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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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verdichtete sich dabei immer mehr, und sie sorgte auch dafür, daß sich in der Umgebung der Lichtung einiges veränderte.
    Die Bäume waren kein Hindernis. Zwischen und in ihnen wuchsen die gläsernen Mauern hervor, die so dunkel wie schwarzer Staub waren, als bestünden sie aus »gefrorenen« Schatten.
    Ein mächtiges Bauwerk bildete sich und kletterte allmählich in die Höhe. Inmitten des Waldstücks entstand die Frontseite einer Burg mit einem großen Portal und zwei Türmen an den Seiten, die über dem Portal durch eine Mauer miteinander verbunden waren.
    Die Schattenburg!
    Semerias Schattenburg, seine Heimat, die er beherrschte, denn über ihr schwebte plötzlich sein Gesicht, das sich von der Münze gelöst hatte.
    Es war eine widerliche Götzenfratze mit einem großen Maul, runden Augen, einer breiten Stirn. Das blasse Gesicht eines Menschen, doch wer genau hinschaute, dem entgingen nicht die leicht tierischen Züge, die sich auf der Fratze abzeichneten.
    Es waren die Züge einer Bestie, eines Werwolfs. Noch in einem Zwischenstadium, als hätte die Verwandlung erst begonnen, um dann für eine Weile zu stoppen.
    Aber es war Semerias!
    Nicht mehr nur auf der Münze, sondern jetzt so, wie er auch damals in Atlantis bekannt gewesen war, eben als Herrscher der Schattenburg, in die er wieder zurückgekehrt war.
    Tausende von Jahren mußten vergehen, um endlich dieses Geheimnis wieder in die normale Welt zu bringen.
    Der Weißbärtige hatte den Vorhang mit flackerndem Blick verfolgt. Er selbst zitterte ebenfalls, denn es war etwas geschehen, das seine kühnsten Träume zu Wahrheit hatte werden lassen.
    Semerias und die Schattenburg. Der alte, geheimnisvolle Platz war wieder erstanden.
    Wie damals…
    Wie in Atlantis!
    Noch befanden sie sich im Wald. Die Bäume waren zu sehen, aber sie störten nicht mehr. Sie schienen zur Seite geschoben worden zu sein und waren gleichzeitig in eine andere Dimension gerückt, zwar noch sieht-, aber nicht mehr fühlbar.
    »Semerias!«
    Der Weißhaarige rief den Namen voller Ehrfurcht aus, und seine Stimme veränderte sich, kaum daß das erste Wort seine Lippen verlassen hatte. Sie blieb nicht mehr so, sondern nahm an Lautstärke zu, veränderte sich zu einem Echo, das durch den Wald tanzte und an den Glaswänden gebrochen wurde. Die Stimme klang klar und hart, auch irgendwie gläsern, als würde der Sprecher in einer gewaltigen Halle stehen.
    Er hatte seinen Blick in die Höhe gerichtet, um in Semerias' Fratze schauen zu können.
    So wartete er auf eine Antwort. Und er bekam sie.
    Der Götze sprach. Sein breites Maul bewegte sich dabei ebenso wie der dünne Flaum auf seinen Wangen.
    »Ich bin wieder da. Ich bin gekommen, um mich zu zeigen und mich meinen Feinden zu stellen.«
    »Das weiß ich.«
    In den runden Glotzaugen leuchtete es für einen Moment grünlich auf. »Hast du meine Befehle befolgt?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Sind meine Feinde unterwegs?«
    »Ich hoffe es.«
    »Hast du sie gelockt? Hast du sie neugierig gemacht?«
    »Ich habe es versucht.«
    »Dann werden sie auch kommen.«
    Der Weißbärtige nickte. »Du brauchst dich nicht zu sorgen, Semerias. Es wird alles so geschehen, wie wir es uns vorgestellt haben. Du hast nichts von deiner Kraft verloren. Die lange Zeit hat dir nicht geschadet, denn du warst in der Münze verborgen wie wertvolles Geschmeide in einer Schatulle. Es hat lange gedauert, bis ich es finden konnte, aber wenn die Spur einmal gelegt wurde, auch wenn es Tausende von Jahren her ist, dann kann sie niemals verlöschen. Dann wird sie einfach bleiben, verstehst du? Dann muß man sie nur suchen. Ich spürte, daß deine beiden ersten Diener wiedergeboren sind. Ich suchte sie lange, ich habe sie gefunden, und du hast sie allein durch deine Kraft von ihrem Menschsein erlöst. Jetzt sind sie das, was sie einmal nach ihrer Erstgeburt in Atlantis gewesen sind - Werwölfe. Und ich fand auch die Münze, denn sie gehörte dem zweiten Vater der Nora Shane. Das Schicksal hat sie zu ihm geführt, damit ich die Spur finde. Ich nahm sie ihm ab, und ich beeinflußte seine Tochter, während ich gleichzeitig nach Krystos forschte, dem zweiten Werwolf, der mit dir zusammen den Grundstock damals hatte bilden sollen.«
    »Das weiß ich alles!« echote es zurück. »Aber es kam nicht mehr dazu. Ich konnte mir keine Armee aufbauen. Jemand trat mir in den Weg und bannte mich.«
    »Es war Kara.«
    Das Fratzengesicht zuckte; als würde es von wilden Erinnerungsströmen durchweht.
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