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0787 - Das Mordreptil

0787 - Das Mordreptil

Titel: 0787 - Das Mordreptil
Autoren: Michael Breuer
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entzündet. Unter der Haut waren dunkle Fäden sichtbar, die sich spinnwebartig immer weiter über den Brustkorb des Amerikaners ausbreiteten.
    »Was ist das?«, würgte der junge Polizeibeamte hervor. Der Notarzt schüttelte mit weit aufgerissenen Augen den Kopf.
    Bestialischer Fäulnisgestank breitete sich im Zimmer aus. Johnsons Röcheln wurde lauter, als er unter unsäglichen Qualen um sich zu schlagen begann.
    Nun endlich löste sich der Arzt aus seiner Erstarrung und eilte mit seinem Notfallkoffer heran. Es war jedoch längst zu spät. Die dunklen Verästelungen unter Johnsons Hautoberfläche hatten die Herzgegend erreicht.
    Ein letztes Mal ging ein scharfer Ruck durch den Körper des Amerikaners, dann sackte er leblos in sich zusammen.
    Entsetztes Schweigen senkte sich über das verwüstete Hotelzimmer. Nur das fortwährende Prasseln des Monsunregens war noch zu hören und klang für die anwesenden Männer wie eine gespenstische Todesmelodie…
    ***
    Château Montagne, Frankreich
    Seufzend schob Professor Zamorra, Parapsychologe und Dämonenjäger, den Stapel Papiere von sich, mit denen er sich gerade beschäftigt hatte.
    Nach den Aufregungen der letzten Wochen glaubte er eigentlich ein wenig Ruhe verdient zu haben. Die Schreibtischarbeit wollte jedoch erledigt sein, zumal ihm der nervenaufreibende Kampf gegen die Mächte der Finsternis ohnehin kaum Zeit dazu ließ.
    Obwohl Zamorra Professor für Parapsychologie war, hatte er bereits seit vielen Jahren keinen Lehrstuhl an einer Hochschule mehr inne, sondern beschränkte sich auf das Halten von Gastvorlesungen. Hinzu kamen das Verfassen von Fachartikeln für einschlägige Fachzeitschriften, aus denen man allerdings nicht herauslas, dass sie nach Zamorras einschlägigen Erlebnissen niedergeschrieben worden waren. Es gab zu viele Experten selbst in Zamorras Fakultät, die derlei für ausgemachten Humbug hielten und schon die Fakten an sich bezweifelten. Sie darauf hinzuweisen, dass die Phänomene wahrhaftig einen realen Hintergrund hatten, hätte Zamorra in den Augen dieser Kollegen nur lächerlich gemacht.
    Weitere immer wieder anstehende Aufgaben waren das Beantworten eingehender Post, Forschung, Recherchen sowie die schier unlösbare Aufgabe, die gewaltigen Bücherbestände des Châteaus nach und nach zu digitalisieren.
    Wenigstens hatte er mehr als genug Zeit, denn seit Zamorra einst aus der Quelle des Lebens getrunken hatte, war sein biologischer Alterungsprozess ein für allemal gestoppt worden. Obwohl er bereits um die sechzig Jahre alt war, wirkte er äußerlich immer noch wie ein Mann Mitte Dreißig. Vor gewaltsamen Anschlägen auf sein Leben schützte ihn diese relative Unsterblichkeit freilich nicht. Und von solchen Anschlägen gab es Dank der höllischen Heerscharen reichlich.
    Geistesabwesend blickte Zamorra aus dem nahen Fenster und ließ sich von der Schönheit des Sonnenuntergangs über dem Loire-Tal gefangen nehmen.
    »Was ist los, Chef? Schon keine Lust mehr?«
    Die neckende Stimme riss Zamorra aus seinen Gedanken.
    Unbemerkt von ihm hatte Nicole Duval, seine Lebensgefährtin und Partnerin im Kampf gegen die Mächte der Finsternis, das Arbeitszimmer betreten. Während Zamorra noch ungläubig die Augen aufriss, lud sie einen weiteren Stapel Papiere auf seinem Schreibtisch ab, der nun schier überzuquellen drohte.
    »Ein Königreich für einen Reißwolf!«, ächzte er. »Was treibt meine Sekretärin eigentlich den ganzen Tag, dass sich so ein Papierkrieg ansammeln kann?«
    Nicole, die offiziell als Zamorras Sekretärin angestellt war, kicherte. »Sich die Fingernägel lackieren und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen«, parierte sie fröhlich.
    Zamorra runzelte die Stirn. »Ich muss sagen, ich mache mir ernsthaft über eine Gehaltskürzung Gedanken«, gab er gespielt ernst zurück.
    »Ich hatte da eher an das Gegenteil gedacht«, flötete Nicole, »wie soll ich mir denn sonst etwas anständiges zum Anziehen leisten können? Als deine Sekretärin muss ich immerhin repräsentieren!«
    Sie kam um den Schreibtisch herum und trat zu Zamorra. Dieser streckte die Hände aus, um zärtlich über Nicoles Hüften zu streicheln.
    »Ich glaube mich erinnern zu können, dass du auch ohne Kleider eine ganz gute Figur machst«, antwortete er.
    In gespielter Empörung zog Nicole ihre Stupsnase kraus. »Na, das würde dir wohl gefallen, wenn ich meinen Frondienst hüllenlos verrichte!«
    »Allerdings«, gab Zamorra zu, ohne sein Streicheln zu unterbrechen.
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