Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0861 - Gefangene der Namenlosen

0861 - Gefangene der Namenlosen

Titel: 0861 - Gefangene der Namenlosen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
wälzte und dabei über Dinge nachdachte, die er noch nicht in die logische Reihenfolge bringen konnte.
    »Ist etwas mit Ihnen, Sir?« fragte ich ihn.
    Der Bischof hob die Schultern. »Im Prinzip nicht. Mir geht so einiges durch den Kopf. Ich muß nachdenken, dazu brauche ich ein wenig Ruhe. Aber ich komme noch auf das Resultat. Zudem ist es mir hier zu heiß. Würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn wir woanders hingingen. In ein Lokal, zum Beispiel, denn dort könnten wir uns auch erfrischen. Das haben wir wohl alle verdient.«
    Wir waren einverstanden. Gaststätten gab es in der Nähe des Friedhofs genug. Ich war natürlich gespannt darauf, ob es der Bischof tatsächlich schaffte, eine Verbindung herzustellen. Zwischen wem auch immer, es war mir egal. Wichtig war nur, daß wir weiterkamen und nicht auf der Stelle traten.
    ***
    Wir hatten eine Gaststätte gefunden, in der es ziemlich leer war. Ein großer Raum im Anbau wurde noch geputzt. Dort konnten wir nicht hinein, und so blieben wir in Sichtweite der Theke.
    Die Kühle tat gut, auch dem älteren Bischof, der froh darüber war, sich hinsetzen zu können und sofort ein großes Wasser bestellte. Er lächelte verkrampft, als er wieder den Schweiß von seiner Stirn wischte. »In meinem Alter ist man eben nicht mehr so fit.«
    »Sie sind auch nicht gerade sommerlich angezogen, Sir«, warf ich ein.
    Er winkte ab. »Was wollen Sie machen, Mr. Sinclair? Niemand kann aus seiner Haut heraus.«
    »Das stimmt.«
    Auch der Abbé und Suko bestellten Wasser. Ich fiel aus der Rolle und entschied mich für ein kühles Bier, das löschte am besten den Durst. Wir hatten uns eine Ecke ausgesucht, die im Schatten lag.
    Zwar fiel das Licht der Sonne durch mehrere Fenster, aber es verteilte sich im Raum und drang nicht in unsere Nähe.
    Der Wirt brachte die Getränke. Er lächelte knapp, während er die Gläser vor uns absetzte. In der Wärme zeigten sie rasch einen Beschlag an den Außenwänden. Bevor der pensionierte Bischof nach seinem Glas griff, sprach er noch ein kurzes Gebet im Angedenken an die Toten. Dann nahm er einen tiefen Schluck und kam zur Sache.
    Die Sense hatten wir nicht mitgenommen. Sie lag im Kofferraum des Rover, war allerdings so groß, daß wir die Haube nicht hatten ganz schließen können. Wie zum Gebet faltete Morgan die Hände.
    Er schaute auf das hellbraune Tischholz und meinte dann: »Eine Sense ist das Symbol des Todes, wenn ich einmal davon absehe, daß sie auch als Werkzeug benutzt wird.«
    »Stimmt«, sagte Suko.
    »Die beiden wollten töten, und sie müssen die Sense irgendwo hergehabt haben.«
    Auch da gaben wir ihm recht.
    Der Bischof nickte. »Das genau ist der springende Punkt, wenn ich das mal so sagen darf. Was ich Ihnen jetzt mitteile, das muß nicht stimmen, es kann wahr sein, deshalb nageln Sie mich bitte nicht darauf fest, sollten wir einen Reinfall erleben. Es geht mir wirklich um die Sense. Bei ihrem Anblick habe ich mich an etwas erinnert.« Er schaute uns fragend an. »Sie haben alle von Bruder Malcolm Worriner gehört, den wir leider heute zu Grabe getragen haben.« Erst als er unser Nicken gesehen hatte, sprach er weiter.
    »Nach Ihrem Besuch, Mr. Sinclair, bin ich mißtrauisch geworden und habe damit begonnen, mich richtig um Malcolm Worriner zu kümmern. Das heißt, ich habe nicht nur diesen einen Aufsatz gelesen, den auch Sie kennen, ich habe versucht, nachzuforschen und bin tatsächlich auf gewisse Hinweise gestoßen.«
    »Er hat noch mehr geschrieben«, sagte ich, weil ich ahnte, auf was der Bischof hinauswollte.
    »Das ist richtig.«
    Ich trank genießerisch einen Schluck von dem kühlen Bier. »Über das gleiche Thema?«
    »Im Prinzip schon.« Auch Morgan trank, dann räusperte er sich.
    »Es ist ja so. Um einen Aufsatz oder eine Abhandlung schreiben zu können, muß ich mich mit der Materie, über die ich berichte, zunächst beschäftigen. Das hat Bruder Worriner sehr intensiv getan. Er wandelte auf den Spuren abtrünniger Engel, was zumindest mir noch unbegreiflich erscheint, was ich aber hinnehmen muß. Besonders hat er sich mit Josephiel beschäftigt und zwangsläufig auch mit dessen Umfeld.«
    »Was heißt das?« fragte Suko.
    »Moment, ich werde es Ihnen gleich sagen. Worriner ging davon aus, daß dieser Engel nicht einfach so erschienen ist und Menschen beeinflußte. Er muß einen Hintergrund gehabt haben. Er hat sich auf Leute verlassen müssen, denn auch einer wie er kann einsam sein. Ich las in einem anderen Bericht,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher