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1081 - Die Mutprobe

1081 - Die Mutprobe

Titel: 1081 - Die Mutprobe
Autoren: Jason Dark
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Warner kicherte, als er daran dachte. In seinen Augen lag ein wilder Glanz. Die Katze hatte er in eine Hecke geschleudert, hinter der er saß und abwartete. Erst später würde er zum Haus schleichen und die alte Vettel, die dort lebte, umbringen.
    Er säuberte das Messer, indem er die Klinge über den Boden strich und dachte über den Begriff Vettel nach. Früher hatte er ihn nicht gekannt. Heute allerdings wußte er, was er bedeutete. Er stammte noch aus der Vergangenheit. Alte Frauen, die nicht unbedingt ladylike aussahen, wurden so genannt.
    Das Messer war gut. Sehr praktisch. Es würde auch die Vettel töten, und damit waren die Dinge dann in die Reihe gebracht worden. Da hatte er die Mutprobe bestanden.
    Mike Warner war noch jung. Knapp über Zwanzig. Ein Student, der tagsüber ein völlig normales Leben führte. Das war auch in der Nacht so gewesen, bis zu dem Zeitpunkt, als er und seine Freunde auf die Idee gekommen waren, den alten Friedhof zu besuchen. Ja, dieses Gelände, vor dem sich die Menschen fürchteten, weil dort jemand begraben lag, über den man ungern redete. Aber es war auch etwas Besonderes, den Friedhof zu betreten, in der Nacht, zur großen Mutprobe.
    Mike setzte sich hin. Der Rasen war weich und die Erde gar nicht kalt. Eine wunderschöne Septembernacht, ohne Nebel, Regen oder andere Störungen.
    Eine Nacht zum Träumen.
    Auch Mike Warner träumte.
    Er schloß die Augen, ohne zu schlafen. Er mußte sich diesen kurzen Augenblick einfach gönnen und sich mit dem befassen, was einmal gewesen war. Seine Gedanken glitten zurück in die nahe Vergangenheit, und bis zu dem Punkt hin, an dem alles begonnen hatte…
    ***
    Das Zimmer war klein wie auch die anderen Räume des Hauses. Und es war nicht nur mit Möbeln vollgestellt, sondern auch mit ausgestopften Tieren, wie Hasen, einem Fuchs, einem Vogel, der auf einem an der Wand hängenden Brett stand, und einer Katze, die ihren Platz mitten auf dem runden Tisch gefunden hatte.
    Eine zu warme Luft fächerte Suko und mir entgegen. Zwar war eines der kleinen Fenster spaltbreit geöffnet worden, aber die Zufuhr von Frischluft hielt sich trotzdem in Grenzen.
    In der Ecke stand eine alte Stehlampe mit einem zu großen Schirm. Er sah aus wie aus gelblicher Haut gefertigt und zeigte bräunliche Einschlüsse, die das sowieso nicht eben starke Licht noch schwächer machten.
    Milena Kovac hatte darauf bestanden, daß nur diese eine Lampe brannte. Das war immer so, und das sollte auch in dieser Nacht so bleiben.
    Der frischeste war ich nicht. Mir hing noch immer der Fall in Deutschland in den Knochen, der zwar kurz, dafür aber sehr heftig gewesen war. Dagmar Hansen und mir war es gelungen, unseren Freund Harry Stahl aus einem dämonisch angehauchten Wald zu befreien, in dem eine gewisse Anena das Regiment geführt hatte, unterstützt von Mandragoro, einem Umwelt-Dämon. Harry hatte es überlebt. Er war allerdings angeschossen worden und lag nun in einem Kölner Krankenhaus, um die Schußwunde im Oberschenkel ausheilen zu lassen.
    Ich hatte mit Dagmar Hansen schon gesprochen und mich nach Harry erkundigt. Er war gerade noch rechtzeitig unters Messer gekommen, sonst hätte es böse für ihn ausgesehen, denn die Wunde war immer schlimmer geworden. Sie hatte schon angefangen zu eitern, und auch das Fleisch hatte sich an den Wundrändern bereits verfärbt.
    Anena, die sich selbst als Hexe angesehen hatte, war zu einem Fisch geworden und hatte geschwiegen. Sie war nicht mehr mein Problem, denn um sie würde sich Dagmar Hansen kümmern und sicherlich auch Harry Stahl, wenn er dazu in der Lage war.
    Zum Ausruhen war ich nicht gekommen, denn Suko hatte mich mit aufs Land geschleift. Zu dieser Milena Kovac, einer seltsamen Frau, die vor Jahren aus Tschechien eingewandert war und sich in der Einsamkeit niedergelassen hatte.
    Ich gähnte.
    »Müde?« fragte Suko.
    »Nicht mehr als sonst.«
    Er lachte. »Und was tust du in der Nacht?«
    »Da sitze ich herum, wache und denke daran, wie schön es doch wäre, jetzt im Bett zu liegen und zu schlafen. Aber das wird wohl leider ein Traum bleiben.«
    »Zumindest heute.«
    »Weißt du, wie meine letzte Nacht ausgesehen hat? Ich hatte ja eigentlich nach London fliegen wollen, aber die Maschine war besetzt gewesen. Ich habe dann so gut wie nicht geschlafen, mich noch mit den deutschen Behörden herumgeschlagen, wobei ich froh sein konnte, Dagmar Hansen an meiner Seite gehabt zu haben, die alles auf sich nahm, und dann ist mir kaum
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