Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
herabhängenden Balken, zerrte ihn aus dem Gefüge und wuchtete damit herum.
    »Deckung!« schrie Suko, denn der Balken flog auf ihn und den Abbé zu, von einem gellenden Lachen begleitet.
    Beide Männer tauchten weg. Der Balken hatte sich gedreht, stellte sich noch einmal hoch und kippte dann um, ohne jemand zu verletzen.
    Zwischen ihnen und den Zwillingen lag die Mutter wie hingestreckt, das Gesicht voller Blut, aber darum kümmerten sich die beiden nicht. Sie wollten das zertrümmerte Haus zu einer weiteren Grabstätte machen und konnten es dank ihrer gewaltigen Kräfte auch schaffen.
    Bloch und Suko waren jetzt vorsichtiger geworden. Für sie bedeutete es Lebensgefahr, wenn sie sich zu nahe an die Zwillinge heranwagten, die momentan damit überfordert waren, um welchen Gegner sie sich zuerst kümmern sollten.
    Ich war noch da, und ich hatte auch meinen Schwächeanfall überwunden. Bevor einer der beiden erneut angreifen konnte, sprach ich die Formel aus.
    »Terra pestem teneto – Salus hic maneto!«
    Und zur gleichen Zeit erschien der Abbé, die Arme vorgestreckt, den Würfel zwischen den Handflächen haltend…
    ***
    Die Lichtaura war entstanden!
    Sehr hell, wie weißes Feuer, so gleißend, aber nicht blendend. Ich bewegte mich dem Licht ebenso weiter wie der Abbé, der mir vorkam wie eine Schattengestalt. Ich war wieder auf die Beine gekommen, fühlte mich beschwingt, leicht, wie von Flügeln getragen und dabei fest auf mein Kreuz vertrauend.
    Der Abbé kam von der anderen Seite. Selbst der Würfel des Heils hatte durch die ungeheuren Lichtmengen eine andere Farbe bekommen. Er sah aus wie im bleichen Mondlicht gebadet, und er schien den Abbé anzutreiben.
    Ich war näher am Ziel.
    Und das bestand aus zwei höllischen Geschöpfen, auch wenn sie nicht größer waren als Kinder.
    Das Licht hüllte sie ein.
    Es hatte sie gelähmt. Sie bewegten zwar ihre Köpfe, aber nicht ihre Körper. Innerhalb des Lichts wirkten sie wie zwei Besucher von fremden Sternen, sie waren so bleich, und die sowieso schon großen Köpfe kamen mir noch größer vor.
    Ich stand vor ihnen.
    Ich schaute sie an.
    Dabei hatte ich den Eindruck, von zahlreichen unsichtbaren Helfern umgeben zu sein, die nur darauf aus waren, die Zwillinge von irgendeiner Tat zurückzuhalten.
    Sie bewegten sich nicht mehr, hatten die Münder zu einem schiefen Grinsen verzogen, als wollten sie so ihrem Ende entgegenschreiten.
    Ich tat nichts. Nur in meinen Gedanken bewegte ich mich. In der Erinnerung. Und dabei fiel mir ein, wie ich es geschafft hatte, Josephiel zu vernichten. Es war ein wenig eigensinnig gedacht, ich hatte ja Hilfe bekommen und dachte an das Kreuz, das auf dem Boden des Zugabteils einen großen Schatten hinterlassen hatte.
    Auch hier zuckte etwas über die Trümmer. Balken in Kreuzform.
    Es war das Schattenkreuz. Es war ein Symbol aus der Welt, die Josephiel hinter sich gelassen hatte, um mehr zu erreichen, aber es hatte ihn nicht losgelassen. Es war ihm immer wieder auf den Fersen geblieben, unsichtbar, und es tauchte wieder auf, denn in den Zwillingen verteilte sich die Kraft ihres Vaters.
    Einer schüttelte den Kopf. Der andere sank nach vorn. Es sah so aus, als wollte man uns hier ein Puppenspiel zeigen. Dann drehte er sich in verschiedene Richtungen, wieder nur mit abgehackten und anschließend unkontrollierten Bewegungen.
    Es war der Anfang vom Ende, denn wenig später wurde ihnen das entrissen, was ihren Körpern und damit auch ihre Existenz ausgemacht hatte. Knochen, Fleisch, Blut, sie schmolzen weg, sie lösten sich zu einer stinkenden Wolke auf, denn die eigentliche Welt der Engel war allein geistig. Da braucht niemand einen Körper zu haben.
    Auch keine Kinder…
    Die Zwillinge dünnten aus. Ich schaute fasziniert zu, und es fiel mir sehr schwer, den Vorgang nachzuvollziehen und ihn auch mit Worten zu beschreiben.
    Vor meinen Augen lösten sich Dimensionen auf. Anders konnte ich es nicht fassen. Das körperliche, alles, was einen menschlichen Körper ausmachte, war bald nicht mehr vorhanden.
    Zurück blieb…?
    Was blieb zurück?
    Zwei Schatten und der Umriß des Kreuzes.
    So war es auch mit Josephiel gewesen, und ebenso vergingen seine Kinder. Sie und er hatten die eigentliche Welt nicht abschütteln können. Ihr Tribut an sie war die Vernichtung.
    Dann gab es nichts mehr.
    Kein Licht, kein Schatten des Kreuzes. Nicht einmal Reste derjenigen, die uns hatten töten wollen.
    Meine Hand sank nach unten. Das Kreuz war plötzlich schwer wie
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher