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und das Hexenhandy

und das Hexenhandy

Titel: und das Hexenhandy
Autoren: André Minninger
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Unbehagen
    »So eine Schweinerei!« Wütend deutete Peter auf den Hinterreifen seines Mountainbikes. »Irgendein Mistkerl hat die Luft rausgelassen und das Ventil geklaut! Wenn ich den zu fassen kriege!« Drohend ballte er eine Faust. »Zu blöd, dass ich mein Flickzeug nicht mithabe. Du hast auch keins dabei, oder?«
    Sein Freund Bob strich sich eine nasse Haarsträhne aus dem Gesicht und schüttelte bedauernd den Kopf. Die beiden Jungen hatten gerade ihren Badetag am Pazifik beendet und standen nun fassungslos vor dem Fahrradständer des Strandkiosks, der zu dieser späten Stunde bereits geschlossen hatte. Es war schon dämmrig, und Bob warf einen skeptischen Blick auf seine Armbanduhr.
    »Wir brauchen mindestens eine Stunde, bis wir die Räder nach Rocky Beach geschoben haben.«
    »Was heißt hier ›wir‹?«, entgegnete Peter. »Dein Rad ist doch verschont geblieben. Du kannst dich getrost auf deinen Sattel schwingen und losdüsen!«
    »Kommt überhaupt nicht infrage«, protestierte Bob. »Meinst du, ich lasse dich in der Dunkelheit allein durch den Wald irren? Wir gehen selbstverständlich gemeinsam.« Dabei nahm er das Bügelschloss von seinem Fahrrad und ließ es an der Befestigung am Rahmen einrasten. »Also los! Je früher wir uns in Bewegung setzen, desto schneller sind wir am Ziel.«
    »Ich krieg mich nicht wieder ein«, wetterte Peter weiter, während er sein Mountainbike auf den sandigen Fußweg schob. »Warum gibt es nur solche Blödmänner? Ob es denen Spaß macht, das Eigentum Fremder zu beschädigen?«
    »Ich tippe mal auf einen albernen Lausbubenstreich. Über die Konsequenzen haben die bestimmt nicht nachgedacht. Ärgern wir uns also nicht und reden über etwas Angenehmeres. Zum Beispiel über die morgige Mathearbeit!«
    »Machst du Witze!«, erregte sich Peter, der mit Bobs trockenem Humor in diesem Moment überhaupt nichts anzufangen wusste. »Ich hätte mich heute hinsetzen müssen, um die Formeln zu pauken. Stattdessen haben wir den ganzen Tag in der Sonne gefaulenzt!«
    Bob grinste. »Eine Entspannungsphase vor einer schwierigen Prüfung wirkt manchmal Wunder! Ich bin sicher, dass du gut abschneiden wirst.«
    »Nett, dass du mir Mut machst, aber ich bin skeptisch.« Peter drückte auf den Knopf seiner batteriebetriebenen Fahrradlampe, da sie geradewegs auf den Wald zusteuerten und die letzte Straßenlaterne bereits hinter sich gelassen hatten. Außer ihnen war weit und breit kein Mensch zu sehen und Peter überkam ein mulmiges Gefühl.
    »Mein Rad hier ganz allein durchzuschieben, hätte mir nicht behagt«, gestand Peter offen, nachdem sie unter den dichten Baumkronen in die Dunkelheit des Waldes tauchten. »Zu zweit ist mir schon wohler.«
    »Du hast doch nicht etwa Angst?«, erkundigte sich Bob mit gepresster Stimme.
    »Ist irgendwas?«, fragte Peter misstrauisch.
    »Na ja …« Bob sah sich prüfend um. »Ich glaube zwar nicht an solche Dinge, aber ganz geheuer ist es mir in diesem Waldgebiet nicht …«
    »Wovon sprichst du?«
    »Ich bin da mal im Archiv der ›Los Angeles‹-Post durch Zufall auf einen ziemlich makaberen Zeitungsartikel gestoßen. Ist schon etwas länger her und ich habe mir keine Gedanken darüber gemacht. Aber jetzt, wo wir hier zufällig in der Dunkelheit durchmarschieren, fällt es mir wieder ein.«
    »Was denn?«, drängte Peter mit Unbehagen. »Nun spuck’s schon aus!«
    »Vor etwa zwanzig Jahren haben Anhänger einer fanatischen Sekte eine junge Frau aus Santa Monica entführt, die sich politisch für mehr Frauenrechte engagiert hatte. Die Sekte hat sie der Hexerei bezichtigt und hier in den Santa Monica Mountains auf einem Scheiterhaufen verbrannt!«
    »Du … du machst Witze …«
    »Leider nicht«, erwiderte Bob trocken. »Den Schuldigen konnte zwar das Handwerk gelegt und die Sekte verboten werden, was der armen Frau jedoch nicht mehr viel nützte. Seitdem tauchen hin und wieder Zeitungsmeldungen auf, in denen berichtet wird, dass der Geist der Verbrannten noch immer ruhelos hier im Wald herumirre und keinen Frieden finde …«
    »Daran glaubst du doch nicht wirklich …?«, fragte Peter skeptisch.
    »Natürlich nicht. Trotzdem berichtete die Presse von eigenartigen Begebenheiten. In einer Vollmondnacht wollte beispielsweise eine Gruppe von Nachtwanderern das unheimliche Wimmern einer Frau gehört haben. Und zwar genau aus der Richtung, wo das furchtbare Verbrechen verübt worden war. Und ein anderes Mal lagen an dieser Stelle ein Dutzend Rehe, die ohne
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