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0787 - Das Mordreptil

0787 - Das Mordreptil

Titel: 0787 - Das Mordreptil
Autoren: Michael Breuer
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regte. Schnell versuchte er dieses Gefühl zu verdrängen. So etwas war unprofessionell und würde ihn bei seinen Ermittlungen nur behindern.
    Der junge Beamte nickte seinen Kollegen knapp zu, um sich auf den Weg ins Wohnzimmer des Bungalows zu machen. Auch dort waren seine Männer zu Gange. Das Opfer des Überfalls, ein dicker Mann namens Frank Johnson, saß auf einer Couch und wurde von einem Notarzt versorgt. Kratzwunden zogen sich quer über die Brust des übergewichtigen Amerikaners. Glücklicherweise schienen sie nicht allzu tief zu sein.
    »Das wird jetzt ein bisschen brennen«, warnte der weißgekleidete Notarzt gerade, bevor er sich daran machte, die Verletzungen zu desinfizieren. Nur mit Mühe gelang es Johnson, einen Aufschrei zu unterdrücken, und schmerzerfüllt schloss er die Augen.
    Schnell ließ das Brennen nach. Nun erst machte der Amerikaner den Neuankömmling aus, der im Türrahmen stand und jede Einzelheit im Raum mit Falkenaugen in sich aufzusaugen schien. Wie die übrigen Polizisten trug er eine khakifarbene Uniform, war jedoch an den Rangabzeichen deutlich als höhergestellter Beamter zu erkennen.
    Als der junge Polizist Johnsons gespannten Blick bemerkte, trat er näher. »Captain Santoso«, stellte er sich in englischer Sprache vor und streckte dem Amerikaner die Hand entgegen. »Bleiben Sie ruhig sitzen!«
    Johnson nickte dankbar, schüttelte seinem Gegenüber die Hand und stellte sich ebenfalls vor.
    »Also, Mr. Johnson, was hat sich hier abgespielt?«, fragte Santoso nicht unfreundlich, nachdem er Platz genommen hatte.
    Der Amerikaner seufzte, als sich seine Brustverletzungen abermals schmerzhaft bemerkbar machten. »Das habe ich Ihren Kollegen doch schon erzählt.«
    Johnson gab sich zwar gefasst, dennoch saß ihm der Schock immer noch tief in den Knochen.
    Santosos freundliches Lächeln verrutschte nicht um einen Millimeter. »Entschuldigen Sie vielmals«, bat er, »aber ich würde trotzdem den Tathergang gerne noch einmal von Ihnen persönlich hören.«
    Der Amerikaner nickte resignierend und ließ die Schultern hängen. »Was soll ich sagen…«, begann er hilflos, »Es war ein Monster…«
    Er hielt kurz inne und musterte den Polizisten. Als dieser immer noch aufmunternd lächelte, sprach er weiter. »Es sah aus wie ein gewaltiger, aufrecht gehender Waran.«
    Santoso nickte. Er sah sich im Raum um, der immer noch angefüllt war mit dem Geruch verschütteten Bourbons. Sein Blick blieb an der umgekippten Flasche hängen. Das und die aufdringliche Alkoholfahne des Mannes sagten ihm genug. Dennoch fragte er sich, was der Amerikaner wohl wirklich gesehen haben mochte.
    »Ein aufrecht gehender Waran also…«, wiederholte er zweifelnd Johnsons Beschreibung.
    Der Amerikaner brauste auf. Sein Gesicht wurde puterrot. »Halten Sie mich für betrunken? Hören Sie, ich weiß, was ich gesehen habe!«
    »Beruhigen Sie sich«, versuchte Santoso zu beschwichtigen, »Ich glaube Ihnen ja!« Es klang nicht sehr überzeugend. »Könnte der Täter nicht eine Maske getragen haben?«, fragte er dann holprig.
    Der Amerikaner unterdrückte einen Fluch und öffnete den zerfetzten Bademantel. »Sieht das vielleicht nach einer Maske aus?«
    Santoso verzog das Gesicht, als er die Kratzspuren sah, die sich quer über Johnsons Brust zogen. »Natürlich nicht«, musste er zugeben. Er warf dem anwesenden Notarzt einen Seitenblick zu.
    »Die Wunden sind nicht allzu tief«, erklärte dieser unaufgefordert. »Es sieht schlimmer aus, als es ist.«
    Johnson schnaubte. »Jedenfalls tut es verteufelt weh!«
    »Das glaube ich aufs Wort«, murmelte Santoso. Sein Gesicht hatte einen leicht käsigen Ton angenommen. Er wandte sich wieder dem Notarzt zu. »Was kann diese Verletzungen verursacht haben?«
    Dieser zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich täuschen, aber für mich sieht das tatsächlich nach Krallenspuren aus.«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit«, ereiferte sich Johnson. Sein Gesicht war rot angelaufen. Plötzlich stieß er ein Röcheln aus.
    »Was haben Sie?« fragte Santoso besorgt.
    Der Amerikaner war nicht in der Lage zu antworten. Wieder drang nur ein grausiges Röcheln von seinen Lippen. Johnson sank zurück, die Hände über der Brust verkrallt. Unwillkürlich öffnete sich der Bademantel und gab abermals den Blick auf die frischen Verletzungen frei. Sein Körper schien wie paralysiert.
    Santoso keuchte ungläubig. Johnsons Fleisch hatte sich in Sekunden entlang der Wundränder schwärzlich verfärbt und
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