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0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
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letzte Zeit war ihr vorgekommen wie in einem Traum, und auch jetzt fragte sie sich, ob das alles noch stimmte.
    Dann ging sie in die Knie, um das Kreuz ihres Freundes John Sinclair zu suchen…
    ***
    Stimmen? Eine – mehrere?
    Ich wußte es nicht. Ich kam damit nicht klar. Tief in meinem Gehirnkasten hörte ich diese Stimmen, die so hell klangen und eigentlich nicht zu einem Erwachsenen paßten, eher zu Kindern.
    Es waren nur kurze Gedanken, die mich quälten. Schlimmer schon empfand ich die Schmerzen, die sich zumeist in den oberen Regionen meines Körpers festgesetzt hatten, vor allem im Kopf.
    Dort tobten sie sich aus. Dort hinterließen sie explosionsartige Stiche, die auch für mein Erwachen gesorgt hatten. Ich kam langsam wieder zu mir. Ich schwebte aus einer dunklen Tiefe empor wie ein schmaler Geist.
    Wohin? In den Himmel? In die Wolken? In die… da waren wieder die Stimmen.
    Sie rissen mich weg von meinen Gedanken, aber nicht von den Schmerzen im Kopf. Sie blieben, aber sie waren dabei nicht so stark, daß sie die Stimmen überdeckten, und plötzlich konnte ich einige Worte verstehen. Nur für kurze Zeit, dann löste sich meine Konzentration wieder auf. Ich versuchte es erneut, und diesmal klappte es besser.
    Ich hörte zu.
    Es wurde über mich gesprochen.
    Und ich tat in diesem Augenblick genau das Richtige, indem ich mich nicht meldete. Ich blieb auf dem Boden liegen wie jemand, der sich noch immer in einer tiefen Ohnmacht oder Bewußtlosigkeit befindet. Ich ließ alles an mir vorbeitreiben und konzentrierte mich zunächst auf die Unterschiede der Stimmen.
    Eine kannte ich.
    Sie gehörte einem Mädchen. Es hatte sich sogar an meiner Seite befunden. Ich war mit ihr in ein Haus gegangen, wir hatten die tote Serafina gefunden und…
    Da kehrte die Erinnerung zurück. Plötzlich wußte ich Bescheid.
    Es war nicht nur das Haus gewesen, in das ich mit dem Mädchen hineingegangen war. Es war plötzlich zusammengekracht, weil ein gewaltiger Felsbrocken es erwischt hatte.
    Und mich auch.
    Sie sprachen über mein Kreuz.
    Die Stimmen überdeckten meine Gedanken. Ja, sie redeten über das Kreuz, das für sie gefährlich werden konnte und das keiner von ihnen an sich nehmen wollte.
    Mein Kreuz!
    Ich krampfte mich zusammen. Gleichzeitig hoffte ich darauf, daß niemand merkte, wie weit ich schon wieder erwacht war. Ich schwitzte. Der Schweiß lag auf dem Gesicht, er bedeckte den Körper ebenfalls. Auf der Gesichtshaut spürte ich auch das Jucken, als hätte dort jemand Pulver verteilt. Möglicherweise hatte sich der Staub schon mit dem Schweiß vermengt und diesen Reiz hervorgerufen.
    Ich hütete mich davor, einen Arm anzuheben und zu kratzen.
    Wichtig waren andere Dinge, und die mußte ich sehr vorsichtig angehen. Besonders das Öffnen der Augen. Kein Zucken mit den Lidern, das wäre aufgefallen.
    Es kostete mich eine ungeheure Konzentration, die Augen so zu öffnen, wie ich es mir vorgenommen hatte. Einen winzigen Spalt bekam ich sie auf. Es reichte aus, um erkennen zu können, daß Carla in meiner Nähe stand, und sich ihr gegenüber die Zwillinge befanden.
    Nein, mich durchzuckte bei ihrem Anblick nicht der Schlag. Ich konnte mich beherrschen, aber ich hatte schon beim ersten Blick festgestellt, daß sie innerhalb kürzester Zeit gewachsen waren. Viel größer als noch in London, das sah ich jetzt mit hundertprozentiger Sicherheit. In ihren Körpern steckte eine irrsinnige Kraft, die einfach nicht von dieser Welt sein konnte.
    Und doch fürchteten sie sich vor meinem Kreuz. Das sollte mir von Carla genommen werden. Sie zwangen das Mädchen dazu. Ich konnte sogar sehen, wie Carla von einer Hand lässig in die Höhe gehoben wurde, als hätte sie kein Gewicht.
    Man stellte sie wieder hin.
    Carla wußte auch, was sie zu tun hatte, denn sie kniete sich neben mich hin und versuchte, das Kreuz zu ertasten.
    Ich tat nichts.
    Keine Bewegung, kein Zucken. Die kleinen Kinderhände glitten über meine Brust hinweg. Ich kriegte jedes Zittern mit und ahnte nur, wie sehr sie sich fürchtete.
    Sicherheitshalber hielt ich die Augen wieder geschlossen. Ich mußte einfach davon ausgehen, daß ich unter der Kontrolle dieser Zwillinge stand und sie nur auf eine Regung oder einen Fehler meinerseits lauerten.
    Den Gefallen tat ich ihnen nicht.
    Carlas warmer Atem streifte über mein Gesicht. Sie hatte sich tief vorgebeugt. Ihre Hand wanderte weiter über meine Brust hinweg.
    Das Kreuz hatte sie noch nicht gefunden, denn es war durch
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