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0633 - Wenn Druidenseelen trauern

0633 - Wenn Druidenseelen trauern

Titel: 0633 - Wenn Druidenseelen trauern
Autoren: Jason Dark
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Ich hörte die Schüsse, drehte blitzschnell den Wasserhahn ab, sprang auf die schmale Badezimmertür zu, riss meine eigene Beretta aus dem Holster und hetzte in den Wohnraum.
    Noch ein Schuss fiel. Nur die Echos schwangen zitternd an meine Ohren.
    Die rotblonde Frau ließ die schwere Waffe sinken. Sie stöhnte auf, bevor sie ihre Schritte unsicher zurück setzte und sich in einen Sessel fallen ließ, totenbleich im Gesicht, noch immer zitternd, dann leise weinend.
    Ich schaute gegen die Wand und sah dort die vier Einschussstellen, die von den Kugeln hinterlassen worden waren. Sie saßen so dicht beieinander, dass sie auf eine Handfläche gepasst hätten, und ich konnte mir ein Nicken der Anerkennung nicht verkneifen.
    Die Frau war eine hervorragende Schützin. Jetzt allerdings glich sie mehr einem Häufchen Elend, das im Sessel hockte und den Kopf schüttelte, wobei die Waffe in der Hand wie ein Fremdkörper wirkte.
    Ich ging auf sie zu. »Alles okay?«
    »Nein.«
    »Aber Sie leben.«
    »Ich weiß.« Sie schüttelte den Kopf und lachte unecht. »Verdammt, ich lebe, John, und weil ich lebe, will ich es auch spüren, verstehen Sie das?«
    »Sicher.«
    »Deshalb brauche ich einen Cognac. Am besten einen Doppelten.«
    »Den sollen Sie haben.« Ich wusste, wo die Flasche stand, fand einen Schwenker und schenkte großzügig ein. Mit dem Glas in der Hand ging ich zu ihr zurück. »Hier, der wird Ihnen gut tun.«
    »Danke.« Sie hielt das Glas mit beiden Händen fest, trank langsam. Ich hatte Zeit, mir wieder einmal über sie Gedanken zu machen und über meinen neuen Job nachzudenken.
    Sie hieß Colette Ingram, war achtundzwanzig und eine Kollegin von mir aus Frankreich. Sie sollte für drei Monate in London bleiben, um die Arbeit der hiesigen Polizei studieren zu können.
    Sie war nicht uns, sondern der Metropolitan Police zugeteilt worden, fuhr Streife, konnte Gesetzesbrecher festnehmen, war überall dabei, und es ging eigentlich alles gut, bis zu dem Zeitpunkt, als sie sich verfolgt fühlte.
    Verfolgt von einem Geist!
    Sie hatte es zunächst für sich behalten, was später nicht mehr klappte, denn sie baute ab. Sie wurde nervös, unruhig, machte einen stets gehetzten Eindruck, schwieg sich bei Vorgesetzten über ihre Gründe aus, bis man sie zu einem Psychologen schickte, der die Wahrheit herausfinden sollte und es auch schaffte.
    Colette Ingram wurde tatsächlich von einem Geist verfolgt, der in ihr seine Braut sah.
    Nicht zu fassen, überhaupt nicht zu glauben. Man lächelte, man winkte ab, gab die Ergebnisse der Untersuchung trotzdem weiter, und die wiederum landeten auf dem Schreibtisch eines gewissen Superintendenten Sir James Powell, meinem Chef und Vorgesetzten, der diesen Fall mit anderen Augen ansah.
    Ich wurde eingeschaltet und der Kollegin als eine Art Leibwächter zugeteilt.
    Den spielte ich seit zwei Tagen, hatte mir ihre Launen gefallen lassen müssen, die Hektik, die Gemütssprünge, mal traurig, dann wieder himmelhochjauchzend.
    Nur einen Geist hatte ich nicht gesehen, auch jetzt nicht, da war ich im Bad mit dem Waschen meiner Hände beschäftigt gewesen.
    Colette sah ansehnlich aus, eine wilde Schönheit, nicht gestylt wie die Mädels aus der Stadt. Ihr war anzusehen, dass sie zupacken konnte. Diese kräftige Kollegin aus Frankreich passte jedenfalls eher auf eine Farm als in eine Nobeldisco. Sie kleidete sich am liebsten sportlich, wie an diesem Tag, wo sie zur Nachtschicht eingeteilt worden war.
    Sie trug graue Jeans, einen grünen Pullover mit abstehendem Rollkragen und etwas derb wirkende Leinenschuhe, die an den Spitzen einen grünen Lederaufsatz zeigten.
    Das Glas stellte sie halbleer weg, bevor sie laut auflachte. »Ich hätte gern mehr getrunken, aber der Job…«
    »Sie brauchen nicht, Colette.«
    »Doch, John, ich stehe das durch. Nennen Sie es Egoismus, auch Ehrgeiz, oder glauben Sie einfach nur, dass ich, eine Frau, es den Männern beweisen will, es ist mir egal. Ich will den Job machen, ich werde ihn auch durchstehen.«
    »Das traue ich Ihnen zu.« Ich hatte mich gesetzt und lächelte sie an, während ich mit dem abgespreizten Daumen über meine Schulter wies. »Die Einschläge sitzen verdammt gut und sehr dicht zusammen. Sie sind super, Colette.«
    »Super?« Mit beiden Händen winkte sie ab. »Kommen Sie, John, das sagen Sie nur so. Wahrscheinlich halten Sie mich für eine überdrehte Furie, die Gespenster sieht.«
    »Nein.«
    »Für was denn?«
    Ich hob die Augenbrauen und verzog
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