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0184 - Der Kraken-Götze

0184 - Der Kraken-Götze

Titel: 0184 - Der Kraken-Götze
Autoren: Rolf Michael
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Graue Gewänder umhüllten hagere, asketische Leiber - grau wie die Schatten der Finsternis. Hohle, weißglitzernde Augen durchbrachen die Schwärze der Nacht. - Laßt uns den Leib begraben! Den Leib dessen, der selbst den Göttern befiehlt, den Herren, den allgewaltigen! Yoa le esch dhynja. - Die bleichen Gesichter glichen dem Totengebein, die Flammen spiegelten sich in kahlrasierten Schädeln. - Laßt uns den Leib begraben. - Die Melodie zitterte von den höchsten Diskanttönen zum tiefen, sonoren Baß, eine Melodie, so abartig, daß sie nur von den Gemütern Wahnsinniger zu begreifen war. - Yoa le esch dhynja -Und aus den Augen der Männer blickte der blanke Wahnsinn. Auf ihren Schultern trugen sie ihn, der einst ihr Herrscher und Abgott war, er, dessen Macht grenzenlos und dessen magische Stärke den Himmel erbeben ließ. Meister der sieben höllischen Kreise, Blutsbruder der Dämonen und Beherrscher des Krakenthrones von Atlantis. Ihn, den Einzigen - den Ewigen. Ihn, der schon einmal die Zeiten überdauert hatte. Laßt uns den Leib begraben. Schwermütig kamen die Worte des Wechselgesanges. Der Vorsänger begann die Taten dessen zu preisen, dessen sterbliche Hülle sie der Verwesung anheim geben wollten, monoton sang der Chor in den Pausen das »Yoa le esch dhynja!«
    »Hiya da vie eminatsecha ve Amun Re!« fistelte die Stimme des Vorsängers und begann nun noch einmal von Taten und Tod des gewaltigen Magierfürsten zu berichten.
    In den Tagen, als die Welt noch jung war, lebte Amun Re, der Gewaltige, sein erstes Leben. Mit Härte, Grausamkeit und Brutalität regierte er auf dem Krakenthron des gewaltigen Atlantis, des Zauberreiches, Geißel der erwachenden Menschheit und durch und durch dem Bösen verfallen.
    Nur bruchstückhafte Legenden berichteten von diesen Tagen und diese Legenden konnten mit ihrem Inhalt einen normalen Sterblichen zum Wahnsinn treiben. Unsägliches Leid brachten die Schiffe von Atlantis über alle Völker der Erde, es waren die Tage, als die Dämonen noch mit den Sterblichen buhlten und Generationen des Schreckens heranzüchteten. Und man verehrte Tsat-hogguah, den gewaltigen Echsengott, der täglich hunderte von Opfern forderte.
    Es war in diesen alten Tagen, da die anderen Götter kamen, die Götter der Sterne. In späteren Zeiten würde man einmal zu Recht annehmen, daß es Raumfahrer waren, die überall auf der Welt ihre Spuren hinterließen. Und diese Götter der Sterne sahen das Leid und beschlossen, der jungen, aufstrebenden Menschheit Schutz und Schirm zu sein.
    Laßt uns den Leib begraben!
    Aber die Kraft, die letztendlich den Kosmos regiert, sandte den Überwinder. Und dieser trieb die Schatten in den Abgrund.
    Jedoch das Böse hat viele Leben…
    ***
    Mit mäßiger Geschwindigkeit brummte der silbergraue Opel-Senator über den Asphalt. Durch das weit geöffnete Schiebedach drang kühler Fahrtwind und vertrieb die Wärme. Die Welt schien an diesem wunderschönen Sommertage ihr Festtagsgewand angelegt zu haben. Nur einige Schäfchenwolken belebten den azurblauen Himmel, golden sandte die Sonne ihre lebensspendenden Strahlen.
    Professor Zamorras Herz wurde weit beim Anblick der Natur. Diese Welt -wie schön sie war. Ja, es lohnte sich, für das Bestehen dieser Welt den Kampf mit den Feinden zu wagen. Aus den Augenwinkeln blickte er auf Nicole Duval, offiziell seine Sekretärin, nebenberuflich seine Geliebte aber stets seine treue, mutige und ausdauernde Kampfgefährtin gegen die Macht des Bösen. Welch ein prächtiges Mädchen. Der kühle Fahrtwind spielte mit ihren Locken, sie hatte sich weit zurückgelegt und die Augen geschlossen.
    Der Meister des Übersinnlichen, auf der Rückreise nach Frankreich, wollte es nicht versäumen, die Schönheit der Nordhessischen Mittelgebirge kennenzulernen. So hatte er kurzerhand die Autobahn verlassen und lenkte den Senator nun in eine reizvolle Gegend. Gleichmäßiges, sonores Brummen kam aus dem Motorraum. Und die Landschaftsform wechselte alle Augenblicke. Wo eben noch dichter Fichtenwald war, schlossen sich übergangslos grüne Wiesen an, auf denen wohlgenährte, schwarzweiße Kühe weideten. Die Orte, die Professor Zamorra durchfuhr, waren freundlich und sauber. Und die Menschen am Straßenrand brachten die Zeit auf, einen kurzen Gruß zu winken.
    Ob diese Menschen ahnten, wer an ihnen vorüber gefahren war? Professor Zamorra, weltweit anerkannte Kapazität auf dem Gebiet der Parapsychologie, heißbegehrter Gastdozent namhafter
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