Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0787 - Das Mordreptil

0787 - Das Mordreptil

Titel: 0787 - Das Mordreptil
Autoren: Michael Breuer
Vom Netzwerk:
explodieren. In einem Orkan aus Glassplittern fegte ein gestaltgewordener Alptraum in den Raum.
    Johnsons Augen weiteten sich. Er stieß einen heiseren Schrei aus, als er das Wesen erblickte. Jetzt wäre er froh gewesen, die Bekanntschaft eines messerschwingenden Einbrechers machen zu dürfen. Sein ungebetener Gast war schlimmer als ein einfacher Dieb, viel schlimmer.
    Er war nicht einmal menschlich.
    Aus blutrot funkelnden Augen blickte der Tod auf Johnson herab.
    Das Geschöpf überragte den Amerikaner um Haupteslänge. Seine graue Schuppenhaut schimmerte regenfeucht und wirkte im Kunstlicht des Raumes fast schwarz. Der Schädel schien nur aus Mund und Rachen zu bestehen.
    Auf absurde Weise erinnerte die Kreatur Johnson an einen übergroßen, aufrecht gehenden Waran.
    Unwillig schüttelte das unheimliche Wesen die letzten Glassplitter ab und machte einen Schritt auf den Amerikaner zu.
    Panisch taumelte er zurück und stieß gegen den Schrank neben der Tür. Die dort abgestellte Whiskyflasche kippte herunter und ergoss ihren Inhalt auf den Teppich. Durchdringender Bourbon-Geruch breitete sich im Zimmer aus.
    Ehe der Amerikaner einen weiteren Gedanken an Flucht verschwenden konnte, war die echsenhafte Kreatur heran und holte mit ihrer Klaue aus. Weißglühender Schmerz raste durch Johnsons Körper, als die Krallen durch den Stoff des Bademantels drangen und seine Brust aufrissen.
    Johnson taumelte. Er schloss mit seinem Leben ab.
    Doch die Bestie schien kein Interesse daran zu haben, ihn umzubringen. Abwartend stand sie über dem zitternden Amerikaner, die reptilartigen Züge zu einer Grimasse verzerrt, die Johnson nur als Grinsen interpretieren konnte. Angeekelt und gleichzeitig fasziniert starrte er die gespaltene Zunge an, die immer wieder zischelnd aus dem lippenlosen Mund hervor drang.
    Die Kreatur neigte den Kopf - fast so, als würde sie Johnson höhnisch zunicken. Dann wandte sie sich ab. Das unheimliche Wesen schien plötzlich das Interesse an dem verängstigten Amerikaner verloren zu haben. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, stapfte das Geschöpf auf das zerschmetterte Panorama-Fenster zu und verschwand einen Moment später im regennassen Dunkel.
    Nun endlich begann Johnson gellend um Hilfe zu schreien. Er ahnte nicht, dass es dafür längst zu spät war.
    ***
    Mit einem Fluch warf der junge Polizeibeamte die Tür seines Wagens ins Schloss. Durch den unablässig prasselnden Regen sah er ein spindeldürres Männchen auf sich zustürzen.
    Der Hotelmanager, erinnerte er sich. In seinem Bezirk kannte er sich bestens aus.
    »Kommen Sie, Captain Santoso«, rief der Manager aufgeregt, »Es ist gleich hier drüben!«
    Santoso nickte und wischte sich das Regenwasser aus den Augen. In der Dunkelheit hinter dem Hotelmanager sah er verschwommen die Umrisse mehrerer Bungalows aufragen.
    »Nun beruhigen Sie sich erst mal«, beschwichtigte er den hektischen Mann, während er sich umsah. Es waren bereits mehrere Polizeifahrzeuge anwesend, außerdem ein Ambulanzwagen.
    Santoso fluchte wieder, diesmal unhörbar. Der Notruf des Hotelmanagers hatte ihn aus dem Tiefschlaf gerissen. Es war unverzeihlich, dass der Leiter der Ermittlungen erst so spät am Tatort eintraf. Zumindest für Santoso selbst. Er nahm es mit seinen Dienstpflichten überaus genau.
    »Der Bungalow dort?«, fragte er überflüssigerweise. Die große Panorama-Scheibe war zerbrochen und wies nur allzu deutlich auf ein gewaltsames Eindringen hin.
    Der Manager nickte eifrig. »Ich weiß nicht, wie so etwas passieren konnte«, jammerte er, während er neben dem jungen Polizeibeamten auf den Kiesweg trat, der zum Haus führte.
    »Das werden meine Männer schon herausfinden«, gab Santoso zurück, »dazu sind wir ja da. Gehen Sie jetzt bitte zurück in Ihr Büro. Sie könnten Spuren am Tatort verwischen.«
    Der Hotelmanager sah enttäuscht aus.
    Santoso lächelte flüchtig. »Ich unterhalte mich später noch mit Ihnen«, erklärte er und wandte sich ab.
    Als er mit weit ausgreifenden Schritten die letzte Distanz zum Haus nahm, hatte er den dürren Manager schon vergessen. Im Geiste war Santoso bereits völlig mit den Einzelheiten des Falles beschäftigt, so weit sie ihm vertraut waren.
    Santoso betrat den luxuriös ausgestatteten Bungalow. Die aufgeregten Stimmen seiner Männer schlugen wie eine Welle über ihm zusammen. Er merkte, wie er die Ausstattung des Hauses mit dem Inneren seiner kargen Dienstwohnung zu vergleichen begann und sich Neid in ihm
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher