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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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unterstützte.
    Dann rannten sie.
    Sie hetzten weg, sie schrieen, und ihre Schreie wurden zu schrecklichen Echos, die klirrend durch die Schattenburg hallten.
    Beide wußten nicht, wo sie hinrannten. Es waren Grenzen da, aber sie verschwammen, sie bestanden aus nichts anderem als nur aus verzerrten Perspektiven. Da waren die Bäume nicht mehr als solche zu erkennen, sondern als steife Gewächse, die in das Glas hineintauchten, sehr nah waren und doch so fern.
    Es war ihnen nicht klar, daß sie sich auf einer Insel befanden, die aus anderen Dimensionen gebildet wurde. Ein Stück Atlantis war in die Dimension der Gegenwart hineingedrungen und hatte sich hier den nötigen Platz geschaffen.
    Sie rannten, sie keuchten, sie hielten sich an den Händen, als wollten sie nach all den Jahren gemeinsam sterben.
    Nach der ersten Aktion waren nur mehr Sekunden vergangen, aber den beiden war das Zeitgefühl verlorengegangen. Sie wußten nicht einmal, ob sie von der Stelle kamen, denn sie hatten den Eindruck, als würden sie ständig ins Leere treten.
    Konnten sie es noch schaffen?
    Hinter ihnen formierten sich die beiden Bestien. Über ihnen schaute die widerliche Tier-Mensch-Fratze des Semerias schon vergnüglich, denn er wußte, daß die Chancen verflucht klein waren, dieser Schattenburg zu entkommen.
    Nein, sie waren überhaupt nicht da, denn er hatte die Grenzen gesetzt - für normale Menschen nicht sichtbar -, die sich nur darauf konzentrierten, zwischen den Bäumen zu verschwinden und sich ihren Weg durch das Unterholz zu bahnen.
    Und so rannten sie, sahen die Äste, als wollten sie nach ihnen greifen, um sie aufzuhalten. Sie hätten schon längst die Schläge gegen ihre Körper und ihre Gesichter spüren müssen, aber die Bäume waren nicht existent, obwohl die Morlands sie sahen.
    Diese Welt konnte von ihnen nicht begriffen werden. Sie war einfach zu anders.
    Dimensionen hielten sie gefangen und trieben ein grausames Spiel mit ihnen, das Semerias befehligte. Wenn er wollte, wurde die Jagd beendet, aber noch hatte er seinen Spaß, denn beide Flüchtlinge merkten nicht, daß sie im Kreis liefen.
    Obwohl sehr gut sichtbar, kamen sie in dieser Dimensionsinsel nicht zurecht, sie ließ keinen Ausweg zu, und sie merkten plötzlich, wie grausam mit ihnen gespielt wurde.
    Ann bekam zuerst schwere Beine.
    Ihr Mann hörte sie jammern. Er hielt sie noch an der Hand, aber sie unterstützte ihn nicht mehr. Es war ihm, als würde sie sich seinem Griff entreißen wollen.
    »Ich… ich kann nicht mehr…« Ann würgte die Worte hervor, als müßte sie sich im nächsten Moment übergeben.
    Ihr Körper wurde für Fred zum Klotz, den er nicht mehr halten konnte. Er nahm an Gewicht zu, Fred konnte nicht anders, auch er geriet ins Stolpern, aber er wollte seine Frau nicht loslassen, weil er sich sonst wie ein Schuft vorgekommen wäre.
    Beide fielen hin.
    Fred hatte dabei den Eindruck, als würden sie verlangsamt fallen und als würde ein Teil von ihm einfach fortschweben. Er fiel bäuchlings hin, hörte einen Laut des Jammers, dann rutschte auch seine Frau zu Boden, und beide Hände lösten sich.
    Fred empfand dies wie ein Signal, das ihm zeigte, daß sein Weg jetzt beendet war.
    Dennoch rollte er sich herum.
    Zwei Werwölfe rissen ihn und Ann hoch. In einer Zickzack-Bewegung wurde er auf die Füße gezerrt, und aus einem Maul huschte die graurote Zunge wie ein langer Lappen.
    Sie klatschte quer über sein Gesicht, hinterließ dort eine gelbe Geiferspur auf der Haut, die wie ein schlechtes Rasierwasser brannte. Der Werwolf drehte sich und zerrte Fred mit.
    Auch Ann war herumgewirbelt worden.
    Beide krachten zusammen.
    Bei Ann gaben die Knie nach. Sie sackte wieder zu Boden, wurde mitgeschleift und sah nicht, was mit ihrem Mann geschah, der auf dem Fleck stand und sich nicht rührte.
    Fred Morland hatte etwas gesehen!
    Ob nah oder fern, das konnte er nicht beurteilen. Jedenfalls war es keine Täuschung, denn die beiden Männer standen so nah, als würden sie ihn ihm nächsten Moment berühren…
    ***
    Noch Minuten zuvor war der Wald völlig normal gewesen, das konnten wir vergessen.
    Er hatte sich verändert. Ein Gebäude wie aus dunklem Glas war aus ihm hervorgewachsen, aber wir hatten noch mehr gesehen, dies allerdings nur bei genauem Hinschauen.
    Eine gewaltige Kugel schien Bäume und Unterholz zur Seite geschoben zu haben, nur um in die Höhe zu steigen und die Schattenburg umfassen zu können.
    Eine Kugel, die durchsichtig war, die aus
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