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0692 - Herr der Schattenburg

0692 - Herr der Schattenburg

Titel: 0692 - Herr der Schattenburg
Autoren: Jason Dark
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keinen Namen besaßen.
    Sein Maul klaffte auf, sehr weit sogar, die Zahnreihen sahen aus wie gelbe Lanzenspitzen, und aus der Tiefe seines Rachens strömte mir graugrüner Qualm entgegen.
    Ich wuchtete meine Beine hoch und rollte ihn zur Seite. Er lag auf dem Rücken, beide Pranken gegen die tiefe Wunde gepreßt, als wollte er sich alles aus seinem verdammten Körper herausreißen, was noch in ihm steckte.
    Aber er war erledigt.
    Er starb.
    Ich hatte ihn geschafft!
    Ich wollte nicht zuschauen, wie sein Fell verschmorte und sich dann auflöste, denn bisher war mir erst ein kleiner Schritt gelungen. Den weiteren mußte Suko getan haben.
    Ich drehte mich.
    Dabei schaute ich blitzartig in die Höhe, wo die grausame Fratze des Semerias schwebte.
    Der Ausdruck darin hatte gewechselt. Zwar strahlte mir noch immer die Grausamkeit entgegen, aber es mischte sich auch ein wilder, ungezügelter Haß in sie hinein.
    Mir fiel ein, daß Suko von Kara gewarnt worden war. Sie selbst war damals nicht gegen Semerias angekommen. Der Herr der Schattenburg mußte noch über gewaltige Kräfte verfügen.
    Ich sah meinen Freund.
    Er hatte die Dämonenpeitsche gezogen und belauerte die zweite Bestie. Sie traute sich nicht anzugreifen, wobei nicht feststand, ob sie einen günstigen Zeitpunkt abwarten wollte oder sie sich vor der gefährlichen Dämonenpeitsche fürchtete.
    »Suko!«
    Er hörte meinen Ruf und drehte den Kopf.
    Ich hielt mein Kreuz hoch.
    »Okay, John!«
    Er hatte die Bestie abgelenkt und schlug zu. Die Silberkugel war von mir vergeblich verschossen worden. Ich war gespannt darauf, ob es die Peitsche schaffen würde.
    Suko hatte hart und gewaltig zugeschlagen. Ich rechnete damit, daß die drei Riemen auch treffen würden. Es war alles wie sonst, sie fächerte auch auseinander, aber sie bewegten sich langsam, als wären sie nur leichte, dünne Spinnenarme, die durch die Luft wischten und vom leichtesten Windhauch beeinflußt wurden.
    Der Werwolf entkam ihnen mit gleitenden Bewegungen, und die Riemen reagierten ähnlich wie meine Kugel. Sie zuckten von einer Seite zur anderen, als würden sie gegen irgendwelche Hindernisse schlagen, die nur für sie sichtbar aufgebaut worden waren.
    Das schrille Heulen der Bestie sollte wohl Triumph ausdrücken. Sie wollte Suko vom Rücken aus angreifen.
    Ich lief dem Werwolf entgegen.
    Und ich war verdammt schnell.
    Um mich herum aber zuckte es plötzlich. Ich hatte das Gefühl, gegen Hindernisse zu laufen, vor Glas zu rennen, von irgendwelchen matten Spiegeln abzuprallen, aber das alles konnte mich nicht aufhalten, denn das Kreuz schaffte mir freie Bahn.
    So kam ich an ihn heran!
    Die Bestie sah aus, als wollte sie auf Suko zufliegen, denn sie hatte sich schon abgestoßen.
    Bevor Suko es schaffte, sie mit einem Tritt zu stoppen, war ich über dem Werwolf.
    Ja, es war wie ein Überfall. Ich kam mir selbst vor wie ein Tier, als ich in seinen Rücken sprang und er meinem Druck nicht standhalten konnte. Er fiel, ich rammte ihn zu Boden, als sollte er dort hineingespitzt werden.
    Mein Kreuz erwischte seinen Rücken.
    Er brüllte, aber der Schall wurde vom Erdreich verschluckt, gegen das ich seine Schnauze gestoßen hatte.
    Sein Rücken bekam ein Loch. Der widerlich riechende Qualm drang mir entgegen, er wischte über meine Lippen, auch unter der Nase hinweg, und ich ekelte mich vor dem Gestank.
    Aber ich bekam ihn klein.
    Als ich mich zur Seite rollte und aufstand, da wälzte auch er sich auf den Rücken.
    Es war wie bei einem Vampir. Die Kraft meines Kreuzes hatte dafür gesorgt, daß er sich wieder zurückentwickeln konnte und seinen menschlichen Körper bekam.
    Es war der Körper einer Frau…
    Ich schluckte, ich spürte den Druck in Kehle und Magen, denn vor mir lag sehr bald die tote Nora Shane.
    Sie war in Atlantis ein Werwolf gewesen, hatte dort ihr »Leben« verloren, war wiedergeboren worden und war nun zum zweiten Mal vor meinen Augen gestorben.
    Diesmal für ewig?
    Ich wußte es nicht. Ich wollte nur hoffen, daß sie nicht wiedergeboren wurde.
    Ich drehte mich.
    Suko war nicht untätig geblieben. Er kümmerte sich um das Paar aus dem Wohnwagen, das mit dem Schrecken und einigen leichten Verletzungen davongekommen war.
    »Er ist noch da, John!«
    »Danke.« Suko hätte mich nicht erst zu warnen brauchen, ich sah ihn sowieso.
    In der Achterbahn war der Weißhaarige zu mir gestiegen, um mich zu warnen oder um mich auf eine Spur zu locken. So genau wußte ich das noch immer nicht.
    Jetzt
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