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Heißkalte Sehnsucht

Heißkalte Sehnsucht

Titel: Heißkalte Sehnsucht
Autoren: Susann Willmore Nora Roberts
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1. KAPITEL
    D ie kurvige Blondine im pinkfarbenen Minirock stöckelte auf hohen Schuhen den Straßenstrich hinunter. Ihr Lidstrich schimmerte in allen Farben des Regenbogens, und sie musterte mit scharfem Blick ihre Kolleginnen, diese schillernden Schatten der Nacht. Die Luft hallte wider vom Lachen der Mädchen, denn schließlich war es jetzt Frühling in New York. Aber neben dem Lachen war auch ein Gefühl großer Langeweile zu spüren, die weder der Glitter noch der Sex überdecken konnten.
    Für diese Damen war Geschäft vor allem Geschäft.
    Nachdem sie sich einen weiteren Kaugummi in den Mund gesteckt hatte, rückte die blonde junge Frau ihre große Leinentasche zurecht, die sie über der Schulter trug. Wie gut, dass es einigermaßen warm ist, dachte sie. Es wäre schrecklich gewesen, bei Regen in diesem halb bekleideten Zustand die Straße hinunterflanieren zu müssen.
    Eine umwerfend gut aussehende schwarze Frau in einem roten Lederoutfit, das ihren knackigen Körper nur notdürftig bedeckte, zündete sich eine Zigarette an und warf sich herausfordernd in Pose. „Komm schon, Baby“, sagte sie wie zu sich selbst. Ihre Stimme war tief und sexy, sie klang nach dem Rauch, den sie ausatmete. „Wie wär’s mit ein bisschen Spaß?“
    Einige Männer scheinen nicht abgeneigt zu sein, dachte Bess, die den Strich begutachtete. Insgesamt lief das Geschäft nicht schlecht an diesem lauen Frühlingsabend. Sie hatte verschiedene Verhandlungsgespräche zwischen den Prostituierten und ihren Freiern beobachtet. Nur schade, dass die Langeweile sich auch durch keine aufgesetzte Munterkeit zu vertreiben lassen schien. Die Langeweile und dann auch so etwas wie ein Gefühl großer allgemeiner Hoffnungslosigkeit.
    „Führst du Selbstgespräche, Schätzchen?“
    „Äh?“ Bess zuckte zusammen und sah sich plötzlich der schwarzen Göttin im roten Leder gegenüber, die zu ihr herübergeschlendert war. „Wie bitte?“
    „Bist du neu hier?“ Während sie rauchte, unterwarf sie Bess einer genauen Prüfung. „Wer ist dein Lude?“
    „Mein … ich habe keinen.“
    „Du hast keinen?“ Die Prostituierte zog die Brauen hoch und lächelte spöttisch. „Kleine, ohne einen Mann bist du auf diesem Strich nichts wert.“
    „Das glaube ich schon.“ Da sie keine Zigarette hatte, blies Bess ihren Kaugummi auf und ließ ihn mit lautem Knall zerplatzen.
    „Wenn Bobby oder Big Ed das rauskriegen, bekommst du eine Menge Ärger.“ Dann zuckte die Schwarze mit den Schultern. Schließlich war das ja nicht ihr Problem.
    „Wir leben in einem freien Land.“
    „Schätzchen, frei ist hier nur der Tod.“ Mit einem rauen Lachen fuhr sich die andere über ihre lederbekleidete Hüfte. „Sonst gar nichts.“ Sie warf die Zigarette in den Rinnstein, wo sie vom Hinterrad eines Autos zerdrückt wurde.
    Viele hundert Fragen gingen Bess durch den Kopf. Es lag in ihrer Natur, sie auch zu stellen, aber sie erinnerte sich gerade noch daran, dass sie nichts überstürzen durfte. „Gut, also wer ist dein Zuhälter?“
    „Bobby.“ Mit skeptischem Blick besah sich die Frau Bess von oben bis unten. „Kann schon sein, dass er dich aufnehmen würde. Du bist zwar unten rum ein bisschen mager, aber das macht nichts. Auf jeden Fall brauchst du jemanden, der dich beschützt, wenn du hier arbeiten willst.“ Sie wusste, dass sie von Bobby einen hübschen Batzen Geld erwarten durfte, wenn sie ihm eine Neue brachte.
    „Niemand hat die beiden Mädchen beschützt, die hier letzten Monat ermordet wurden.“
    Die Schwarze zuckte zusammen. Bess wusste, dass sie gut in Gesichtern lesen konnte, und sie sah Trauer, Bedauern und Schmerz in den Augen der anderen, bevor der Blick sich wieder verhärtete. „Bist du etwa von den Bullen?“
    Bess starrte sie mit offenem Mund an, bevor sie laut auflachte. Das ist wirklich ein Witz, dachte sie. Irgendwie aber auch schmeichelhaft.
    „Nein, ich bin nicht von den Bullen. Ich versuche nur, mir meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Kanntest du eine von den beiden, die getötet wurden?“
    „Wir mögen es hier nicht so gern, wenn man zu viele Fragen stellt.“ Die Frau warf den Kopf zurück. „Wenn du dir wirklich deinen Lebensunterhalt verdienen willst, kriegst du gleich Gelegenheit dazu.“
    Bess wurde plötzlich nervös. Ihr fiel auf, dass die Frau nicht nur gut aussah, sie war auch ausgesprochen massiv. Und sie war misstrauisch. Beides würde es schwierig machen, das zu tun, weshalb sie hergekommen war – sich im
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