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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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grauem Rauchglas bestand, die diese Welt inmitten der unseren genau begrenzte.
    Ob über oder in ihr das Gesicht schwebte, war für uns nicht genau erkennbar. Jedenfalls war es eine Fratze, und wir hatten sie nie zuvor gesehen. Trotzdem wußten wir, wen oder was diese Fratze darstellen sollte.
    Das war Semerias!
    Das war der Götze, und wir wußten beide nicht, ob er sich als Mensch oder Tier zeigte.
    Er hatte etwas Ähnlichkeit mit einem Werwolf. Seine Haut schimmerte grau, besaß aber auch einen Stich ins Gelbliche, wobei das offene Maul wie ein gefährlicher Tunneleingang wirkte, in dem alle Schrecken der Welt verborgen lagen.
    Die Augen waren düstere Kugeln und sehr dunkel. Wegen der hellen Haut auch für uns gut erkennbar, aber ohne Brauen, denn dort, wo sie eigentlich hätten wachsen müssen, wuchs etwas anderes auf der Haut. Wie ein dünner Flaum, der sich aus unzähligen Härchen zusammensetzte. Diese wuchsen so dicht, daß sie einen Pelz bilden konnten.
    Das war für mich das Zeichen für den Werwolf. Vielleicht war er einmal ein Mensch, der sich in die Bestie verwandeln konnte, dessen Metamorphose auf halbem Weg gestoppt wurde.
    Nicht Mensch, nicht Wolf, ein Zwitter - so stellte sich uns der erste Werwolf des alten Atlantis dar.
    Trotz der unnatürlichen Situation und obwohl wir wenig Zeit hatten, zeigten wir uns schon beeindruckt, denn ihn hatten wir noch nie zuvor zu Gesicht bekommen.
    Vielleicht war es auch erst ein Versuch gewesen, die Werwölfe entstehen zu lassen. Ein Versuch, der noch nicht ganz geklappt hatte. Die Metamorphose war unterbrochen worden, wahrscheinlich durch irgendein Ereignis, über das uns höchstens Atlantis selbst hätte Auskunft geben können, aber nicht wir.
    Trotzdem, die Fratze des Semerias war schlimm. Nicht Tier, nicht Mensch, aber irgend etwas würde überwiegen und dann mit der Wucht eines Dampfhammers auf die Opfer niederschlagen.
    Keiner von uns wußte, ob uns dieses Gesicht mit den kalten, dunklen Augen bereits gesehen hatte.
    Der Blick schien ins Leere gerichtet zu sein und war leicht nach unten gesenkt.
    »Es ist die andere Welt, John. Es ist die andere Zeit! Das mußt du mir glauben…«
    »Ja, sicher.«
    Suko schaute mich an. In seinen Augen las ich die wilde Entschlossenheit. Wir konnten uns weder ein Staunen noch eine Pause erlauben, wir mußten weiter und dachten auch an die Blutspuren, die wir im Wohnmobil und auf dem Parkplatz gesehen hatten.
    Da waren Menschen entführt worden, die nun die ersten Opfer der neuen/alten Werwölfe werden sollten, gefangen in der Schattenburg, deren Wände hochgewachsen waren, ohne daß sie von irgendwelchen Bäumen behindert wurden.
    Bis zum Waldrand gab es keine Deckung. Wir mußten uns über die freie Fläche bewegen und waren vom Wald aus gesehen sehr gut sichtbar.
    Sehr schnell gingen wir durch die Nacht. Der Atem wehte flatternd vor unseren Lippen. Manchmal trat ich in eine Ackerfurche oder hörte das gierige Schmatzen unter meinen Sohlen, wenn ich mal wieder eine zu feuchte Stelle erwischt hatte.
    Vor dem Waldrand senkte sich das Gelände, wobei er sich zu einer flachen Böschung formte. Die Wand aus Bäumen und holzigem Unterholz schwieg uns an.
    Sie war wie eine große Bühne, in die hinein noch eine kleine gestellt worden war.
    Eben die Schattenburg.
    Und diese wiederum war umgeben von der Kugel. Gleichzeitig eine Dimensionsgrenze, die ein Stück Vergangenheit umfangen hielt.
    Würde sie uns aufhalten?
    Bei jedem Schritt bewegte sich das Kreuz. Es hing jetzt offen vor meiner Brust, es pendelte von einer Seite zur anderen. Immer dann, wenn es zurückfiel, bekam ich den leichten Schlag mit, der mein Brustbein traf.
    Eigentlich hätten uns die dichten Bäume die Sicht nehmen müssen, wir sahen trotzdem. Ich suchte nach einer Erklärung, die mir jedoch schwerfiel.
    Hier war die normale Welt zurückgedrängt worden. Zwar war der Wald noch vorhanden, aber er wirkte wie aufgelöst. Und was dann noch vorhanden war, schien nur mehr aus einer Spiegelung zu bestehen, die normale, dreidimensionale Gegenstände nicht aufhielt.
    Auch uns nicht.
    Was wir zu sehen bekamen, nahmen wir innerhalb weniger Augenblicke auf, diskutierten nicht weiter darüber, sondern konzentrierten uns auf die Bewegungsabläufe.
    War der alles beobachtende Semerias noch eine Mischung aus Tier und Mensch, so entdeckten wir zwischen den Bäumen die beiden normalen Werwölfe.
    Bestien, die dabei waren, zwei Menschen zu jagen, einen Mann und eine Frau.
    Uns war
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