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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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an.
    »Was denkst du dir, was wir mit dir tun könnten?«
    Als Antwort fluchte sie nur. »Sie wird ein Hindernis sein.« Suko stimmte Bloch zu. »Ja, das wird sie, aber nicht mehr lange.« Er griff zum gleichen Mittel wie bei Naomi. Ein gut angesetzter und trockener Schlag mit der Handkante schickte er auch die Anführerin der Namenlosen ins Reich der Träume. »So, das hätten wir.«
    »Und jetzt suchen wir John.«
    »Vergiß die Zwillinge nicht.«
    Ein Stöhnen lenkte beide Männer ab. Sie hatten für einen Moment nicht auf Naomi geachtet. Die war inzwischen aus ihrer Bewußtlosigkeit erwacht und hatte sich aufgesetzt. Es ging ihr sogar ganz gut, sie machte keinen unbedingt benommenen Eindruck, schaute sich nur um und war etwas verwundert.
    »Können Sie aufstehen?« fragte Bloch und streckte ihr die Hand entgegen.
    Naomi zog sich daran hoch. Beide Männer sahen ihr Gesicht aus der Nähe und schauten in die Augen. Der Blick war etwas wirr, leicht verdreht, und Naomi stand auch innerlich unter Strom, denn immer wieder glitten ihre Handflächen am Stoff des Kleides auf und ab.
    »Irgendwas hat sie«, flüsterte Bloch.
    »Warte ab.«
    Lange brauchten die Männer nicht zu warten. Plötzlich riß Naomi den Mund auf. Ihre geschrienen Worte hallten gegen die Klostermauern und wurden von dort als Echo zurückgeschleudert. »Ich will zu meinen Kindern. Ich bin die Mutter! Ich allein…« Die letzten Worte hatten sich zwar überschlagen, waren aber noch zu verstehen gewesen, und Suko nahm diesen Ball sofort auf.
    »Weißt du denn, wo deine Kinder sind?«
    Naomi ging einen Schritt zurück und schlug dabei gegen ihre Brust. »Ja, ich weiß es. Ich bin die Mutter! Jede Mutter weiß und spürt, was mit ihren Kindern geschehen ist.«
    »Willst du hin?«
    »Ich gehe!«
    »Und wir dürfen mit?«
    Naomi beantwortete die Frage auf ihre Weise. Sie drehte sich abrupt um und ging davon.
    »Es läuft ja gut«, murmelte Suko.
    ***
    Carla starrte die Zwillinge an und wußte nicht, was sie denken sollte. Sie waren so plötzlich erschienen, sie waren relativ klein und wirkten trotzdem wie Riesen, so daß sie sich ihnen gegenüber klein vorkam.
    Keiner unterschied sich vom anderen. Auf ihren Köpfen verteilte sich das blonde Lockenhaar. Sie trugen gestrickte Kleidung, sie waren schmutzig, und Carla traute sich zunächst nicht, einen Blick in ihre Gesichter zu werfen. Als sie sich dennoch dazu überwunden hatte, erschrak sie zutiefst.
    Das waren keine Gesichter, die zu den Haaren paßten. Keine netten Jungengesichter, das… das … waren eklige Fratzen, trotz der Glätte. Fratzen, denn die Münder waren durch das Grinsen zu breiten Mäulern geworden, als wollten sie eine Botschaft verteilen.
    Kleine Nasen, weich fließende Kinnpartien, aber Augen, in denen etwas stand, vor dem sich das Mädchen fürchtete.
    Sie konnte es nicht beschreiben. Es war einfach eine andere Welt, die sie dort las. Etwas, mit dem sie nie zuvor zu tun gehabt hatte, vor dem sie aber instinktiv zurückschreckte, weil es eben so gnadenlos und auch bösartig war.
    Carla konnte nicht begreifen, daß hier eine andere Welt in Person dieser beiden Jungen vor ihr stand. Es wollte ihr einfach nicht in den Sinn. Diese Kinder waren keine Kinder mehr, auch wenn sie so aussahen, von ihnen strahlte die Kälte des Todes ab.
    »Da liegt er«, sagte der rechte.
    Sein Bruder nickte. »Ja, unser Todfeind.«
    »Lebt er denn noch?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Lebt er?« schrie der rechte Junge Carla entgegen, die während der Worte zusammengezuckt war.
    »Weiß ich nicht.«
    »Doch, du weißt es!«
    Da nickte sie.
    Ein grollendes Lachen schwang ihr entgegen. »Wenn du uns belogen hättest, dann hätten wir dich zerrissen. So aber kannst du zuschauen, wie wir zuerst ihn zerreißen. Er hat unseren Vater getötet. Er hat es getan. Wir haben gespürt, wie der Vater starb. Seine Schmerzen und Qualen sind auch auf uns übergegangen, und wir haben mit ihm gelitten. Wir haben so viel Schreckliches durchgemacht, doch als wir uns davon erholt hatten, wußten wir, welchen Weg wir gehen würden. Den Weg der Rache. Wir werden dort weitermachen, wo unser Vater aufgehört hat. Er war ein Engel, er war etwas Besonderes. Er hat seine Welt verlassen, um sich den Menschen hinzugeben. Er wollte ihnen zeigen, wie mächtig man sein kann, aber sie haben ihn nicht gelassen. Einige von ihnen haben gespürt, daß er anders ist, sie haben versucht, ihn zu jagen. Die meisten sind tot, doch nicht alle. Unser Vater hat
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