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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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standen wir uns wieder gegenüber.
    Und über uns schwebte nach wie vor die häßliche Fratze des Semerias! Er beobachtete nur, hielt sich sehr geduldig zurück und wartete darauf, irgendwann eingreifen zu können.
    Noch immer kannte ich den Namen des Mantelträgers nicht. Deshalb fragte ich ihn.
    Sein breiter Mund wurde noch breiter, als er lächelte. »Ich bin ein Diener, mehr nicht.«
    »Ein Namenloser also.«
    »Ja, ich diente verschiedenen Herren, ich habe viel gelernt, auch von Delios, aber ich entschloß mich dann, die Seiten zu wechseln und habe es bis heute nicht bereut.«
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Das hier ist doch nicht nach deinen Wünschen gelaufen oder?«
    »Nicht ganz.«
    »Was hätte denn anders sein sollen?«
    »Ich hätte den beiden die Opfer gegönnt. Ja, sie sollten sie holen. Sie hatten bereits geübt, an einem Mann, der schlief.«
    »Danke, den haben wir gefunden. Und sonst ist nichts schiefgelaufen?«
    »Nein, überhaupt nicht.«
    Ich wurde aus seinen Sprüchen nicht schlau. »Aber wir sind da, Alter. Wir sind gekommen, wir werden…«
    »Das ist gut.«
    »Verstehe ich nicht.«
    Er strich durch seinen Bart. »So war es abgemacht. Ich habe dich bewußt hergelockt. Ich habe nicht grundlos die Spuren gelegt, denen ihr beide gefolgt seid. Ihr solltet zu uns.«
    »Gut. Und jetzt sind wir hier. Dein Wunsch hat sich erfüllt. Wie geht es weiter?«
    »Semerias hat beschlossen, schon zu Beginn seine größten Feinde zu vernichten. Das wird geschehen. Ihr habt die Schattenburg betreten, hier ist er unbesiegbar. Ich habe selbst erlebt, wie die Waffen versagten, denn diese Gesetze hier können durch sie nicht gebrochen werden. Wie mächtig Semerias war, wußte schon Kara, als sie gegen ihn zu Felde zog, es aber nicht schaffte, ihn zu vernichten. Er ist immer stärker gewesen, er wird auch stärker bleiben. Sie hat versucht, den Verrat an ihren Vater zu stoppen, es gelang ihr nicht, denn andere Kräfte waren schneller. Die schaffte es nicht, in diese Welt einzudringen, der Weg ist ihr verbaut. Er war ihr schon damals verbaut.«
    »Das scheint mir auch so.«
    Der Weißbart hob die Schultern. »Auch wenn die ersten beiden Werwölfe nicht mehr existieren, wird sich doch in der nächsten Zeit einiges ändern. Wir werden neue Wege finden, um an unser Ziel zu gelangen. Semerias ist von dir nicht zu besiegen, und seine Schattenburg ist es auch- nicht, denn wir haben euch freiwillig in diese Falle hineinlaufen lassen. Niemand hinderte euch daran.«
    »Bisher konnten wir uns gut bewegen. Ich habe ähnliche Fälle erlebt, da lockte man mich in eine Festung, die…«
    Ein Schrei unterbrach mich.
    Ich fuhr herum.
    Etwas Schreckliches geschah. Der bärtige Mann aus dem Wohnwagen hatte sich erhoben, stand auf beiden Seinen, hatte den Körper zurückgedreht, die Arme ebenfalls angewinkelt, sie aber leicht angehoben, als wäre er dabei, etwas zur Seite zu schieben.
    Vor meinen Augen lief eine tödliche Pantomimenschau ab. Wir sahen die Gefahr nicht, die ihn bedrohte, aber er kam auch nicht gehen sie an, denn der Druck steigerte sich so stark, daß er ihm nicht mehr standhalten konnte, ausrutschte und zu Boden fiel.
    Plötzlich lag Morland auf dem Rücken, die Arme noch halb erhoben, die Hände so weggeknickt, daß es aussah, als wollte er ein schweres Gewicht zur Seite oder nach oben drücken, daß sich ihm immer mehr entgegensenkte.
    Das mußten die Schatten sein, die auch meine Kugel abgelenkt hatten und Sukos Dämonenpeitsche so langsam hatte reagieren lassen. Sie waren unsichtbar, aber sie besaßen die Kraft von irgendwelchen Eisenplatten oder starken Mauern.
    Es war schrecklich für mich, mit anzusehen, wie der Mann gegen sein Schicksal ankämpfte.
    Ich wollte ihm helfen, aber ich wußte nicht, wo ich anfangen sollte, denn auch die Frau schrie plötzlich auf. Sie beugte sich nach vorn, der Kopf bildete beinahe eine Linie mit dem Rücken, und das unsichtbare Gewicht lagerte auf ihrem Körper.
    Er preßte sie tiefer.
    Sie fiel auf die Knie.
    Dann auf den Bauch.
    Ihr Schrei erstickte in einem Gurgeln, als ihre Lippen gegen den Boden gepreßt wurden.
    Ich bekam auf einmal höllische Angst. Der Schweiß brach mir aus allen Poren, und der Mann im senfgelben Mantel stand da und zeigte mir sein eisiges Lächeln.
    Aber es ging weiter.
    Suko schrie nicht, er fluchte und stöhnte zugleich, weil es auch ihn erwischt hatte.
    Ich sah, daß er zur Seite taumelte, sich noch hielt, dann mit dem rechten Bein
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