichbar waren. Was sie hinterließen, waren zerfetzte Zweige und durch die Luft segelnde Blätter.
    Dann waren sie weg.
    Wir standen wieder, und ich half dem Radfahrer auf die Beine, der nicht wußte, ob er schreien oder weinen sollten, denn auch er hatte diese letzte Attacke auf Suko erlebt.
    Genau dort, wo die dämonischen Zwillinge verschwunden waren, erschien plötzlich eine Wolke. Ein grüngelber Brodem wölkte in die Höhe und schuf einen mächtigen Pilz über dem Buschwerk.
    Suko und ich waren ebenfalls fasziniert, denn aus den Wolken lösten sich zwei kompakte, weit gespannte Arme mit Händen daran, die zu diesen dicken Armen paßten.
    Und zwischen den Klauen sahen wir wie kleine Puppen für einen
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